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Bistum Görlitz

Im Dienst am Menschen

Die Caritas Senftenberg hat ihre Tagesstätte für Obdachlose nach einer Sanierung wieder eingeweiht

Gemeinsam Wege aus der Not finden: Ein Obdachloser wird von Sozialarbeiter Volker Hänneschen beraten. Foto: Martin Kliemank Senftenberg - Nach zweijähriger Sanierung weihte die Caritas Senftenberg in der vergangenen Woche ihre Tagesstätte für Obdachlose wieder ein.

Das Haus der Caritas-Kreisstelle Senftenberg zur Betreuung Obdachloser sei nach seiner Sanierung kaum wieder zu erkennen, stellt Caritasdirektor Rudolf Hupe bei der Einweihung fest. Mit seinem hellen gelben Anstrich wirkt es um einiges freundlicher und einladender, sodass Hupe nur wünschen kann, dass Hilfsbedürftige fortan noch eher das Beratungsangebot der Einrichtung nutzen.

Zeichenhaft steht das Gebäude im Herzen Senftenbergs. Denn das Schicksal der Obdachlosen ist eng mit der Stadtgeschichte verbunden. Zu DDR-Zeiten verhalf der Bergbau der Region zum Aufschwung und vielen gab er Arbeit. Heute liege die Industrie brach. Tausende zogen der Arbeit hinterher und gingen in den Westen. "Zurück blieben oftmals jene, welche sich der neuen Situation nicht schnell genug anpassen konnten." Als ehemaliger Bergmann spricht Sozialarbeiter Volker Hänneschen aus Erfahrung.

Mit einer Spende des Caritasverbandes der Diözese Rottenburg- Stuttgart konnte 1993 in einer kleinen Zwei-Raum- Wohnung eine Tagesstätte und Beratungsstelle für Obdachlose eröffnet werden. "Wir hatten sofort Bedarf. Täglich fanden sich in der Tagesstätte zehn Obdachlose ein", erinnert sich Clemens Wilkowski, Kreisstellenleiter der Caritas in Senftenberg. Die Nachfrage wuchs. Nach einer Erweiterung 1996 konnte im Jahr 2000 dann das Haus in der Burglehnstraße erworben werden.

Den Mitarbeitern wurde bei ihrer Arbeit jedoch schnell klar, dass den Obdachlosen statt der kurzfristigen Hilfen nur ein langfristiger Wiedereingliederungsprozess helfen konnte. Die Caritas entwickelte deshalb ein dreistufiges System. Clemens Wilkowski beschreibt es mit den Schlagwörtern "verhindern – lindern – verändern". Die Mitarbeiter setzen damit auf eine Begleitung der Wohnungslosen, um so zum Beispiel zu vermeiden, dass sie die Techniken der Haushaltsführung verlernen.

"Die Dauer der Obdachlosigkeit bewirkt auch eine zunehmende Verwahrlosung der betroffenen Person. Dies möglichst aufzuhalten und extreme Zuständen zu verhindern, ist täglich die Aufgabe der Mitarbeiter", beschreibt Wilkowski die Intention der Tagesstätte. Alle Versorgungen sollen selbstständig durchgeführt werden, von der Reinigung der Räume bis zur Kleiderwäsche.

Auch das Wohnen wird trainiert. Erst in einer Wohngruppe später im ambulanten Einzelwohnen. Eine Rückfallquote von null Prozent derer, die das Programm vollständig durchliefen, bestätigt den Erfolg des Trainingsprogramms und ist zugleich Würdigung der hier geleisteten Arbeit.

"Dieses Weihwasser ist kein Zauberwasser", versucht Dekan Christian Pabel den Obdachlosen bei der Segnung ihres Gemeinschaftsraums begreiflich zu machen. "Doch es kann euch Gottes Segen bringen." Damit deutet er an, was Volker Hänneschen so ausdrückt: "Wir können den Obdachlosen nur die Hand zur Hilfe reichen, nehmen müssen sie sie selbst."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 9 des 56. Jahrgangs (im Jahr 2006).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 02.03.2006

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