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Bistum Erfurt

Jetzt umdenken

Interview mit dem Katholikenrats-Vorsitzenden des Bistums Erfurt

Alois Wolf

Neben den Pfarrgemeinde und Dekanatsräten nimmt besonders der Katholikenrat eines Bistums die Interessen der Laien auf. Im Bistum Erfurt wurde Alois Wolf in seiner Funktion als Vorsitzender des Katholikenrates bestätigt.

Welche Aufgaben hat ein Katholikenrat?
Zum einen soll der Katholikenrat die Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft beobachten. Wir erarbeiten uns eigene Standpunkte, die wir in die Kirche und in die Gesellschaft hineintragen wollen. Wichtig ist dabei die Zusammenarbeit zwischen Bischof, Seelsorgeamt und Laien. Gemeinsam sollen und wollen wir um die Einheit des Bistums Sorge tragen. Wenn es unterschiedliche Positionen gibt, ist es notwendig, das Gespräch zu suchen und gemeinsam zu einer Lösung zu kommen. Zum anderen ist das konkrete Glaubenszeugnis gefragt. Wir als Katholikenrat sind mit aufgefordert, den Glauben, das Glaubenszeugnis in die Gesellschaft hineinzutragen.
Wie hat sich die Gemeinde und die Dekanatsreform auf die Arbeit des Rates ausgewirkt?
Die Umstrukturierung bleibt ein Thema. Im Jahr 2008 werden ja die nächsten Gemeinden zusammengelegt. Wir müssen uns fragen, was hat das für Auswirkungen auf das Leben der Gemeinden. So haben wir im Vorfeld eine Gemeindebefragung unternommen, um Rückmeldung aus den Gemeinden zu bekommen. Die Ergebnisse werden derzeit in einer Arbeitsgruppe gesammelt, um sie dann an den Bischof weiterzugegeben.
Worum geht es da inhaltlich?
Unter anderem hatten wir die Frage gestellt, wie die Gemeinden mit weniger Hauptamtlichen leben können. Es ist heute einfach eine Frage: Wie können sich die Laien stärker einbringen, was können sie übernehmen und wo sollte Kirche offener reagieren?. Unser Bischof steht dem Engagement der Laien offen gegenüber, wir müssen mit ihm gemeinsam für unser Bistum denken und handeln. Es geht darum, das Kleid der Kirche so anzupassen, dass es für uns in Thüringen richtig sitzt.
Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Bischof?
Sehr gut! Wichtig ist für uns, dass wir mit dem Bischof im Gespräch sind und das geht sehr unkompliziert. Er selbst kommt regelmäßig zu den Vollversammlungen und nimmt sich Zeit, um sich mit den Vertretern auszutauschen. Er informiert über seine Anliegen und wir stellen unsere Fragen.
Was kann der Katholikenrat entscheiden?
Wir können unsere Sicht auf Vorgänge in Kirche und Gesellschaft jederzeit äußern. So waren wir unter anderem angefragt, als es damals um Schwangerschaftsberatung ging. Andere Themen sind immer wieder die Familien und der Religionsunterricht. Allerdings ist der Katholikenrat kein entscheidendes sondern ein beratendes Gremium. Was strukturelle Fragen angeht, können wir dem Bischof Empfehlungen geben oder Wünsche äußern. Im Kirchensteuerrat haben wir einen stimmberechtigten Vertreter.
Wie bringen Sie sich in die Aktion "Das Licht des Evangeliums auf den Leuchter stellen" ein?
Das ist ein Thema, das weiter mitgetragen wird. Wir haben beispielsweise Ende 2004 eine Broschüre zum Ehrenamt veröffentlicht. In ihr wurden viele Formen des Ehrenamtes aufgelistet, die innerhalb der Kirche möglich sind: Im Sozialen, im liturgischen Bereich, Chor, Musik, Ministrantenarbeit ... Ich denke, es geht auch da immer um das Evangelium.
Wie schätzen Sie die Situation der Katholiken vor Ort ein?
Das ist immer ein Wechselspiel, die einen sehen in die Kirche und sagen, das genügt uns, und die anderen sehen sehr politisch nach außen und sagen, da müssen wir uns viel stärker einbringen: Ich finde beide Seiten haben ihre Berechtigung. Ich würde mich freuen, wenn die Jüngeren mehr Verantwortung im Katholikenrat übernehmen würden. In den nächsten Jahren steht hier sicherlich ein Generationswechsel an.
Was sind die aktuellen Anliegen des Katholikenrates?
Wir müssen stärker in die Pfarrgemeinden hineinkommen, dort wahrgenommen werden. Wir müssen die Gemeinden begleiten, wissen wo der Schuh drückt und ihre Anliegen im Großen vertreten. Dazu kommt der Aufbau der Dekanatsräte, zu der wir ermuntern. Allerdings gibt es da Schwierigkeiten. Zum einen durch die gerade durchgeführte Dekanatsreform und zum anderen dadurch, da es oft nicht klar ist, welche Aufgaben der Dekanatsrat hat. Wichtig ist auch die Mitarbeit im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Wir sind mit drei Mitgliedern aus dem Katholikenrat im ZdK vertreten und wollen die Entwicklungen und Tendenzen im Bistum auf der Bundesebene einbringen.
Warum lohnt die Mitarbeit im Katholikenrat?
Ich würde sagen, es ist eine Möglichkeit die Geschicke des Bistums aktiv mitzugestalten. Das Leben und die Probleme der Gemeinden werden so bis zur Leitungsebene getragen. Das ist sehr wichtig, gerade in einer Zeit, in der wir umdenken müssen. Eine versorgte Kirche, wie wir sie bis jetzt kennen, wird es auf Dauer nicht mehr geben. Wir müssen jetzt umdenken und uns fragen: Was können und sollen wir selber in die Hand nehmen.

Fragen: Holger Jakobi

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 51 des 55. Jahrgangs (im Jahr 2005).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 23.12.2005

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