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Etwas zum geistigen Wiederaufbau beitragen

Vorgestellt: Pfarrer im Ruhestand Helmut Geiger

Pfarrer i.R. Helmut Geiger Schmochtitz - Helmut Geiger macht nicht viel Worte um seine Arbeit. Dabei hat der Pfarrer Bedeutendes geleistet: Die Religionslehrbücher, die er verfasst hat, verwenden die Kinder bis heute. Er hat den Anfang gemacht in der Seelsorge mit Behinderten. Am Sonntag, dem 12. August, feiert er sein 50. Priesterjubiläum.
Das Schwäbische klingt bei ihm noch immer durch. Es ist der Dialekt seiner Heimat: Geboren ist Helmut Geiger 1925 in Schwäbisch-Gmünd. Aufgewachsen in einer Arbeiterfamilie. Als 14-Jähriger schließt er sich der katholischen Jugendorganisation "Quickborn" an. Die wird 1936 von den Nazis verboten. Die Arbeit geht dennoch weiter, nun illegal. Da Geiger als Nazi-Gegner gilt, verweigert ihm der Schulleiter den Reifevermerk für das Abitur.
1944 wird Helmut Geiger zum Militär eingezogen. In der Kriegsgefangenschaft entschließt er sich, Pfarrer zu werden. Der Hauptgrund dafür: "Ich wollte etwas zum geistigen Wiederaufbau Deutschlands beitragen." 1946 beginnt Helmut Geiger mit dem Theologiestudium in Tübingen. Fünf Jahre später wird er zum Priester geweiht und geht als Vikar nach Esslingen am Neckar. Eigentlich habe er gleich in den Osten Deutschlands gewollt, sagt er. Dort, so hat er in einer katholischen Zeitschrift gelesen, herrscht Priestermangel. Doch erst 1953 erhält er Gelegenheit dazu. Er wird Kaplan in Riesa. Hier gibt es nur 3000 Katholiken, fünf Mal weniger als in Esslingen, und zu seiner Gemeinde gehören 60 Dörfer. Statt in romanischen und gotischen Kirchen tut er nun in einem umgebauten Offizierskasino Dienst. Mit 157 Mark Monatsgehalt. Für die weiten Wege hat er zum Glück einen nagelneuen VW Käfer, ein Abschiedsgeschenk der Esslinger Gemeinde. Wo immer er damit auftaucht, sind ihm staunende Menschen gewiss.

Doch die ärmlichen Lebensverhältnisse und die Diaspora-situation haben auch eine andere Seite: "Hier gab es eine ungeheure geistliche Aufgeschlossenheit. Das fiel mir gleich auf bei meinem Wechsel aus dem satten Westen." 1956 wechselt Geiger in die Großstadt, an die Propstei nach Leipzig. Nun beschließt er, für immer in der DDR zu bleiben. Zur gleichen Zeit schließt er sich den Oratorianern des Philipp Neri an. Hier findet er die Gemeinschaft, nach der er zu jener Zeit sucht: "Das Gespenst der Einsamkeit stand vor mir."

Nach zwei Jahren in Geising wird er 1961 als Kaplan in Pirna Mitbegründer des dortigen Oratoriums. In diesem Jahr erscheint auch seine erste Publikation zum Religionsunterricht: ein Buch über Beichte und Kommunion für Schüler der zweiten Klasse. Weitere folgen in den Jahren danach. "Kinder Gottes", "Zeichen der Liebe", "Kinder des Lichtes" heißen die bekanntesten. Das habe ihm besonders gelegen: "Theologie für die Mentalität von Kindern zu übersetzen." In Pirna hält er Einführungskurse für Religionspädagogen. Er wird zu einem der "Chefkatechetiker" in der DDR. "Dieses pädagogische Faible hat mich nie losgelassen."

Nach zwei Jahren als Kaplan an der Katholischen Hofkirche in Dresden leitet er ab 1965 Kurse im Caritas-Heim in Naundorf bei Pirna. Erstmals weist er nach, dass man auch mit Kindern meditieren kann. Diese "Vorformen des Meditierens" machen ihn auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Er ist der erste im deutschsprachigen Raum, der Exerzitien auch mit Ehepaaren praktiziert.

Ab 1966 beginnt er, auch jene mit in die Arbeit einzubeziehen, die ein Schattendasein führen: die Behinderten. "Die körperlich Behinderten, noch mehr aber die geistig Behinderten standen damals überall am Rand", erzählt er. "In der Gesellschaft waren sie fast vergessen, aber auch in den Gemeinden wurden sie übersehen. Mit geistig Behinderten wussten Pfarrer nichts anzufangen." 1977 wird er der erste bischöfliche Beauftragte für die Seelsorge an Behinderten in der DDR.

Für seine Verdienste bekam er 1999 das Bundesverdienstkreuz. Ein Jahr nachdem er in den Ruhestand gegangen war. Heute lebt er mit dem Dresdner Oratorium im Bischof-Benno-Haus im ostsächsischen Schmochtitz. Zum Priesterjubiläum erwartet er etwa 120 Gäste. Unter ihnen werden auch viele Behinderte sein.

Tomas Gärtner

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 32 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 09.08.2001

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