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Aus der Region

Was ist Integration?

Das aktuelle Caritasjahresthema

Christian Maschke

Liebe Leserinnen, liebe Leser! "Integration beginnt im Kopf" – so lautet das Caritas-Jahresthema 2006. Damit greift die Caritas eine politische Diskussion auf, die in den letzten Jahren an Brisanz zugenommen hat. Der Kompromiss des neuen Zuwanderungsgesetzes und dessen restriktive Anwendung führt zu einer Verringerung des Zuzugs. Gleichwohl ist Deutschland ein Einwanderungsland und muss sich dieser Tatsache stellen. Wenn in den neuen Bundesländern der Anteil der ausländischen Bevölkerung mit unter drei Prozent auch wesentlich geringer ist als zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen, so ist das Thema doch für alle Bundesländer von Relevanz. Integration geht uns alle an. Was aber ist mit Integration gemeint?

Der Deutsche Caritasverband definiert in den "Bausteinen für ein zukunftsweisendes Integrationsprogramm in Deutschland" Integration wie folgt: "Integration bezeichnet den Prozess zur umfassenden Eingliederung von Menschen in die Gesellschaft. Akteure dieses wechselseitigen und mehrdimensionalen Prozesses sind Menschen mit Migrationshintergrund und die Bürgerinnen und Bürger der einheimischen Gesellschaft. Dabei handelt es sich um einen andauernden und aktiv zu gestaltenden Prozess, der zum Aufbau einer Beziehung führt, die auf Gegenseitigkeit und Verantwortung beruht."

Dabei ist die Einstellung der Einheimischen nicht selten von Ängsten und Vorurteilen gegenüber denen geprägt, die Zuflucht oder einfach eine Lebenschance in Deutschland suchen. Das erschwert eine sachliche Diskussion über Migration und Integration.

Was aber kann die Diskussion entkrampfen? Was macht Integration einfacher? Vielleicht die Suche nach dem gemeinsamen Nenner? Auf diesen Weg setzt die Caritas, wenn sie auf zahlreichen Plakaten zum Fazit kommt: "Wir sind uns ähnlicher, als wir denken." Im Bestreiten des Alltags, im ganz Menschlichen, in der humorvollen Begegnung, wo Deutsche wie Zuwanderer dieselbe Freude oder den gleichen Geschmack teilen, wo Deutsche wie Zuwanderer mit denselben Pannen und Problemen konfrontiert sind, liegt ein Ansatz, um ins Gespräch zu kommen.

Diese Strategie entschärft die emotionale Debatte durch Reduzierung auf das Wesentliche: auf das einfache Menschsein für ein besseres Miteinander. Zwischenmenschliche Begegnung kann der Beginn von Integration sein: eine gesellschaftspolitische Schlüsselaufgabe der kommenden Jahre!

Gelungene Integration beinhaltet die Gestaltung von strukturellen Bedingungen, die in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht. Hierzu müssen Benachteiligungen etwa im Bildungs- und Ausbildungsbereich, auf dem Arbeitsmarkt, in der gesundheitlichen Versorgung abgebaut werden, hier ist die interkulturelle Öffnung von sozialen Diensten und Einrichtungen erforderlich. Dabei beschreiben die oben genannten Integrationsprogramme wichtige Handlungsschritte und -möglichkeiten.

Integration kann jedoch nur gelingen, wenn alle Beteiligten bereit sind, diesen Prozess aktiv mitzugestalten. Auf Seiten der Zuwanderer geht es um die Bereitschaft, unter Wahrung der eigenen Identität sich in die aufnehmende Gesellschaft einzubringen, etwa durch den Erwerb der deutschen Sprache. Die Mehrheitsbevölkerung muss die dauerhafte Einwanderung von Menschen aus anderen Kulturkreisen akzeptieren und das Zusammenleben mit ihnen bewusst und auf der Basis des gegenseitigen Respekts gestalten. Dabei ist jeder einzelne gefordert – und so beginnt Integration zuerst im Kopf.

Christian Maschke, Referent für Migration, Caritasverband für das Bistum Erfurt

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 15 des 56. Jahrgangs (im Jahr 2006).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 14.04.2006

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