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Bistum Dresden-Meißen

Glaubensgespräche am Telefon

„Neu Anfangen“ in der Region Borna: Schritt in die Öffentlichkeit stärkt ökumenische Gem

Borna - Christen verschiedener Konfessionen haben vor kurzem rund 20 000 Bürger im Leipziger Südraum angerufen, um ihnen das Buch "Offen gesagt" zum Geschenk anzubieten und sie einzuladen, über den Glauben ins Gespräch zu kommen.

Im Rahmen der ökumenischen Aktion "Neu anfangen – Christen laden zum Gespräch" haben freiwillige Helfer aus 22 Gemeinden mehr als 7000 Exemplare des Buches verschenkt, in dem 28 Christen aus der Region über ihren persönlichen Glaubensweg schreiben. Ein Arbeitsloser kommt darin zum Beispiel zu Wort, eine Bundestagsabgeordnete, ein Unternehmer, ein Betriebsratsvorsitzender, ein Asylbewerber und eine Vertriebene.

Mit der Resonanz sind die Veranstalter bislang sehr zufrieden, wenngleich sich der Erfolg einer Aktion wie "Neu anfangen" kaum messen lässt. Gina Blüthner aus der katholischen St.-Josephs-Gemeinde in Borna hat ihre Entscheidung zum Mitmachen nicht bereut. Seit die Vorbereitungen im Januar 2005 begannen, hatte sie immer wieder das Gefühl "Hier wirkt der Heilige Geist"; während der Telefonaktion manchmal so intensiv, dass sie eine Gänsehaut bekam. Begeistert erzählt die Mitarbeiterin der Bornaer Stadtverwaltung von der "unglaublich dichten Atmosphäre" während der Telefonaktion. Sie selbst gehörte zur "Arbeitsgruppe Spiritualität". In der Bornaer katholischen Gemeinde, wo während der heißen Phase eine von insgesamt fünf Telefonzentralen eingerichtet war, hat sie die allabendliche Arbeit der Anrufer, Buchpacker und -austräger im Gebet begleitet und war dabei keineswegs alleine.

Um die gemeinsam gestaltete Neu-anfangen-Kerze, die zuvor monatelang durch die Gemeinden der Region gewandert war, sammelten sich evangelisch-lutherische, freie evangelische, freikirchliche und katholische Christen und brachten ihre jeweiligen Gebetstraditionen ein. Lieder und Psalmen wechselten sich mit Zeiten des freien Gebetes und der Stille ab.

Wenn dann um 20 Uhr das letzte Telefonat beendet war, trafen sich Beter und Akteure zum Ausklang in der Küche des Gemeindezentrums. Die Anrufer berichteten von "sehr intensiven" Gesprächen. Gleich am zweiten Abend erzählte eine Anruferin von einem Gesprächspartner, der seinen Kirchenaustritt erwähnt hatte und der wissen wollte, ob er diesen Schritt wieder rückgängig machen könnte . "Das hat uns alle beflügelt", erzählt Gina Blüthner. Von einer Trennung zwischen den Gläubigen verschiedener Konfessionen sei in dieser Zeit des intensiven Miteinanders nichts zu spüren gewesen. "Es ist schön, sich so intensiv kennen zu lernen, sagt sie und ist überzeugt: "Auf diesem Weg der Ökumene müssen wir unbedingt weitergehen".

Die Öffnung nach außen hin sei für alle Beteiligten auch mit einer inneren Reifung einhergegangen. Dazu trugen auch mehrere Schulungen bei, die der Telefonaktion vorausgingen. Es ging dabei nicht nur um das Einüben von Gesprächstechniken, sondern auch um Themen wie "Das Gebet wieder entdecken" und "Vom Glauben reden lernen".

Die Aktion, die unter Schirmherrschaft des sächsischen Landesbischofs Jochen Bohl und des katholischen Bischofs Joachim Reinelt steht, ist noch nicht zu Ende: In den letzten Tagen sind alle, die das Buchgeschenk angenommen haben, in einer weiteren Telefonaktion zu Gesprächsrunden in Gemeinderäume und private Wohnzimmer eingeladen worden.

Zu Pfingsten soll ein ökumenischer Gottesdienst dann den offiziellen Abschluss bilden. Dass Buch und die Gespräche werden auch danach noch weiterwirken, hoffen die rund 500 Christen, die die Aktion getragen haben.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 18 des 56. Jahrgangs (im Jahr 2006).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 04.05.2006

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