Fit für die Erwerbstätigkeit
Ein Kurs für Berufsrückkehrerinnen in Naumburg

"Sie sind hoch motiviert, gut ausgebildet und sie alle leiten ein erfolgreiches Familienunternehmen. Die acht Teilnehmerinnen des Kurses für Berufsrückkehrerinnen in der Familienbildungsstätte in Naumburg sprühen nur so vor Selbstbewusstsein und Zuversicht. In Kürze haben sie eine fünfmonatige Weiterbildung absolviert, die ihnen den erfolgreichen Wiedereintritt ins Berufsleben erleichtern soll.
Die Frauen im Alter von Ende zwanzig bis Mitte fünfzig sind langzeitarbeitslos und haben von sich aus an dem Kurs teilgenommen. Oft haben sie ihr Berufsleben wegen der Erziehung und Betreuung ihrer Kinder oder aufgrund pflegebedürftiger Angehöriger unterbrochen. Jetzt streben sie zurück in die Erwerbstätigkeit – und können Kompetenzen vorweisen, die bewusst in das Training eingebunden werden und die jeder Arbeitgeber schätzen müsste.
Mit Familienkompetenz als Pfund wuchern
"Mütter und Hausfrauen sind gewohnt, mehrere Dinge zu koordinieren und zu planen. Diese Familienkompetenz ist ein Pfund, mit dem sie auf dem Arbeitsmarkt wuchern können", sagt Diplom- Soziologin Dörte Nedderhut. Sie ist die Leiterin des Projekts in Trägerschaft des Familienbundes, das im November nach Anregung durch einen Innovationskreis aus Politikern, Arbeitsmarktakteuren, Vertreterinnen von Fraueninitiativen und der Gleichstellungsbeauftragten im Burgenlandkreis angelaufen ist. Gefördert wird das Zentrum von Europäischer Union und Land. Frau Nedderhut gibt jedoch zu bedenken: "Wir müssen die besonderen Kompetenzen dieser Frauen erst einmal den Arbeitgebern klarmachen, die in Kindern eher einen Unsicherheitsfaktor sehen." Auch die Kursteilnehmerinnen hätten erst darin bestärkt werden müssen, welche Managerqualitäten sie besitzen.
Mittlerweile wissen die Frauen jedoch, dass sie sich nicht zu verstecken brauchen. "Was wir in unseren Familien leisten, ist nicht selbstverständlich", sagt die Naumburgerin Winnie Schmidt. Die 31-jährige , gelernte Bürokauffrau ist verheiratet, hat zwei kleine Kinder und seit vier Jahren keinen Arbeitsplatz.
Auf die Teilnehmerinnen zugeschnittene Ausbildung
Das Projekt "Kompetenzzentrum für Berufsrückkehrerinnen" richtet sich in den vermittelten Inhalten zu einem großen Teil nach den Fähigkeiten und Biografien der Teilnehmerinnen. So konnte die Frau Schmidt mit drei weiteren Frauen ihr Wissen in der Buchhaltung auffrischen, nahm aber wie alle anderen am Bewerbungstraining und an einer Farb- und Stilberatung teil und lernte, sich selbstbewusst zu präsentieren.
Sprachtraining, Stressbewältigung und Vorbereitung auf das im letzten Kursmonat anstehende Praktikum gehören ebenfalls zum Programm. Dörte Nedderhut und die Sozialpädagogin Beate Jaquet stehen stets für persönliche Gespräche und Beratung bereit. "In diesem Kurs habe ich meine Stärken kennen gelernt", sagt Winnie Schmidt, die bereits bei einem Vorstellungsgespräch für eine Stelle als Bürokauffrau war und zum Probearbeiten eingeladen wurde. "Durch die Hilfe und Unterstützung hier habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, eine Anstellung in meinem Traumberuf zu bekommen."
Der zweite ganztägige Kurs für Berufsrückkehrerinnen hat am 1. März begonnen. Vier Durchgänge sind geplant.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 09.03.2006