Stachel im Fleisch der Gemeinde
Für seine langjährige Afrika-Hilfe wurde Rudolf Schirmer aus Cottbus mit dem "Bene merenti" geehrt
"Ich habe nichts gewusst, es kam völlig überraschend", sagte Schirmer, der sich seit 15 Jahren um die Partnerschaft der Cottbuser Mariengemeinde mit Accra-Dansoman in Ghana kümmert, zu der Ehrung. Die Unterstützung für die afrikanischen Christen reiche allerdings schon etwas länger zurück, verrät Schirmer. Durch Cottbuser Studenten habe man bereits vor der Wende Kontakt aufbauen und Hilfslieferungen organisieren können.
Seit 1991 betreibt der frühere Fernmelde-Ingenieur diese Hilfe im großen Stil – ehrenamtlich. Viele Gemeindemitglieder unterstützen ihn, wofür er sehr dankbar ist. Hilfe kommt aber auch von außerhalb. Schirmer reist auf eigene Kosten nach Ghana, um nachzusehen, wo der Schuh drückt und um Kontakte zu knüpfen.
Die Hilfslieferungen, die eine enorme logistische Herausforderung darstellen, können sich sehen lassen: Für Pfarreien und Priesterseminare konnten insgesamt rund 80 Schreibmaschinen geliefert werden, 60 Computer für kirchliche Schulen, Nähmaschinen, 14 000 Tonnen Medizin sowie 9000 Brillen für Bedürftige. Schirmer hat den Bau von acht Brunnen für die Dörfer um Accra angestoßen, die 20 000 Menschen versorgen. Gesamtwert: 40 000 Euro. "Bei jeder Brunneneinweihung war ich dabei", erzählt er stolz. Hinzu kommt die Errichtung von zwei Photovoltaikanlagen, die unter der afrikanischen Sonne besonders effektiv sind.
Die Unterstützung der Katecheten in den verstreuten Gebieten Ghanas liegt Rudolf Schirmer besonders am Herzen. ",Gehet in alle Welt und verkündet das Evangelium‘ hat Jesus uns aufgetragen." So beschreibt er den Grund für sein Engagement. "Gott möge Ihre Arbeit weiterhin segnen, denn Afrika braucht unsere Hilfe", sagte Bischof Rudolf Müller sichtlich ergriffen bei der Verleihung der Päpstlichen Verdienstmedaille "Bene merenti". Schirmer, der an diesem von der Pfarrei regelmäßig durchgeführten "Afrika-Sonntag" traditionelle afrikanische Kleidung trägt, will sich weiter für den schwarzen Kontinent einsetzen. Er ist der "Stachel im Fleisch der Gemeinde", wie es die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Regina Nowakowski ausdrückt, der auf die Armut und Not in der Dritten Welt aufmerksam macht.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 19.01.2006