Pfarrgemeinderatswahlen im Bistum Dresden-Meißen
Erfahrungen aus Grimma
Mit Erfolgsrezepten kann Martina Breyer nicht aufwarten. Bereitwillig erzählt sie aber von den Wegen, die ihr Pfarrgemeinderat in den vergangenen vier Jahren beschritten hat. In der zu Ende gehenden Wahlperiode war sie stellvertretende Pfarrgemeinderatsvorsitzende in Grimma.
Kurz vor den Wahlen war die Fusion mit der Naunhofer Gemeinde "Zum Guten Hirten" und ihrer bisherigen Außenstation Beucha vollzogen worden. Damit war klar, welches die Hauptaufgabe für den neu gewählten Pfarrgemeinderat sein würde: das Zusammenwachsen der Gemeindeteile zu befördern.
Bei einem Klausurwochenende fiel der Entschluss, aus dem Naunhofer Seelsorgerat – anders als in der Wahlordnung vorgesehen – nicht nur Delegierte zu entsenden, sondern ihn vollständig mit dem Grimmaer Pfarrgemeinderat zusammenzulegen.
Mit einem 20-köpfigen Gremium zu arbeiten war zwar nicht einfach, räumt Martina Breyer ein, die Mühe hat sich in ihren Augen jedoch gelohnt. Katholiken aus allen drei Gemeinden, die im Laufe vieler Jahre intensiv durch sehr unterschiedliche Priesterpersönlichkeiten geprägt wurden, hätten einander auf diese Weise gut kennen gelernt, mit ihren Sorgen, aber auch mit den Schätzen, die sie in die Gemeinschaft einbringen können.
Ratsmitglieder aus Grimma, Beucha und Naunhof haben gemeinsam überlegt, wie man die neu zugezogenen Familien in Naunhof integrieren könnte und dabei auch die Erfahrungen in Grimma mit einbezogen, wo es vor zehn Jahren eine Welle von Zuzügen gegeben hatte. Begonnen wurde in Naunhof mit monatlichen Familiengottesdiensten. Dafür nun auch einen größeren Kreis der angestammten Gemeindemitglieder zu gewinnen, wird eine Aufgabe für den nächsten Pfarrgemeinderat bleiben.
Das Gemeindeleben in Naunhof war – bestimmt durch die Raumsituation – nur eingeschränkt möglich. Im neu erbauten Gemeindezentrum gilt es daher nun, neue Traditionen des geistlichen Lebens und der Gemeinschaft zu schaffen. Ein erster Baustein ist der Bibelkreis, der in Grimma seit langem besteht und der nun im Wechsel in Grimma und in Naunhof zusammenkommt.
Für die Zukunft der Gemeinde wünscht sich Martina Breyer, dass aus dem Prozess des Zusammenwachsens auch ein geistlicher Aufbruch wird. Sie hofft, dass das Engagement der Laien in allen Gemeindeteilen wächst. Dazu brauche es nicht nur weitere ehrenamtliche Helfer, sondern auch Wohlwollen gegenüber denen, die freiwillig Dienste bei der Vorbereitung von Gottesdiensten oder in der Gestaltung der Liturgie übernehmen.
"Gerade die Kinder und Jugendlichen müssen uns als aktive Christen erleben", betont die Mutter dreier großer Kinder. Ein Schritt in diese Richtung war es, dass die geistlichen Impulse zu Beginn der Pfarrgemeinderatssitzungen bewusst nicht nur den "Seelsorge-Profis" überlassen wurden. Wichtig ist der stellvertretenden Pfarrgemeinderatsvorsitzenden, die Grimma im Dekanats- und im Diözesanrat vertritt, auch, dass sich die Gemeinde immer mehr als Teil eines größeren Ganzen versteht.
Offenheit für Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen und Geduld sind in der Pfarrgemeinderatsarbeit wichtiger als noch so gute Ideen, ist Martina Breyer in den zurückliegenden Jahren immer wieder deutlich geworden. "Auch eine junge Familienmutter, die einen nicht christlichen Partner hat und es nicht jeden Sonntag zum Gottesdienst schafft, sollte sich bei uns angenommen fühlen", nennt sie als Beispiel.
Vieles lasse sich nicht durch moralische Appelle erreichen. Die Menschen müssten erleben, dass es für sie ein Gewinn sei, sich am Gemeindeleben zu beteiligen. Nur dann werde es irgendwann genauso selbstverständlich sein, für kirchliche Veranstaltungen Wege in Kauf zu nehmen wie für die Tankstelle mit dem günstigen Spritpreis.
Nach den nächsten Wahlen soll der Grimmaer Pfarrgemeinderat in einer überschaubareren Größe weiterarbeiten. Entsprechend der Größe der Gemeindeteile sollen vier Mitglieder aus Grimma, drei aus Naunhof und eines aus Beucha gewählt werden. Martina Breyer hofft, dass wie bisher verschiedene Altersstufen und Gruppierungen der Gemeinde vertreten sein werden, Alteingesessene ebenso wie Zugezogene. Die Gemeindefusion wird in den nächsten vier Jahren eine Herausforderung bleiben.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 20.07.2006