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Bistum Magdeburg

Motivation und Verpflichtung

Ökumenischer Empfang der Kirchen in Sachsen-Anhalt

Die Kirchen fördern in herausragender Weise ethische Kompetenz, betonte Professorin Radlbeck-Ossmann vor Vertretern aus Politik und Gesellschaft beim Ökumenischen Empfang der Kirchen. Foto: Thomas Lazar Die Frage der Werte in der Gesellschaft stand am 1. Juni im Mittelpunkt des Ökumenischen Jahresempfangs der Kirchen für Politiker und andere Verantwortungsträger in Sachsen-Anhalt.

Die Hallenser Professorin für Systematische Theologie / Dogmatik, Regina Radlbeck-Ossmann, forderte die Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft indirekt auf, die Kirchen als Orte ethischer Kompetenz gebührend wahrzunehmen und zu unterstützen. Es seien zu allererst die Kirchen, "die ethische Kompetenz fördern und in dieser Funktion auf die Gesamtgesellschaft ausstrahlen. Insofern erheben sie zu Recht den Anspruch, den gesellschaftlichen Diskurs zu Fragen der Ethik mitzugestalten" sagte die Professorin vor Vertretern aus Landtag, Landesregierung und anderen gesellschaftlichen Bereichen, aber auch den Kirchen Sachsen-Anhalts in Magdeburg.

Nach Darstellung der Hochschullehrerin vom Institut für Katholische Theologie und ihre Didaktik an der Martin-Luther- Universität Halle sind in sonst keiner Religion Motivation und Verpflichtung, sich für das Wohl der Mitmenschen zu engagieren, so eng mit dem Glauben verbunden wie im Christentum. Nach den Ergebnissen human- und sozialwissenschaftlicher Studien seien es in herausragender Weise die Kirchen, die die Bereitschaft zu ethischem Verhalten fördern.

Radlbeck-Ossmann machte zugleich deutlich, dass es die oft zitierten christlichen Werte im streng wissenschaftlichen Sinne nicht gibt. Bei religionswissenschaftlichen und kulturanthropologischen Studien habe sich gezeigt, "dass sich Werte, die nur innerhalb des Christentums vertreten werden, oder die erst mit dem Christentum in das Bewusstsein der Menschheit getreten sind, nicht nachweisen lassen". Sogar das Gebot der Feindesliebe sei außerhalb des Christentums belegt.

Massenarbeitslosigkeit, Armut und Abwanderung sind ein kräftiger Appell, im Engagement zum Wohl der Menschen nicht nachzulassen, hatte zuvor Kirchenpräsident Helge Klassohn bei der Begrüßung betont. Ob und wie diese Probleme bewältigt werden, so der Dessauer Kirchenpräsident, davon hänge die Akzeptanz der Demokratie ab. "Der Wert der Gerechtigkeit will wie der Wert der Freiheit täglich vorgelebt sein."

Landtagspräsident Dieter Steinecke erinnerte daran, dass Gesellschaften, die allein auf weltliche Dimensionen gesetzt hätten, keinen Bestand hatten. "Glauben und Werte müssen ihren Ort in unserer Gesellschaft finden", so Steinecke. Die Christen seien aufgerufen, ihre ganze Kraft in Wirtschaft und Politik, Kultur und Medien einzusetzen. Es gelte, Antworten zu geben und Lösungswege aufzuzeigen.

Ministerpräsident Wolfgang Böhmer räumte "Grenzen politischer Administration und Einflussnahme" ein. Es werde immer deutlicher, "dass wir es zunehmend nötig haben, uns über die Grundlagen unseres Zusammenlebens und unseres Wertegerüsts zu verständigen". Nötig seien engagierte Mitbürger und Mitchristen mit Profil und einer Weite des Geistes, betonte Gastgeber Bischof Gerhard Feige.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 23 des 56. Jahrgangs (im Jahr 2006).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 08.06.2006

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