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Bistum Erfurt

Urteilskraft und Verantwortung

Die politischen Handlungsfelder nutzen, sei es als gewählter oder als wählender Bürger

Ordinariatsrat Winfried Weinrich An diesem Sonntag sind die Bürgerinnen und Bürger in Thüringen zur Kommunalwahl aufgerufen. Der Tag des Herrn sprach darüber mit dem Leiter des Katholischen Büros der Bischöfe in Thüringen, Ordinariatsrat Winfried Weinrich:

Was macht eine Kommunalwahl aus Sicht der Kirche so wichtig? Warum sollen die Bürger zur Wahl gehen?

    Im Allgemeinen sind die Bürger eines Landes am stärksten mit dem Leben in ihren Kommunen verbunden. Gewöhnlich identifizieren sie sich mit ihrem Dorf oder ihrer Stadt. Sie kennen die Sorgen und Nöte, aber auch die positiven Seiten ihrer Kommune aus eigener Erfahrung. Da liegt es auf der Hand, auch politische Handlungsfelder zum Wohl der Bürger zu nutzen, sei es als gewählter oder als wählender Bürger.

Ist es nachvollziehbar, eine Kommunalwahl zum Stimmungstest für Landes- oder Bundesregierung zu erheben?

    Kommunalwahlen sind nur sehr bedingt mit Landtags- oder Bundestagswahlen zu vergleichen. Die politischen Themen haben jeweils ihre regionale Spezifik. Darüber hinaus tritt im kommunalen Bereich die Rolle der Parteien hinter dem Profil der zu wählenden Personen zurück. Die Bürger eines Dorfes oder einer Stadt erleben direkt, wie sich ein Bürgermeister um das Gemeinwohl bemüht.

Wie schätzen Sie die Entwicklung im kommunalen Bereich des Freistaates Thüringen bisher ein?

    Sicher sind im kommunalen Bereich Thüringens Wünsche offen geblieben. Wer jedoch als Besucher Thüringens Städte und Dörfer erlebt, kommt teilweise ins Staunen. Auch wenn sanierte Gebäude nicht die gesamte Wirklichkeit beschreiben, haben sich die Thüringer Kommunen gut entwickelt. Es gibt vorzeigbare Beispiele in der Ausgestaltung einer bürgernahen Verwaltung.

Viele der Kandidaten sind Christen. Wie können sie von ihren Gemeinden und vom Katholischen Büro in ihrer Arbeit unterstützt werden?

    Für nicht wenige Christen ist die aktive Kommunalpolitik zu einer qualifizierten und anspruchsvollen Form des Dienstes an den anderen geworden. Gerade die Funktionsweise des demokratischen Systems verlangt ein hohes Maß an Urteilskraft und Verantwortung. Allerdings muss zur Übernahme politischer Verantwortung sorgfältig motiviert hingeführt und vorbereitet werden. Dies kann nur in einer Atmosphäre der Wertschätzung des Systems der Demokratie gelingen. Hier tragen die Kirche und ihre Bildungsmöglichkeiten, insbesondere die Sozialverbände, Bildungswerke, Studentengemeinden, aber auch unsere Pfarreien eine hohe Verantwortung, denn ein Rückzug von Christen oder fehlender Nachwuchs bliebe für unser Gemeinwesen nicht ohne Folgen.

Fragen: Holger Jakobi



Hintergrund - Kommunalwahl 2006

Alle fünf Jahre werden im Freistaat Thüringen in der Zeit vom 1. Mai bis 31. Juli an einem Sonntag alle Kreistagsmitglieder, Gemeinderatsmitglieder und Ortsbürgermeister neu gewählt. Den konkreten Wahltag setzt die Landesregierung spätestens drei Monate vorher fest, so legt es das Thüringer Kommunalwahlgesetzt fest. Ebenfalls alle fünf Jahre werden die weiteren Mitglieder des Ortschaftsrats nach Maßgabe der jeweiligen örtlichen Hauptsatzung gewählt. Die Landräte, ehrenamtlichen und hauptamtlichen Bürgermeister werden auf die Dauer einer persönlichen Amtszeit von sechs Jahren gewählt. Diese Wahlen finden allerdings nicht in ganz Thüringen statt, sondern nur dort, wo die Amtszeit endet. So beispielsweise im Eichsfeld.

Alle Rechtsgrundlagen und diese Informationen sind auf den Internet-Seiten des Thüringer Landesamtes für Statistik unter der Internetadresse http://www.statistik.thueringen.de/ in der Rubrik "Wahlen in Thüringen" zu finden.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 18 des 56. Jahrgangs (im Jahr 2006).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 04.05.2006

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