Für den Dienst in der Gemeinde
Priesterweihen in Dresden, Erfurt und Görlitz
"Mir ist das Bild von der pilgernden Kirche wichtig geworden", erzählt Michael Messer (37). Ende der 80er Jahre hat der in Schwerin geborene Priesterkandidat dreimal als Jugendlicher an den Wallfahrten von Magdeburg zum Klüschen Hagis teilgenommen und dabei geistliche Erfahrungen gesammelt, die ihn bis heute prägen. "Damals ist mein Wunsch gewachsen, Priester zu werden", sagt der angehende Seelsorger des Bistums Erfurt.
Bistum Erfurt: Michael Messer
Der junge Mann studierte jedoch zunächst Volkswirtschaftslehre und arbeitete als Betriebswirt und Verkäufer. 1998 begann er dann in Erfurt Theologie zu studieren. Seine beiden Freisemester verbrachte er in Innsbruck. "Bei den Jesuiten in Innsbruck wird konsequent auf die Menschen in ihrem Alltag geschaut und versucht, auf ihre Situation Antworten aus dem Glauben anzubieten", sagt Messer. "Seitdem kommt es mir sehr darauf an, mit den Mitmenschen das Leben im Glauben zu teilen." Wichtig ist ihm zudem der ökumenische Blick. "Mein Vater war evangelisch. Ich habe als Jugendlicher intensive Kontakte zur Jungen Gemeinde gepflegt und bis heute gute Beziehungen zu evangelischen Christen."
In seiner künftigen Gemeinde möchte er Tage unter dem Motto Bibel und Rucksack anbieten. Gern will er demnächst auch einmal auf Wallfahrt nach Santiago de Compostela gehen. Als Primizspruch hat sich Messer einen Abschnitt aus einem Dreifaltigkeits-Lied von Heinrich Schütz gewählt – auch, weil er sehr gern singt.
Wie Michael Messer bringt auch Daniel Laske schon einiges an Erfahrungen mit. "Ich habe in meinen Praktika erlebt, dass die Menschen offen und dankbar auf einen zugehen, wenn man sich in den Dienst der Gemeinde stellt, selbst, wenn nicht alles perfekt ist, was man macht", sagt Laske, der aus der Cottbuser Propstei St. Maria Friedenskönigin stammt. "Mir bereitet zum Beispiel die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen viel Freude. Und wenn sich daran auch Helfer beteiligen, macht dies die Sache um so schöner."
Bistum Görlitz: Daniel Laske
Für nicht so einfach, aber um so nötiger hält es der 31-Jährige Bauingenieur und Theologe, den Glauben in einer Sprache weiterzusagen, die von den Menschen verstanden wird: "Um auskunftsfähig zu sein, müssen wir uns darum mühen, unsere oft sehr binnenkirchliche Sprache in die Worte der Menschen zu übersetzen", sagt Laske. Von Aktionismus im Blick auf den Kontakt zu Nichtchristen hält er nichts, wohl aber davon, sensibel zu sein, wenn Menschen etwa in Krisensituationen oder an Lebenswenden Fragen haben.
"Ich komme aus einer stinknormalen Gemeindekarriere", sagt Laske, danach gefragt, was ihn auf den Weg zum Priester geführt hat. Vorbild sei für ihn zum Beispiel der heilige Philipp Neri mit seinem Humor. Als Primizspruch hat sich Laske das Wort "Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen … (1 Petr 3,15)" gewählt.
Ähnlich wie Christian Bock (siehe Bericht auf der linken Seite) hat auch Markus Böhme (32) aus Oppach zweimal Anlauf genommen auf dem Weg zur Priesterweihe. Auch er ist sich sicher: "Was ich zwischendurch erlebt habe, war kein Umweg." Das Vorbild seines Oppacher Heimatpfarrers Johannes Kolodziej spielte eine nicht unerhebliche Rolle auf seinem Berufungsweg. "Er hat mich intensiv begleitet, aber nie bedrängt", erzählt Markus Böhme.
Bistum Dresden-Meißen: Markus Böhme
Der Pfarrer hatte sein musikalisches Talent gefördert, er nahm sich Zeit, gemeinsam das Pfarrhaus zu renovieren und auch mal für eine Partie Tischtennis. Nach dem Abitur im Spätberufenenseminar St. Josef in Fockenfeld begann der gelernte Tischler in Erfurt Theologie zu studieren. Nach einem Freisemester in Dublin setzte er das Studium jedoch zunächst als Laientheologe fort. Zwei Jahre lang war er dann Jugendreferent im Dekanat Plauen und war dort unter anderem auch für die katholischen Zivildienstleistenden des Bistums Dresden- Meißen zuständig. Auf der jährlichen Zivi-Fahrt nach Assisi, der Stadt seines Lieblingsheiligen Franziskus, fiel 2004 der Entschluss, den Weg zum Priestertum wieder aufzunehmen. Bei Gesprächen am Lagerfeuer und anderen Kontakten mit Jugendlichen hatte er immer wieder gemerkt: "Auch die jungen Menschen haben noch religiöse Fragen, und zwar auch diejenigen, die keine enge Bindung an die Kirche haben." Bei solchen Begegnungen nahm die Priesterberufung für ihn wieder klarere Konturen an.
