Traumberuf Politiker
Der Bundestagsabgeordnete Michael Kretschmer
Lang gestreckt ist die Empfangshalle des Berliner Paul-Löbe-Hauses, umgeben von Glas und Beton. Das Ganze verströmt den gewöhnungsbedürftigen Charme einer Arbeitsagentur. Und doch wird hier große Politik gemacht – zwischen Bundeskanzleramt und Reichstag haben die Abgeordneten des Deutschen Bundestages ihre Büros.
Einer von ihnen ist der CDU-Politiker Michael Kretschmer, der für den Wahlkreis 157 (Löbau-Zittau- Görlitz-Niesky) die zweite Legislaturperiode im Bundestag sitzt. Mit seinen 31 Jahren gehört der gelernte Diplom-Wirtschaftsingenieur zu den Jüngsten im höchsten deutschen Parlament. Kretschmer fühlt sich aber nicht als Hinterbänkler: Er will etwas bewegen, das Land voranbringen, eben auch mit den zukunftsweisenden Vorstellungen der jüngeren Generation. "Es ist zu wenig in Bewegung", zeigt sich der evangelische Christ etwas enttäuscht von der derzeitigen Politik. Die Parteien in der großen Koalition seien einfach zu unterschiedlich in ihren Auffassungen. "Mit der FDP wäre vieles einfacher gewesen, aber dies ist nun mal der Wählerwille."
Wenn Kretschmer mit Besuchern aus der Heimat spricht, scheint er stolz darauf zu sein, etwas von der großen, weiten Welt zeigen zu können, in die es ihn verschlagen hat. Seiner regionalen Popularität ist er sich durchaus bewusst – er genießt es, aber es bedeutet auch Verantwortung. "Ich bin sehr glücklich, es ist ein Traum. Aber manchmal wünscht man sich, dass man auch aus einem Traum erwacht."
Kretschmer hat so etwas wie eine Bilderbuchkarriere hingelegt. Im Wendejahr 1989, gerade mal 14-jährig, engagiert er sich für die Christlich Demokratische Jugend (CDJ), wird Mitglied im Landesvorstand der Jungen Union Sachsen und Niederschlesien. Er saß für die CDU im Stadtrat seiner Heimatstadt Görlitz (1994 bis 1999) und ist seit 2005 Generalsekretär der CDU in Sachsen.
Eine wichtige Rolle spricht der Politiker den Kirchen bei der Gestaltung des Landes zu, wobei er sich "ein noch größeres Eingreifen" der Christen ins politische Geschäft wünscht. Auch hier gilt sein Credo: Nur wer sich engagiert, kann etwas bewegen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 25.05.2006