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Bistum Dresden-Meißen

Lehrer im Außendienst

Norbert Meyer unterrichtet an acht Standorten Religion

Norbert Meyer Dresden - Norbert Meyer ist der mobilste Religionslehrer, den es im Dekanat Dresden gibt. An acht Standorten zwischen Dresden und der Sächsischen Schweiz unterrichtet er Mittelschüler und Gymnasiasten in katholischer Religion.

"Unter den gegebenen Bedingungen habe ich kaum Chancen, katholische Religion zu einem auch für Nichtchristen attraktiven Unterrichtsfach zu machen". Kein Frust, aber nüchterner Realismus klingt aus Norbert Meyers Worten. Nur in einer einzigen Lerngruppe unterrichtet er vormittags. Der übrige Unterricht findet in Randstunden statt, teilweise müssen seine Schüler sich nachmittags noch einmal extra auf den Weg in die Schule machen. Grund dafür ist die geringe Zahl katholischer Schüler. Die Lerngruppen mit den erforderlichen Mindestschülerzahlen kommen mit Ausnahmegenehmigungen des Schulamtes vielerorts nur klassen-, jahrgangsstufen- oder gar schulformübergreifend zustande. Für Jungen und Mädchen aus den verschiedensten Klassen einen gemeinsamen Termin zu finden, der auch noch zu einer dem Lernen förderlichen Tageszeit liege, sei so gut wie unmöglich, konstatiert Norbert Meyer.

Nicht nur für die Schüler, auch für den Lehrer bedeuten die zusammengesetzten Gruppen eine Herausforderung. Einerseits hat Meyer den Lehrplan im Blick, den er bestmöglich umsetzen muss, andererseits kann er die besondere Zusammensetzung seiner Klassen nicht einfach ignorieren. Die Kirche sollte seiner Ansicht nach mehr Fortbildungen für Religionslehrer anbieten, die unter anderem dieser Situation Rechnung tragen.

Bei Projektwochen bleibt Religion außen vor

Eine zusätzliche Erschwernis bringt Meyers fehlende Bindung an ein Lehrerkollegium. Offiziell hat er zwar eine so genannte Stammschule, doch auch hier unterrichtet er nur eine Stunde pro Woche. Wenn Konferenzen stattfinden, ist er in der Regel gerade immer in einer anderen Schule. "Darunter leidet auch die Position des Religionsunterrichts an den Schulen", bedauert er. Geht es um Projektwochen, um fächerverbindenden Unterricht oder um die Entwicklung eines Schulleitbildes – katholische Religion bleibt immer außen vor. Auch ökumenische Kontakte gibt es aus dem gleichen Grund kaum.

Nicht überall findet Meyers Unterricht in Schulräumen statt. Teilweise nutzt er auch kirchliche Räume. Dort passiert es zwar nicht, dass er vor verschlossenen Türen steht oder dass der Wischdienst bereits im Einsatz ist. Dennoch zieht er die Schulen als "Veranstaltungsort" vor. Dort erreicht er auch die katholischen Schüler, die nicht aus kirchlich sozialisierten Elternhäusern kommen. In Gemeinderäumen sitzen in der Regel nur Kinder von Kirchgängern vor ihm.

Da Norbert Meyer ehrenamtlich Dekanatsbeauftragter für katholischen Religionsunterricht ist, hat er einen guten Überblick über sein eigenes Einsatzgebiet hinaus. Im Gymnasial- und Mittelschulbereich gibt es im Dekanat Dresden an 30 Standorten katholischen Religionsunterricht. Neben wenigen hauptamtlichen Lehrern sind viele Gestellungskräfte im Einsatz – kirchliche Mitarbeiter, die mit Beauftragung des Schulamts in den Pfarreien schulischen Religionsunterricht erteilen.

Trotz der intensiven Anstrengungen nehmen nur etwa 70 Prozent der katholischen Schüler am Religionsunterricht teil, aus unterschiedlichen Gründen. In den ländlichen Gebieten hängt das vorwiegend mit der regionalen Zerstreuung zusammen. Insbesondere in den Städten setzen viele Familien für ihre Kinder andere Prioritäten und lassen sie lieber vormittags am evangelischen Religions- oder am Ethikunterricht teilnehmen, damit sie nachmittags Freizeitangebote nutzen können. "Flächendeckend werden wir katholischen Religionsunterricht in dieser Region sicherlich nie in den Schulen anbieten können", ist Norbert Meyer in Anbetracht der sinkenden Kinderzahlen überzeugt.

Bedingungen verbessern, wo es möglich ist

Ihm ist es wichtig, dort, wo es möglich ist, die Bedingungen für die katholischen Schüler zu verbessern. Ein Lichtblick ist für ihn das Coswiger Modellprojekt für ökumenisch verantworteten Religionsunterricht, das im kommenden Schuljahr von den Grundschulen auf Mittelschule und Gymnasium übertragen werden soll. Dass der Unterricht dort nicht nur ein-, sondern zweistündig stattfinden kann, ist nur einer der Vorteile.Wünschenswert fände Meyer, das Projekt auch an weiteren geeigneten Standorten umzusetzen.

In der Großstadt Dresden und in anderen Zuzugsgebieten hält er es für sinnvoll, Lerngruppen zu schaffen, die an den Schulen fest integriert sind. Für Eltern könnte es ein Entscheidungskriterium bei der Schulwahl sein, wenn sie sicher wüssten, wo katholischer Religionsunterricht zum schulischen Profil gehört.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 12 des 56. Jahrgangs (im Jahr 2006).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 23.03.2006

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