Als wertvolles Instrument der Verkündigung sieht der Klavier–, Gitarre- und Orgelspieler die Musik. Während seines katechetischen Praktikums in Chemnitz gründete er einen Jugendchor und freut sich, dass die noch immer existiert. In Dublin sammelte er unter anderem auch Erfahrungen mit Gefängnis-, in Plauen mit Notfallseelsorge. Seine Diplomarbeit schrieb Markus Böhme über priesterlose Sonntagsgottesdienste und ihre Bedeutung für die Entwicklung der Gemeinden.
Der Dresdner Prälat Bernhard Rachwalski warb vor einigen Jahren in gut gefüllten polnischen Priesterseminaren um junge Männer, die bereit wären, sich für das Bistum Dresden-Meißen weihen zu lassen. Der Breslauer Adam Prokop (25), der gerade im fünften Semester Theologie studierte, fühlte sich angesprochen. "Ich merkte, dass ich die richtige Richtung in meinem Leben eingeschlagen hatte, fühlte mich aber dennoch am falschen Platz", erinnert er sich. In Polen wäre es ihm als Priesterkandidat beispielsweise nicht möglich gewesen, eine philosophische Diplomarbeit zu schreiben. Sein Thema in Erfurt war die polnische Nietzsche-Rezeption.
Bistum Dresden-Meißen: Adam Prokop
Mit dem letzten Papst verbindet Adam Prokop nicht nur die polnische Herkunft, sondern auch seine Leidenschaft für Literatur, Theater und die bereits erwähnte Philosophie. Unter anderem widmet er sich der Lyrik, als Konsument wie auch als Autor und Teilnehmer an Wettbewerben. "Mit der Kirche war ich mit 15 Jahren fertig", erzählt er über seine Berufungsgeschichte. "Wenn rund um mich herum alle katholisch sind, brauche ich das nicht auch noch zu sein", hatte er sich damals gedacht. Bei Exerzitien fand er als 17-Jähriger wieder zur Kirche zurück, und in dieser Zeit wuchs auch die Entscheidung, ins Priesterseminar einzutreten. Zeitweise hatte er intensiveren Kontakt zu verschiedenen Ordensgemeinschaften, doch dann wurde ihm klar, dass er – medizinisch gesprochen – "kein Spezialist, sondern lieber Allgemeinarzt" werden möchte.
Als Priester wünscht er sich, aus den Erfahrungen, die er in der polnischen Volkskirche und der ostdeutschen Diasporakirche gesammelt hat, jeweils das Beste in das Gemeindeleben einbringen zu können. Er absolvierte sein katechetisches Praktikum in Dresden-Pieschen, das Diakonatspraktikum in Plauen. Von seiner Langhaarfrisur will er sich übrigens für die Priesterweihe trennen, kündigt Adam Prokop an – aber nur vorübergehend.
Andrzej Glombitza (27) kam erst 2004, nach Ende seines Theologiestudiums, aus Opole (Oppeln) an das Erfurter Priesterseminar. Er kommt aus einer schlesischen Familie in Wierzch (früher Deutsch Müllmen) mit deutschen Vorfahren und hat bereits seit 1991 die deutsche Staatsbürgerschaft. Seine Diplomarbeit hat er über die Sorben geschrieben. An der deutschen Kirche gefällt ihm insbesondere der Umgang der Priester mit der Gemeinde: "Sie sind mittendrin, Priester für die Gemeinde und mit ihr, nicht neben oder über ihr".
Bistum Dresden-Meißen: Andrzej Glombitza
Sein Weg zum Priestertum verlief ohne größere Umwege, auch wenn er zwischendurch mal Zahnarzt und Germanist werden wollte. Schmunzelnd erzählt er von den Puppentaufen und Eheschließungen seiner Kindergartenzeit und von seinem Ministrantendienst. Während seines Studiums faszinierten ihn insbesondere die Liturgiewissenschaften. Andrzej Glombitza freut sich, dass seine Familie und seine Heimatgemeinde in Polen seinen Entschluss mittragen. Sein katechetisches Praktikum absolvierte er in der Zwickauer Pfarrei St. Nepomuk, sein Diakonatspraktikum in Grimma.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 01.06.2006