Schritte zum Aufbruch
Austausch über Gemeindeprojekte im Bistum Dresden-Meißen
Eine überwiegend positive Bilanz zogen mehrere Gemeinden des Bistums Dresden-Meißen, die im Laufe der vergangenen Monate Befragungen ihrer Mitglieder durchgeführt hatten. „Wir waren überrascht, wie wichtig der Glaube und das Gebet auch denen sind, die gar nicht in den Gottesdienst kommen“, erzählte etwa die Pirnaer Gemeindereferentin Barbara Ludewig. Die Fragebögen hätten manchem die Augen dafür geöffnet, dass die Gemeinde nicht nur aus den Kirchgängern bestehe.
Fragebögen forderten zum Glaubenszeugnis heraus
„Viel wichtiger als die Antworten auf unsere Fragen war uns die Begegnung mit den Menschen, denen wir die Bögen persönlich überbrachten“, sagten die Vertreter der Zittauer Trägergruppe „Gemeinde im Aufbruch“. Die Botengänge seien eine Herausforderung gewesen, den eigenen Glauben zu bekennen. Vereinzelt seien die Austräger zwar auch auf Ablehnung gestoßen, stärker sei aber die Freude über die Besuche gewesen. Ein Bote war noch erfüllt vom Gespräch mit einer körperbehinderten Frau, die davon erzählt hatte, wie ihr Glaube sie durch Höhen und Tiefen ihres Leben getragen hat.
Dass Gemeinden, die sich der Initiative anschließen wollen, trotz aller Unterschiedlichkeit von den Erfahrungen anderer profitieren können, wurde während der Schmochtitzer Tagung mehr als einmal deutlich. „Auf die Idee, die Fragebögen persönlich zu übergeben, sind wir leider gar nicht gekommen“, sagte beispielsweise Gert Friedrich aus der Zwickauer Pfarrei Heilige Familie.
Mit den Fragebögen verbanden die Gemeinden das Anliegen, sich vor der Entscheidung über künftige seelsorgliche Schwerpunkte ein Bild über die eigene aktuelle Situation zu machen. Dabei traten auch manche Defizite zutage. „In unserer Gemeinde war es ein heilsamer Schock wahrzunehmen, wie sehr wir geschrumpft sind“, war beispielsweise aus Greiz zu hören.
Während die meisten Gemeinden noch unschlüssig sind über den sinnvollsten Weg, die Fragebögen auszuwerten und möglichst viele Mitglieder in den „Aufbruch“ einzubeziehen, sind hier und da bereits kleine konkrete Veränderungen zu sehen. In der Greizer Herz-Jesu-Gemeinde wurden unter anderem Glaubens-Gesprächsrunden eingeführt. Es gibt seit neustem Kinderwortgottesdienste und mehr freies Gebet in der Sonntagsliturgie.
„Ich wünsche mir den Geist von 1900“
Ein wesentliches Anliegen des Projekts „Gemeinden im Aufbruch“ rief Ordinariatsrat Bernhard Dittrich, der Leiter der Pastoralabteilung des Bistums in Erinnerung: In den Gemeinden soll das Bewusstsein dafür gestärkt werden, selbst für die Weitergabe des Glaubens verantwortlich zu sein. „Ich wünschte mir den Geist von 1900“, sagte Dittrich. Damals hätten die Katholiken in der Region Gemeindeleben organisiert, ohne sich dabei auf Pfarrer und Bischöfe zu stützen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 13.07.2006