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Aus der Region

Familien entscheiden die Zukunft

Vertreter von Politik und Kirchen fordern eine spürbare Solidarität zwischen den Generationen

Potsdam / Lübbenau - Der demografische Wandel stellt die Regierungen vor nie da gewesene Herausforderungen und zwingt die Politik zum Handeln. Doch auch in der Bevölkerung muss ein Umdenken einsetzen.

Die Bildung von Wohngemeinschaften unterschiedlicher Altersgruppen steht hoch im Kurs und zeigt den Trend an: Die Gesellschaft braucht eine neue Solidarität der Generationen. "Die Jagd nach der ewigen Jugend und die Altersdiskriminierung muss aufhören", forderte der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) auf dem zweiten Demografiekongress des Landes Brandenburg. "Wir müssen das Altern lernen," zitiert er den Autor Frank Schirrmacher, "denn schon in 20 Jahren wird sich die Mehrheit unserer Bevölkerung im Seniorenalter befinden."

Wichtigstes Ziel: Weniger Arbeitslose

Zur Solidarität zwischen Jung und Alt gehört der Generationenvertrag. Roswitha Schier aus Lübbenau, Sprecherin für Gesundheit und Soziales der CDU-Landtagsfraktion in Brandenburg und aktive Katholikin, sieht es als große Aufgabe an, zwischen der wachsenden Zahl von Rentenempfängern und der sinkenden Zahl Erwerbstätiger zu vermitteln. "Das wichtigste Ziel stellt die Reduzierung der Arbeitslosigkeit dar", meint Frau Schier, denn diese belaste nicht nur die Rentenkassen, sondern auch die Kranken- und Pflegeversicherungen.

Doch genauso müssten die Bedingungen für die Familie, die "Basis unserer Gesellschaft", verbessert werden. "Ich lehne die Politik ab, die Familie anderen Lebensformen gleichstellt, denn die Familie ist der beste Ort für Bildung und Erziehung, Geborgenheit, Liebe und die Wertevermittlung", ist sich Roswitha Schier sicher. Die Ergebnisse der neuesten Studie über die Brandenburger Jugend (Tag des Herrn Nr. 7) stimmen sie optimistisch: Die Mehrzahl junger Menschen möchte eine Familie gründen. Hingegen sei der Wunsch nach Kindern erschreckend gering – besonders unter Akademikerinnen. "Unsere jungen Menschen müssen wieder ,Ja‘ zu Kindern sagen. Sie müssen verinnerlichen, dass Kinder ein Gewinn sind. Nicht erstrangig für die Gesellschaft, sondern für sich selbst", ist die CDU-Politikerin überzeugt. Als Mutter zweier Söhne macht sie Frauen Mut, sich für ein Kind zu entscheiden und setzt sich für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein. "Die Wirtschaft reagiert auf die Bedürfnisse junger Familien mit Kindern viel zu langsam und klagt andererseits über das Fehlen von Fachkräften." Teilzeitarbeitsplätze und variable Arbeitszeiten könnten eine Antwort sein. In der Diskussion um mehr Familienfreundlichkeit müsse aber auch jeder selbst durch das eigene Vorbild von Liebe, Toleranz, Vertrauen und Verantwortung die Familien stärken, meint Roswitha Schier.

Ehe und Familie müssen stärker beachtet werden

Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels betrachtet auch der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky die Familie als ein drängendes und zukunftsentscheidendes Thema. "Ehe und Familie stellen für die Gesellschaft einen Wert dar, der in seiner Bedeutung noch viel stärker als bisher beachtet werden muss", bekräftigt der Vorsitzende der Kommission Ehe und Familie der Deutschen Bischofskonferenz und verweist auf das Zweite Vatikanische Konzil. Dort heißt es im Dokument "Gaudium et spes" (Freude und Hoffnung): "Ehe und Familie sind für den Fortbestand der Menschheit von größter Bedeutung, ... für Würde, die Festigkeit, den Frieden und das Wohlergehen der ganzen menschlichen Gesellschaft." Um ihrer selbst willen müsse es der Gesellschaft darum gehen, dass Ehepaare und Familien sich entfalten können.

Im Zuge der Initiative der Deutschen Bischofskonferenz "Hier beginnt die Zukunft: Ehe und Familie" fordert Kardinal Sterzinsky, Familien stärker am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen. Das bedeutet, ihnen Informations- und Bildungsmöglichkeiten zugänglich zu machen, sie in die Arbeitswelt zu integrieren sowie an politischen Entscheidungsprozessen teilnehmen zu lassen. Alle, die Einfluss in der Gesellschaft haben, müssten es als ihre "heilige Aufgabe" betrachten, Ehen und Familien zu fördern.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 11 des 56. Jahrgangs (im Jahr 2006).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 16.03.2006

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