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Aus der Region

Konfessionell und ökumenisch

Religionslehrertag in Sachsen-Anhalt

Lehramtsanwärterinnen im Gespräch mit Matthias Hahn vom evangelischen Pädagogisch-Theologischen Institut Drübeck, mit Peter Brause von der Schulabteilung des Bistums Magdeburg und mit Andreas Verhülsdonk, Referent für Religionspädagogik im Bereich Glaube und Bildung der Deutschen Bischofskonferenz. Foto: Eckhard Pohl Magdeburg - Situation und Aufgaben des schulischen Religionsunterrichtes standen im Mittelpunkt eines ökumenischen Religionslehrertages in Magdeburg. Grundlage war dabei auch das Papier der Deutschen Bischöfe "Der Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen" (2005).

"Ein verantwortbarer Religionsunterricht kann nur von Lehrerinnen und Lehrern erteilt werden, die in der Tradition einer bestimmten Kirche stehen und sowohl deren Lehre als auch Praxis verkörpern", sagte Bischof Gerhard Feige bei einem ökumenischen Religionslehrertag im Magdeburger Norbertusgymnasium. Die Zusammenkunft stand unter dem Thema "15 Jahre Religionsunterricht in Sachsen-Anhalt" und widmete sich den neuen Herausforderungen, denen sich Religionslehrer gegenüber sehen.

Schülerinnen und Schüler dürften eine "klare, unmissverständliche Auskunft auf die Frage erwarten, wo ihre Religionslehrerin beziehungsweise ihr Religionslehrer steht", so der Magdeburger Bischof weiter. Damit sei aber die Frage nach seinem Bekenntnis gestellt, das wiederum das Fundament für Verständigung und Zusammenarbeit mit dem jeweils anderen Religionsunterricht bilde. "Konfessionell bedeutet nicht konfessionalistisch", so der Bischof, "sondern kann durchaus ökumenische Weite einschließen. Ein solcher Religionsunterricht bewegt sich in der Spannung zwischen Identität und Offenheit."

Im Beisein von Staatssekretär Winfried Willems vom Kultusministerium Sachsen- Anhalts lobte der Bischof den "Aufschwung" bei den Schulfächern Katholischer Religionsunterricht, evangelischer Religionsunterricht und Ethik in Sachsen- Anhalt, bedauerte aber, dass "für den klassen- und manchmal sogar jahrgangsübergreifenden Religionsunterricht nur eine Lage in den Randstunden oder sogar am Nachmittag" möglich ist. Zudem lasse sich die von den Kirchen immer wieder eingeforderte tatsächliche Zweistündigkeit des Ethik- und Religionsunterrichtes "offensichtlich bei dem begrenzten Angebot an Ethikunterricht nicht realisieren", beklagte Feige.

40 katholische Religions-Lehramtsstudenten in Halle

Insofern bleibe es also wichtige Aufgabe, sich gemeinsam um die Ausbildung, Weiterqualifizierung und Anstellung von Lehrkräften in allen drei Unterrichtsfächern zu bemühen. Feige gab seiner Freude über das Wachsen des Katholischen Instituts für Theologie und ihre Didaktik in Halle Ausdruck. "40 Lehramtsstudentinnen und -studenten für katholische Religion", so der Bischof, "sind eine ermutigende Zahl. "Wir wollen hoffen, dass diese jungen Menschen – wie die Absolventen der Evangelischen Fakultät in Halle – in unserem Land eine Anstellung finden."

Auch nach Darstellung von Andreas Verhülsdonk von der Kommission Erziehung und Bildung der Deutschen Bischofskonferenz kann nur der konfessionelle Religionsunterricht den Schülern Anwort auf ihre Frage geben, "was denn nun wahr ist, woran sie sich halten sollen". Ein vom weltanschaulich neutralen Staat angebotener LER- (Lebensgestaltung- Ethik-Religionskunde) oder Werteunterricht müsse zwar wie andere Schulfächer auch Werte vermitteln. In religiösen und weltanschaulichen Fragen müsse ein vom Staat angebotener Unterricht aber neutral sein. Und selbst ein allein staatlicher Religionsunterricht kann nur neutrale Religionskunde sein, so Verhülsdonk.

Bei vielen Eltern herrsche heute "religiöse Sprachlosigkeit und eigene Unsicherheit in Glaubensfragen", so der Referent weiter. Eltern erwarteten von den Religionslehrern, dass sie dies ausgleichen. Doch die Religionslehrer, so Verhülsdonk, können fast an nichts bei den Schülern anknüpfen.

Nach dem Willen der Bischöfe sollen die Religionslehrer deshalb den Schülern helfen, ihr Grundwissen über den Glauben der Kirche und über andere Religionen in möglichst strukturierter Form zu verbessern, so Verhülsdonk. Dabei gehe es darum, das vermittelte Wissen möglichst im Lebensalltag der Schüler zu verankern. Deshalb sollen die Religionslehrer zweitens die Schüler mit Formen und Orten gelebten Glaubens vertraut machen und sie mit Kirche und Gemeinde in Verbindung bringen. So wie etwa im Musik-Unterricht versucht werde, den Schülern auch die Freude am Singen zu vermitteln, gelte dies auch für den Religionsunterricht. Drittens sei es Aufgabe der Religionslehrer, den Schülern zu helfen, religiöse Dialog- und Urteilsfähigkeit zu entwickeln.

Schüler mit gelebtem Glauben in Kontakt bringen

Bei der Realisation dieser Aufgaben gelte es, regelmäßig die Wirksamkeit zu überprüfen, und eine Feedbackkultur zu entwickeln, so Verhülsdonk.

Der Vertreter der Bischofskonferenz dankte den Lehrern für ihren Dienst. "Sie sind in der Schule das Gesicht der Kirche. Ihr Zeugnis erreicht Menschen, die die Sprache und Rituale der Kirche nicht verstehen. Sie sind Brückenbauer zwischen Schule und Kirche, Öffentlichkeit und Kirche."



Information

"Der Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen" (2005)
www.dbk.de/schriften/DBK1a.Bischoefe/DB80.pdf

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 22 des 56. Jahrgangs (im Jahr 2006).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 01.06.2006

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