Liebe wirkt provozierend
Bischof Rudolf Müller zur ersten Enzyklika von Papst Benedikt XVI.
Görlitz (tdh) - Unter dem Titel "Deus caritas est" hat Papst Benedikt XVI. seine erste Enzyklika veröffentlicht. Für den Tag des Herrn beschreibt Bischof Rudolf Müller seinen Eindruck.
"Als ich den Text der schon erwarteten ersten Enzyklika Papst Benedikt XVI. "Deus caritas est" in den Händen hielt und die ersten Seiten überflog, hatte ich den Eindruck, eine Vorlesung aus vergangener Studienzeit vor mir zu haben. Der klare thematische Aufbau, die logische Entfaltung der Gedanken, die Abgewogenheit der Aussagen verraten den ehemaligen Theologieprofessor, dessen Bücher wir mit Begeisterung gelesen haben.
Dass er für sein erstes Rundschreiben das zentrale Thema "Liebe" gewählt hat, lässt allgemein aufhorchen. Gerade auch weltliche Medien nahmen mit Interesse Bezug darauf, meist mit erstaunlich positiven Bemerkungen. Allein das Thema aus dem Munde des Oberhauptes der katholischen Kirche gesprochen, wirkt provozierend und regt zur genaueren Lektüre dieses Rundschreibens an.
Dies sollte uns Katholiken, die Seelsorger wie die Laien, um so mehr anregen, die Enzyklika "Deus caritas est" mit besonderer Aufmerksamkeit zu studieren, Zeile für Zeile, Abschnitt für Abschnitt, nicht nur den zweiten, mehr praktischen Teil, sondern auch den ersten, der mehr lehrhaften Charakter besitzt. Es lohnt sich!
Spannend für mich ist daraus die Frage des Zusammenspiels von Gerechtigkeit und Liebe in den Dimensionen des göttlichen und menschlichen Lebens, ... die Tugend der Gerechtigkeit im Nebeneinander von Staat und Kirche.
Wenn der Papst am Schluss an das Beispiel der Heiligen, besonders der Gottesmutter, erinnert, so schwingt hier wohl jene Spiritualität mit, die der Heilige Vater wie ein Vermächtnis von seinem verehrten Vorgänger aufgenommen hat."
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 01.02.2006