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Auf zwei Minuten

Wer kommt in das Himmelreich

...von Pater Damian

Pater Damian Meyer Eine rabbinische Geschichte: Rabbi Baruka aus Chusa ging oft auf den Marktplatz von Lapet. Eines Tages erschien ihm dort der Prophet Elia, und Rabbi Baruka fragte ihn: "Gibt es unter all diesen Menschenmassen einen einzigen Menschen, der Anteil an der kommenden Welt haben wird?" Elia antwortete: "Es gibt keinen." Später jedoch kamen zwei Menschen auf den Marktplatz, und Elia sagte zu Rabbi Baruka: "Diese beiden werden Anteil an der kommenden Welt haben." Rabbi Baruka fragte die beiden neu Hinzugekommenen: "Was ist denn euer Beruf?" Sie antworteten: "Wir sind Clowns. Wenn wir jemanden sehen, der traurig ist, dann erheitern wir ihn. Wenn wir zwei Menschen sehen, die sich zanken, versuchen wir, sie wieder zu versöhnen." (Nach Jakob J. Petuchowski)
Diese Geschichte will sicher nicht sagen, nur Clowns hätten Anteil am Reich Gottes. Aber sie wirft die Frage auf: Haben nicht Menschen, die einfach und selbstlos und ohne Hinterhalt gut sind zu ihren Mitmenschen, etwas von einem Clown an sich? Sie scheinen nicht recht in die harte Arbeitswelt mit Leistungs- und Erfolgsdenken, mit Karrieremachen und Konkurrenzkämpfen zu passen. In einer Welt, in der man fragt: "Was habe ich denn davon?" wirken sie wie Fremdkörper. Sie werden oft belächelt und vielleicht als Spinner bezeichnet, weil sie anders sind.
So einfach die rabbinische Geschichte klingt, sagt sie doch Wesentliches über die jüdische und auch christliche Glaubenspraxis aus: Wer einen lebendigen Gottesglauben hat, verlegt - wie Jesus - sein Eigengewicht und seinen Mittelpunkt von sich weg zum Nächsten. Die Liebe, besonders zu den Armen und zu kurz Gekommenen, bestimmt sein Verhalten. Er versucht, den Frieden, den er von Gott erhalten hat, weiterzutragen in die menschlichen Beziehungen. Seine Stärke ist die Freude an Gott, die er ausstrahlen möchte hinein in eine zerrissene und zerstrittene Welt.

Wenn gute Christen auch oft als nicht ganz ernst zu nehmende Clowns und Fantasten angesehen werden, so sind sie am Ende doch klüger als "die Kinder dieser Welt", denn sie haben etwas in die Zukunft investiert, was bleibt: Die Liebe.

Ein Spruch, den ich an einem alten Haus in Torgau fand, ermahnt: "Wir bauen hier so feste / Und sind doch fremde Gäste / Und wo wir ewig wollen sein / Da bauen wir oft nicht hinein."

Pater Damian Meyer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 30 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 27.07.2001

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