Eine Zeit ganz ohne Spielzeug
Katholischer Kindergarten in Struth machte mit beim Projekt der Caritas zur Kinderarmut
Kurz vor dem Aschermittwoch war es soweit. Am so genannten "Fetten Donnerstag" wurde im katholischen Kindergarten Struth langsam damit begonnen, das Spielzeug "wegzuhexen". Im Dialog mit der Elternschaft hatten sich Kinder und Erzieherinnen dazu entschlossen, einmal für einige Wochen ohne Spielzeug auszukommen. Was folgte, war dann durchaus keine Zeit der Langeweile: Überall in den Zimmern finden sich Pappkartons, die von den Kindern bemalt, beklebt und zu kleinen Verstecken umfunktionier twurden. Da fand sich ein Karton, in dem einige Kinder Unterschlupf fanden, ein anderer lies nur noch den Kopf frei nach außen blicken. Wie Sabine Schmerbauch, die stellvertretende Leiterin mitteilte, habe sich in den Wochen der Fastenzeit gezeigt, welche Kreativität in den Mädchen und Jungen steckt. Erlaubt war alles, was diese Kreativität wecken konnte: Pappe, Papier, Stoffe, Buntstifte, Farbe.
Sabine Schmerbauch berichtet, dass es Kinderarmut im eigentlichen Sinn in Struth nicht gibt. Möglichkeiten zur Vermittlung der Thematik fanden sich dennoch. So beispielsweise die Antwortsuche auf die Frage: "Womit haben eigentlich Oma und Opa in ihren Kindertagen gespielt? In Rollenspielen erfuhren die Mädchen und Jungen, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, dass zu jeder Zeit so viel an Spielzeug da ist wie heute.
Eine andere Erfahrung der zurückliegenden Wochen ist die, das weniger oftmals mehr sein kann. "Ich hoffe, dass sich dieser Gedanke auch bei den Eltern festsetzt", sagt Sabine Schmerbauch. Im Kindergarten jedenfalls wird es auch nach Ostern nicht mehr die ganze Fülle von Spielsachen geben. Sabine Schmerbuch ist sich sicher, das die Kleinen die fehlenden Dinge kaum vermissen werden. "Es war uns einfach wichtig, dass auch die Kinder spüren, dass es auch mit weniger geht."
Projektarbeit hat im Kindergarten Struth Tradition. Neu war allerdings, dass ein ganzes Jahr unter eine Thematik gestellt wurde. Beendet wird das Projekt zur Armut bei Kindern Ende Mai beim Sommerfest. Sabine Schmerbauch ist sich sicher, dass sich das Mitmachen gelohnt hat: "Die Kinder haben viel gelernt, sie sind dankbarer geworden. Und es konnte ihnen ein Stück weit vermittelt werden, dass jeder Mensch gleich viel wert ist, egal ob er arm ist oder reich … und dass wir alle einander helfen können und sollen."
zAufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 14.04.2006