Einzigartige Kulturlandschaft
Ein neuer Bildband unternimmt eine Kirchenreise durch Schlesien
"Meine Heimat könnt ihr nicht zerstören", hat Gertrud von Br../../incken einst in ihrem Abschiedsgesang an das Kurland beschworen, denn Heimat bedeutet verwurzelt zu sein, den Atem der eigenen Herkunft und die vertraute Umgebung auch nach Jahren zu spüren. Heimatliche Erinnerungen wird mancher empfinden, der die neue Edition des Görlitzer Senfkorn- Verlags in den Händen hält.
Der von Paul Gerhard Eberlein herausgegebene Bildband "Schlesische Kirchen" versteht sich nicht nur als ein Beitrag zum Deutsch- Polnischen Jahr 2005/2006, sondern will den Blick auf eine einzigartige Kulturlandschaft richten, die 60 Jahre nach Krieg und Vertreibung Polen und Deutsche miteinander verbindet und zu Freunden gemacht hat. "Je mehr die Menschen auf beiden Seiten einander kennen lernen, um so leichter werden Bitterkeit, Enttäuschungen und Vertrauensverlust schwinden und Trennendes in den Hintergrund treten", ist der Herausgeber überzeugt.
Das vor allem evangelisch geprägte Buch versammelt polnische und deutsche Kunstfotografen, um eine Auswahl der schönsten Kirchen Schlesiens zu zeigen. Görlitz, Liegnitz, Breslau, Jauer, Hirschberg, Striegau, Neisse, Schweidnitz und Oppeln sowie die Klöster Leubus, Heinrichau, Grüssau und Trebnitz sind nur einige Stationen auf dieser schlesischen Kirchenreise.
Im einleitenden Textteil – der allerdings nichts originär Neues bietet – werden unter anderem Aspekte der Entstehungsgeschichte des schlesischen Kirchbaus beleuchtet. Besonders wird auf den Bau der Friedens-, Gnaden- und Bethauskirchen hingewiesen, die vor allem von der religiösen Toleranz des Preußenkönigs Friedrich II. nach den großen Schlesischen Kriegen Zeugnis geben. Mit dabei sind auch ein Teil der 138 in Schlesien erhaltenen Holzkirchen, deren Bau vor allem durch den Waldreichtum in der Region möglich wurde. Die ältesten Holzkirchen stammen aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Die beiden noch bestehenden Friedenskirchen gehören heute zum Weltkulturerbe der Vereinten Nationen. Ein eigener Beitrag informiert über das Wirken des Zisterzienserordens in Schlesiens.
Abgesehen davon, dass die Kirchen bis heute im religiösen Alltag genutzt werden, gehören die in Polen gelegenen Gotteshäuser zu den bedeutendsten Kulturdenkmälern, die das Land zu bieten hat.
Manchmal wünscht sich der Leser beim Durchblättern des Bandes etwas mehr Liebe zum Detail und eine intensivere Betrachtung. Zudem sind die Auswahlkriterien nicht immer einleuchtend. Während der einst evangelischen Liebfrauenkirche in Liegnitz, heute katholische Bischofskirche, fünf Seiten gewidmt sind – einschließlich der Fensterdarstellung mit der Hochzeit Luthers – begnügt man sich beim berühmten Annaberg, immerhin dem bekanntesten Wallfahrtsort Schlesiens, mit einem Bild und einer Textpassage von 19 Zeilen am Schluss. Dennoch ist der Band eine kleine Perle in der schlesischen Schatztruhe.
Hinweis
Paul Gerhard Eberlein (hg): Schlesische Kirchen, 124 Seiten, 23,90 Euro
Informationen:
Senfkorn-Verlag Alfred Theisen
Brüderstraße 13
02826 Görlitz
Telefon (0 35 81) 40 20 21
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 22.02.2006