Kinder und Jugendliche stärken
Religionspädagogen setzen sich mit der Drogenproblematik auseinander
Junge Leute wissen über Drogen gut Bescheid, die Erwachsenen fast gar nicht, sagt Torsten Wendt aus Cottbus. Der Polizeibeamte war am 26. April zu Gast im St.-Johannes-Haus, um Priestern, Gemeindereferenten und Religionspädagogen über seine Arbeit zu berichten und um Tipps zur Drogenprävention zu geben. Die Sucht, so Wendt, sei vor allem im Bereich der legalen Drogen "Massenerscheinung", die Ursachen dafür liegen oft im sozialen Umfeld der Betroffenen.
Statistiken sind oft nicht repräsentativ
Wendt liefert den 27 Teilnehmern der Tagung nüchterne Zahlen, an dessen Aussagekraft er allerdings selbst nicht so richtig glaubt. Denn die "Dunkelziffern liegen zwischen zehn und 100 Prozent höher." Statistiken seien deswegen oft nicht repräsentativ. Fast 7000 Drogendelikte gab es allein in Brandenburg im Jahr 2005. Die sogenannte Beschaffungskriminalität hat inzwischen mit 3,5 Prozent einen weiter steigenden Anteil an der Gesamtkriminalität erreicht. "Damit nähern wir uns immer mehr dem Bundesdurchschnitt", bedauert Wendt.
Selbst wenn es den Bereich der illegalen Drogen nicht gebe, "hätten wir immer noch genügend Probleme." Rund 5000 Brandenburger sind alkoholabhängig, 27 Prozent der Bevölkerung im Land sind Raucher. Und das Einstiegsalter sinkt immer mehr, weiß Torsten Wendt. Der Polizeibeamte fordert deshalb eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Eltern, Schulen, Erziehern. "Einzelaktionen nützen nichts", so Wendt, denn die "Drogensucht fängt früher an".
Ein Problem, das auch an christlichen Jugendlichen nicht vorbeigeht. Selbst wenn das soziale Umfeld stimmt, habe diese Gruppe zumindest "mit Alkohol und Nikotin zu tun", meint Diözesan- Jugendseelsorgerin Ingrid Schmidt. Mit den Jugendlichen darüber sprechen, ihnen Werte zu vermitteln, sei eine Möglichkeit der Prävention. Entscheidend sei aber immer wieder das Vorbild der Erwachsenen, die eine wichtige Verantwortung tragen.
Das ist auch das Credo von Torsten Wendt, der eine wirksame Strategie auf den Punkt bringt: Die Jugendlichen zu einer gesunden Lebensweise erziehen. Dazu gehöre aber auch, mit Schwierigkeiten und Problemen umzugehen. Seit einiger Zeit laufe in Cottbus ein Projekt, das "Schüler, Eltern und Lehrer gleichermaßen in die Drogenprävention einbindet". In Zusammenarbeit mit Studenten der Sozialpädagogik wurde ein Modell entwickelt, das Schüler zu Ansprechpartnern für Drogenprobleme ausbildet, mit denen die Betroffenen "auf derselben Ebene sprechen können". Im Endeffekt, so Wendt, komme es darauf an, Kinder und Jugendliche stärker zu machen als die Drogen.
Religionsunterricht hat präventive Aufgabe
Immerhin sprechen die sächsischen Schulexperten auch dem Religionsunterricht eine wichtige Aufgabe in der Drogenbekämpfung zu, wie Adelheid Kieschnick, Leiterin der Schulabteilung im Bischöflichen Ordinariat bestätigt. In der Werte- und Sinnvermittlung zum Beispiel, in der Suche nach der Lebensaufgabe oder bei der Krisenbewältigung. Für Torsten Wendt ist das Leben ohne Drogen möglich, auch wenn die "jungen Leute gegen die Erwachsenen gern rebellieren. Das haben wir schließlich auch gemacht."
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 04.05.2006