Unterwegs zum Wesentlichen
Fahrradpilger auf Bischof Bennos Spuren
Mit einem Lächeln im Gesicht bewältigt die Dresdnerin Antje Erler eine der zahllosen Steigungen: "Das sind immer die Augenblicke, wo ich froh bin, Gebetsanliegen dabeizuhaben – da weiß ich, wofür ich das mache." Nicht sportlicher Ehrgeiz hatte die junge Frau aus der Dresdner Petrus-Gemeinde motiviert, der Einladung von "25plus" im Bistum Dresden- Meißen zur Radtour "Benno by bike" zu folgen. Es war das Wallfahrtsfieber, mit dem sie sich bereits vergangenen Sommer auf dem Pilgerweg von Dresden zum Weltjugendtag nach Köln infiziert hatte.
Von den historischen Stätten schlagen die beiden Tourleiter, der Dresdner Pfarrer Christoph Baumgarten und Guido Erbrich aus Schmochtitz, immer wieder den Bogen zur Jetztzeit. Auf der Etappe von Wermsdorf nach Torgau am 1. Juni geht es um kirchliche Armut. Von der Kapelle in Nauberg, einem Stützpunkt für Bennos Sorbenmission, ist nichts mehr übrig. Die Missionskirchen der damaligen Zeit waren schlichte Holzbauten, erfahren die Pilger. Mit christlicher Armut nicht so viel am Hut hatte der letzte Meißener Bischof Johann von Haugwitz, um den es in der Mügelner St.- Johanniskirche geht, seiner Grabstätte. Von Haugwitz verkaufte Bennos Reliquien nach München und machte sich mit dem Erlös ein schönes Leben, weiß Cornelia Thiem, die das benachbarte Pfarrhaus bewohnt. Sie ist dabei, als die Fahrradpilger in der Kirche – wie jeden Mittag – für die Bistumsinitiative "Gemeinden im Aufbruch" die Pfingstsequenz beten und singen. "Man merkt, dass der Heilige Geist bei euch ist. Solch eine fruchtbare Gemeinschaft würde ich mir auch für meine Gemeinde wünschen", sagt die evangelische Christin. Im Gemeinderaum hat sie festlich den Tisch gedeckt und bewirtet ihre hungrigen Gäste mit Suppe in essbaren Brot-Tassen.
Der herzliche Empfang, den die Gruppe unterwegs in den Pfarrhäusern immer wieder erlebt, ist für Andreas Schmidt aus Leisnig besonders eindrucksvoll. In Hildesheim, wo Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger den Reisesegen spendete, gab es ein gemeinsames Frühstück mit Gemeindemitgliedern, in Goslar warteten Harzer Spezialitäten und Benno-Schnaps, in Engelsdorf eine aufgedrehte Heizung und in Wermsdorf frisch ausgewechselte Lattenroste...
Margret Kuschel aus Dresden-Johannstadt freut sich an der schönen Landschaft: "Da rauscht man sonst an der Autobahn einfach dran vorbei." Dass sich der Himmel meist in Grau zeigt, tut der Freude keinen Abbruch. Auf der Fahrradwallfahrt hat Margret Kuschel den heiligen Benno besser kennen gelernt, von dem sie vorher eigentlich nur wusste, dass es der Bistumsheilige ist. Vor allem sei ihr von neuem deutlich geworden, dass sie sich auf das eigentlich Wichtige konzentrieren muss: im Alltag als Christ zu leben.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 08.06.2006