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Bistum Erfurt

Begegnet

Alles ist Gnade

Schwester Winfrieda Maria Petersen

"Jeder Mensch trägt eine Berufung in sich, die er erkennen und entfalten soll. Und so glaube ich, dass Gott mich in seinen Dienst gerufen hat, für seine Botschaft und sein Werk", betont Schwester Winfrieda Maria Petersen aus Jena, die Ende Mai auf 50 Jahre Ordensleben zurückblickte.

Richtungsweisend auf ihrem Weg waren unter anderem die Erfahrungen im Elternhaus. Hier wurde ihr religiöses Fundament gelegt, hier erfuhr sie Liebe und Geborgenheit. Doch schon früh musste Schwester Winfrieda Maria lernen, mit Leid umzugehen: Der frühe Tod ihrer Eltern, der Verlust der Heimat und die Trennung von den Geschwistern stellten ihr damals noch junges Leben vor große Probleme. "In solchen Situationen begab ich mich unter den Schutz Mariens und suchte Zuflucht im Gebet; auch fanden sich immer Menschen, die mir Mut machend zur Seite standen. – Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank", sagt sie heute.

Die Erlebnisse der letzten Kriegswochen des Zweiten Weltkrieges und die Vertreibung führten bei Schwester Winfrieda Maria zum Wissen, dass Christsein ein Mit- und Füreinander sein muss. "Was ich damals als junger Mensch erlebte, verstehe ich heute als Einübung in den späteren vinzentinischen Dienst; eine Richtung, die mir Gott sehr früh vorgezeichnet hat."

Sie fand ich den Weg in die vinzentinische Gemeinschaft, wo sie für Kranke, Arme und Hilfsbedürftige da sein konnte. Nach der Ausbildung zur Krankenschwester war Schwester Winfrieda Maria viele Jahre im Operationssaal tätig, danach wurde sie in der Krankenhausseelsorge eingesetzt. Ab 1991 schließlich arbeitete sie im Jenaer Altenheim der Caritas und übernahm dort die Leitung. Nach dem Umzug ins neue Luisenhaus (2001) konnte sie aus Altersgründen alle bisherigen Aufgaben abgeben. Allerdings sind sie und eine Mitschwester im seelsorglichen Bereich des Altenzentrum weiter tätig. Sie sagt: "Viele Menschen kommen zu uns mit Sorgen und Nöten, die oft Schweres erlebt haben und schwere Schicksalsschläge akzeptieren mussten. Für diese wichtigen Aufgaben braucht es viel Zeit und Einfühlungsvermögen, die das Pflegepersonal so nicht hat." Mit Blick auf ihr langes Leben in der vinzentinischen Gemeinschaft sagt Schwester Winfrieda Maria: "Heute nach 50 Jahren begreife ich den tieferen Sinn meiner Berufung und bestaune in voller Ehrfurcht und Dankbarkeit die große Güte und Langmut Gottes, denn ich weiß, alles ist Gnade und ohne seine Gnade bin ich nichts." (tdh)

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 26 des 56. Jahrgangs (im Jahr 2006).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 29.06.2006

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