Kreuzesformen in verschiedenen Epochen und Kulturen
Das Kreuz - ein Zeichen mit vielfältiger Bedeutung
Wechselburg (tdh) - Was ist ein Gabelkreuz und welche Bedeutung hat das Jerusalemer Kreuz? In unterschiedlichen Kulturen und Zeitepochen wird das christliche Symbol auf immer andere Weise dargestellt.
Selbst Priester und Ordensschwestern haben sich im Juni beim Meißener Bennofest am Stand der Heilig-Kreuz-Gemeinde Wechselburg beinahe die Zähne ausgebissen. Zwölf verschiedene Kreuzesformen den passenden Bezeichnungen zuzuordnen, das war für manchen eine harte Nuss. Hier ist des Rätsels Lösung. Für diejenigen, die nicht in Meißen mitgetüftelt haben, könnte der Beitrag eine Anregung sein kann, das Augenmerk einmal auf die Kreuzesdarstellungen zu richten, die in Kunstwerken, in Logos, Abzeichen oder - wie im Fall des Andreaskreuzes - als Verkehrszeichen unsere Wege kreuzen.
Die vier kleinen Kreuze in den Winkeln eines großen Krückenkreuzes werden beim Jerusalemer Kreuz als Hinweis auf die fünf Wunden Jesu verstanden.
Zu sehen ist es unter anderem im Abzeichen des Ordens der Ritter vom Heiligen Grabe.
Das Lateinische Kreuz oder Passionskreuz ist das "typische christliche Kreuz", bei dem der Längsbalken länger ist als der Querbalken, der oberhalb der Mitte den Längsbalken kreuzt. Es symbolisiert zum einen den Opfertod Jesu Christi.
Zum anderen ist es ein Zeichen für die Verbundenheit des Menschen mit der Erde und den Mitmenschen, sowie mit dem Göttlichen.
Das Petruskreuz ist ein auf dem Kopf stehendes Lateinisches Kreuz.
Der Apostel Petrus wurde der Überlieferung nach kopfüber gekreuzigt.
Das Griechische Kreuz besteht aus vier gleich langen Armen und tritt häufig in verschiedenen Varianten bei Ordensdekorationen auf. Es ist bestimmend für den Grundriss vieler byzantinischer und syrischer Kirchenbauten.
Das Malteser- oder Johanniterkreuz findet sich in den Abzeichen der beiden Orden, die ursprünglich zusammengehörten. Die acht Spitzen werden auf die acht Seligkeiten gedeutet.
Das Andreaskreuz war das Symbol der gekreuzten Hölzer des Feueropferaltars. Es findet sich zum Beispiel auf Darstellungen der Opferung Isaaks oder der Witwe zu Sarepta. Der Apostel Andreas soll auf einem Kreuz dieser Form hingerichtet worden sein.
Das Russische oder Byzantinische Kreuz ist das Kreuz der russisch-orthodoxen Kirche. Zwei parallele waagerechte Linien schneiden die Senkrechte, die darunter noch eine dritte, schräggestellte Linie kreuzt, die das Brett zum Abstützen der Füße darstellen soll.
Das Papstkreuz ist das Symbol des päpstlichen Amtes. Die drei Querbalken symbolisieren vermutlich die drei Reiche, über die der Papst Schlüsselgewalt hat: die Kirche, die Welt und den Himmel.
Das Henkelkreuz (auch Ägyptisches oder Koptisches Kreuz) ist ursprünglich die ägyptische Hieroglyphe "ankh" - Leben. Sie galt als Hinweis auf die Belebung und Befruchtung der Erde durch den aufgehenden Sonnenball. Als Zeichen des Lebenswassers ist sie häufig auf altägyptischen Darstellungen zu finden; von den christlichen Ägyptern (Kopten) wurde sie als Zeichen der lebensspendenden Kraft des Kreuzes Christi übernommen.
Das Gabel- oder Schächerkreuz wurde bei manchen Kreuzigungsdarstellungen nur für die Schächer verwendet. Bei anderen Darstellungen (Astkreuz) allerdings auch für Christus. Das Symbol ist aber älter als das Christentum. Es weist auf den Lebensbaum.
Das Antonius- oder Taukreuz kommt vom griechischen Buchstaben Tau. Auf römischen Soldatenlisten bedeutete ein T, dass der Soldat lebte. Diesen positiven Sinn hat das T auch bei Ez 9,4 (der Prophet bezeichnet auf Gottes Befehl die Stirn der Glaubenstreuen mit einem T) und Offb 7,2f (Kennzeichnung der Auserwählten durch das Siegel Gottes, Zeichen der Erlösung). Später gab man den Mönchsstäben oben die Form eines T; so wurde dieser Tau-Stab zum Attribut des Wüstenvaters Antonius und zum Zeichen des Mönchsordens der Antoniter.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 06.07.2006