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Bistum Magdeburg

Gerechte Sprache

Frauenforum diskutiert über Bibelübersetzungen

Evangelische und katholische Frauen beschäftigten sich auf Einladung des Diözesanverbandes der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands mit dem Projekt 'Bibel in gerechter Sprache'. Foto: Katharina Handy Magdeburg - Beim diesjährigen Frauenforum des Diözesanverbandes der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) lernten evangelische und katholische Frauen gemeinsam das Projekt "Bibel in gerechter Sprache" kennen.

"Ich steige auf zu meinem Gott und eurem Gott, zu Gott, die mich und euch erwählt hat." Zunächst mag diese Übersetzung eines Wortes aus dem Johannes-Evangelium wie ein Druckfehler aussehen, denn das Wort "Gott" ist doch eigentlich ein männliches Substantiv. Ziel des Projekts "Bibel in gerechter Sprache" ist es jedoch nicht, die deutsche Grammatik neu zu schreiben, sondern sich in der neuen Übersetzung um klarere Ausdrücke des in der Bibel Gemeinten zu bemühen. Ungewohnt schien zu Beginn diese Herangehensweise auch für die Teilnehmerinnen des Frauenforums zu sein. Einen Tag lang befassten sich am vergangenen Sonnabend im Magdeburger Roncalli-Haus katholische und evangelische Frauen mit diesem Thema.

Annäherung an eine gerechtere Sprache

"Es gab Übersetzungen, mit denen wir uns nicht richtig anfreunden konnten und die Widersprüche in uns erzeugten. Andere aber fanden wir unheimlich gelungen", beschrieb kfd-Diözesansprecherin Barbara Striegel ihre Eindrücke aus den Vorbereitungstreffen des ökumenischen Leitungsteams des diesjährigen Frauenforums.

Luise Metzler vom Projekt "Bibel in gerechter Sprache" wies jedoch darauf hin, dass eine einzige Übersetzung nie der Urschrift gerecht werden könne. "Wir haben nicht den Anspruch, die Bibel perfekt zu übersetzen, sondern so gerecht wie nur möglich", so Frau Metzler. "Gerecht" heißt im Fall dieser neuen Bibelübersetzung, dass etwa die in den biblischen Texten gemeinten Frauen wie Prophetinnen und Jüngerinnen auch genannt werden. Außerdem wird die traditionelle Auslegung ebenso berücksichtigt wie der jüdischchristliche Dialog. Die Übersetzer und deren Berater orientieren sich dabei am aktuellen Forschungsstand und bemühen sich um eine verständlichere Sprache.

Meist mehr als eine Übersetzungsmöglichkeit

Dass es meistens mehr als eine Übersetzungsmöglichkeit gibt, zeigt auch der Umgang mit dem Gottesnamen, der im hebräischen Original mit dem Tetragramm JHWH dargestellt wird. 15 verschiedene Übersetzungen sind in der "Bibel in gerechter Sprache" zu finden: der oder die Ewige, Gott, "Ich bin da", der oder die Heilige und andere. Luise Metzler argumentiert, Gott habe schließlich Frau und Mann als sein Ebenbild geschaffen, dementsprechend könne er also ebenso gut mit weiblichen wie männlichen Begriffen umschrieben werden.

Gudrun Liebetrau, eine der Teilnehmerinnen, zeigte sich angetan von der Herangehensweise des Projekts, an dem Fachleute aus ganz Deutschland beteiligt sind: "Es ist interessant, wie die Sprache von der Gesellschaft beeinflusst wird und die Gesellschaft von der Sprache. Das ist ja auch bei dieser neuen Übersetzung der Fall."


Die "Bibel in gerechter Sprache" erscheint Ende Oktober. Weitere Infos: www.bibel-in-gerechter-sprache.de.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 8 des 56. Jahrgangs (im Jahr 2006).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 22.02.2006

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