Als Kirche sichtbar bleiben
Döberner Pfarrei Corpus Christi feierte 100. Jahrestag ihrer Kirchweihe

In der Festmesse zum 100-jährigen Bestehen der Corpus-Christi- Kirche ermutigte der Görlitzer Bischof Rudolf Müller die Döberner Gemeinde vergangenen Sonntag, sich am starken Glauben ihrer Vorfahren zu orientieren, die wegen der entstehenden Glasindustrie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Döbern gekommen waren. Für Gemeindegründer wie den Glasmachermeister Germanus Theiss, nach dem vor vier Jahren sogar die staatliche Gesamtschule des Ortes benannt wurde, sei der Glaube keine Privatangelegenheit gewesen. Theiss habe christliche Ethik und Moral öffentlich wahrnehmbar gelebt. Unter anderem brachte er sich im Gemeinderat ein. Er zählte zu den Mitgründern eines Katholischen Arbeiter-Vereins, eines Radfahrervereins und verschiedener anderer Vereine.
Aktiven Laien wie Germanus Theiss sei es zu verdanken, dass in Döbern zuerst eine katholische Schule und dann die Kirche entstand, hatte André Schneider vom Diözesan-Caritasverband am Vortag während seines Festvortrags dargelegt. Erst sechs Jahre nach der Kirchweihe hätte die Döberner Gemeinde dann einen eigenen Seelsorger bekommen. Schneider, der selbst Döberner ist, erinnerte unter anderem an Pfarrer Wilhelm Stark, der von 1922 bis 1934 mit Unterstützung eines katholischen Glasfabrikanten die Gründung sozialer Einrichtungen vorantrieb: Zu seiner Zeit entstand ein Altersheim, ein Behelfskrankenhaus mit Entbindungsstation und ein Kindergarten und die Hedwigsschwestern aus Breslau gründeten ihre Döberner Niederlassung. Einfallsreichtum bewies Pfarrer Stark bei der Finanzierung der karitativen Arbeit seiner Gemeinde: Er ließ Messkännchen aus Kristallglas herstellen und verkaufte sie in ganz Deutschland.
Aus der Corpus-Christi-Gemeinde sind im Laufe des Jahrhunderts zwei Priester und sechs Ordensschwestern hervorgegangen. Heute gehören gut 300 Gläubige zur Pfarrei.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 01.06.2006