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Bistum Görlitz

Christus zu den Brüdern bringen

Erinnerungen an Bischof Schaffran

Beeindruckend erzählte Marianne Seewald aus dem Leben von Bischof Gerhard Schaffran. Foto: Andreas Schuppert Jauernick - Ein Besinnungswochenende der Gemeinschaft der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) in Jauernick erinnerte an Bischof Gerhard Schaffran.

Begeisterung und Hochachtung sprechen aus den Worten von Marianne Seewald, wenn sie aus dem Leben ihres "Chefs" erzählt. 30 Jahre lang war sie die Sekretärin des früheren Görlitzer Kapitelsvikars und späteren Bischofs des Bistums Dresden–Meißen, das er bis 1987 leitete. In seiner schweren Krankheit hat sie ihn bis zu seinem Tod 1996 begleitet. Frau Seewald war am 18. und 19. März zu Gast beim Besinnungswochenende der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) im Jauernicker St.-Wenzeslaus-Stift

"Schaffrans Wirken als Bischof", sagt Marianne Seewald, "kann man nur verstehen, wenn man sein Leben kennt." So könne man auch Entscheidungen nachvollziehen, die für den einen oder anderen Zeitgenossen "umstritten" gewesen sein mögen. Wie die meisten seiner Generation war der 1937 in Breslau zum Priester geweihte Gerhard Schaffran geprägt durch Krieg und Vertreibung. Vieles, was er als junger Geistlicher in den Kriegstagen erlebte, ist heute in seinen Tagebüchern erhalten. Schon in seiner Jugendzeit gab es "Schlüsselerlebnisse", die sein Leben geprägt haben, weiß Marianne Seewald. Als er zum Beispiel auf die Berliner Kadettenschule kam, weit weg von zu Hause und der Familie, versprach er seiner Mutter in die Hand, "jeden Sonntag in die Kirche zu gehen".

Als 1939 der Krieg begann, wollte Schaffran "bei seinen Brüdern sein", ihnen in den Schützengräben beistehen und sie durch Gottes Wort und die Sakramente stärken. Als Feldgeistlicher erlebte er das unendliche Leid, den Tod vieler Soldaten, die Sinnlosigkeit des Krieges: "Was ist der Mensch?", notiert Schaffran betend in sein Tagebuch. Nach dem Krieg hätte er es besser haben können, aber freiwillig ging er mit den Landsern in die Gefangenschaft, wieder, "um Christus zu den Brüdern zu bringen." Dies wird sich wie ein roter Faden durch sein Leben ziehen. Auch als Bischof, zunächst in Görlitz, dann in Bautzen und Dresden, war es sein dringendes Anliegen, die Schwestern und Brüder im Glauben zu stärken.

Eines seiner großen Verdienste war die Verlegung des Bischofssitzes von Bautzen nach Dresden im Jahre 1980. Etwas, was sein "Vorgänger vergeblich versuchte", wie Marianne Seewald heute bestätigt. Krönender Abschluss seiner Amtszeit war das erste und einzige Katholikentreffen der DDR 1987 in Dresden.

Marianne Seewald erzählt noch so manche, auch amüsante Geschichte aus dem Leben von Bischof Gerhard Schaffran. Im Rückblick bereut sie es ein wenig, "ihn nicht ,nach mehr‘ gefragt zu haben", denn aus Bescheidenheit habe er manches für sich behalten. Was seinen Charakter ausmachte, habe am treffendsten einer seiner Schüler, Pfarrer Klaus Weyers, beschrieben: Schaffran sei ein Mann der Kirche gewesen, der auch um ihre Schwächen wusste. "Was an der Kirche zu leiden war, das litt er selbst."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 12 des 56. Jahrgangs (im Jahr 2006).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 23.03.2006

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