Etwas vom Himmel spüren
Neujahrsempfang von Propst Heinz Josef Durstewitz: Lösungen der Probleme gemeinsam finden
Propst Heinz Josef Durstewitz, der Bischöfliche Kommissarius für das Eichsfeld warb bei seinem diesjährigen Neujahrsempfang etwas verschmitzt für das Lesen von Abenteuerbüchern. Sie würden zeigen, dass es auch anders gehen kann, das verschiedene Menschen immer wieder eine Wendung der Geschichte vollbringen können. Und so vertraut der Propst besonders auf die Verschiedenheit aller Eingeladenen, die Buntheit ihrer Profile und ihrer Ansichten. "Wir müssen es ertragen, dass Uniformität nicht stimmt. Die Verschiedenheit ist der Reichtum der Demokratie. Lösungen kommen aus der Vielzahl, einer alleine hat sie nicht", betonte Propst Durstewitz und warnte zugleich davor, das Heil nur in der eigenen Meinung oder gar in Diktaturen zu suchen. Letztere seien zwar erfolgreich, würden allerdings immer in einem Scherbenhaufen enden.
Abschließend wünschte der Propst auf Alt-Eichsfeldisch allen ein glückseliges Jahr: "Glück" fürs Lotto beispielsweise, und "Seliges" für die Seele. Er ermutigte aber auch, nicht nachzulassen in dem Bemühen, die Region Eichsfeld zu einem menschenwürdigen Raum zu machen: "Einen Himmel auf Erden wird es zwar auch hier nicht geben, aber vielleicht lässt sich hier etwas vom Himmel spüren."
Dem Festvortrag zum Neujahrsempfang hielt Thüringens Sozialminister Klaus Zeh. Sein Thema war die Familie. Zeh forderte dazu auf, nicht immer nur die ökonomischen Argumente auszuspielen, vielmehr sei die Familie ein hoher Wert, ein Wert, der für sich stehe. Zudem verteidigte der Minister die Thüringer Familienoffensive, die Kinder und Familie neu in den Mittelpunkt stelle. Klaus Zeh würdigte weiter die aktuellen Zeichen aus Berlin, die es gerade Berufstätigen – beispielsweise Akademikern – erleichtern sollen, neben der eigenen Karriere Ja zum Kind zu sagen.
Minster Zeh würdigte unter anderem die Elternleistung. Erziehungsarbeit dürfe nicht länger gegen die Erwerbsarbeit ausgespielt werden. So sei es an der Zeit darüber nachzudenken, die Erziehungszeiten besser auf die Renten anzurechnen. Mit Blick auf Thüringen verwies Zeh darauf, dass es mit dem Geburtendurchschnitt zwar langsam bergauf gehe, der nötigen Durchschnitt von 2,1 Geburten je Frau aber noch lange nicht erreicht ist. Derzeit liegt die Geburtenrate bei 1,3 Kinder. Zum Vergleich: 1989 lag sie bei 1,5 und 1994 bei 0,8 Kindern. Abschließend forderte der Sozialminister eine Rückkehr zu den traditionellen Werten und Tugenden ein. So benannte Zeh: Geborgenheit, Verläßlichkeit, Offenheit, Optimismus, Wahrhaftigkeit..
Einer, der selbst diese Werte immer wieder hochhält, ist Landrat Dr. Werner Henning. In seinem Grußwort betonte er, dass es in Zeiten, in denen sich der Staat aus immer mehr Bereichen zurückzieht, stets auch darauf ankomme, nicht zu resignieren, sondern vielmehr nach Lösungen im Rahmen des Kreises oder der Kommunen zu suchen. Henning forderte zudem, dass es für die Region wichtig sei, dass die Menschen den Grundsätzen ihrer eichsfeldischen Prägung treu bleiben.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 01.02.2006