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Bistum Dresden-Meißen

Versöhnt wie Franziskus

Tagung von Mitgliedern der Franziskanischen Gemeinschaft aus ganz Europa in Schmochtitz

Auf dem Programm des Treffens der Famziskanischen Gemeinschaft stand auch ein Besuch im Klarissenkloster in Bautzen. Foto: Johannes Grubert Bautzen (dw) - In der Spiritualität Franziskus von Assisis Impulse für eine friedliche Weiterentwicklung Europas suchen – darum ging es 76 Mitgliedern der Franziskanischen Gemeinschaft aus 13 europäischen Ländern im Juli bei einer zweiwöchigen Zusammenkunft in Schmochtitz.

Franziskus war ein Mann der Versöhnung, ruft Johannes Grubert in Erinnerung. Der Bautzener hatte die Schmochtitzer Europa- Tagung der Franziskanischen Gemeinschaft (EUFRA) mit vielen geistlichen Programmpunkten, Gesprächen, Exkursionen und Kultur- und Kreativangeboten organisiert.

Der heilige Franziskus habe sich nicht nur um Versöhnung mit seinen Mitmenschen, sondern auch um ein Leben im Einklang mit sich selbst und mit der Umwelt bemüht. "Versöhnung kann nur dann gelingen, wenn allen Beteiligten klar ist, worum es dabei geht." Das wurde den ost- und westdeutschen Teilnehmern während der Tagung immer wieder deutlich. Zuerst bei einer Führung durch das ehemalige Stasigefängnis in Bautzen. Die politisch Verfolgten der DDR können nur dann Vergebung schenken, wenn sie bei ihren Peinigern Unrechtsbewusstsein ausgemacht haben.

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Versöhnung ist es, die Hintergründe für das Handeln des Gegners kennenzulernen. Genau das war ein Anliegen der Tagung, die jährlich an wechselnden Orten Europas stattfindet. An der Schnittstelle zwischen Ost- und Westeuropa war die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit für alle Teilnehmer erhellend. Beispielsweise auch für die Briten, die gemeinsam mit der deutschen Gruppe Dresden besichtigten – anfangs mit einem beklommenen Gefühl. Die britischen Bombardements Dresdens während des Zweiten Weltkriegs waren ihnen bewusst. "Wir müssen uns diesen Gefühlen stellen. Nur dann ist es möglich, Schritte in die Zukunft zu gehen", sagte ein Engländer. Ein Deutscher erzählte von seiner Begegnung mit einem britischen Bomberpiloten. Zu erfahren, dass dieser Pilot damals noch ein Jugendlicher war, der selbst große Angst hatte, habe für ihn einiges verändert. Briten und Deutsche saßen nach dem Stadtrundgang mit den Vertretern der anderen Nationen in der wieder aufgebauten Frauenkirche und gestalteten ein ökumenisches Gebet.

Symbolkraft hatte auch eine Begegnung in Görlitz: Dort ließen sich die Mitglieder der Franziskanischen Gemeinschaft vom evangelischen Pfarrer der ehemaligen Franziskanerkirche durch das Gotteshaus führen und blieben anschließend zu einer anregenden Unterhaltung zusammen. Zu künftigen EUFRA-Tagungen wolle man verstärkt Menschen einladen, die offen seien für den franziskanischen Geist, ohne sich fest an eine Gemeinschaft binden zu wollen, stellte Johannes Grubert in Aussicht. Er hat während der Tagung Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Reichtum und Armut der verschiedenen europäischen Völker intensiv kennengelernt und Kirche über nationale Grenzen hinweg als geschwisterliche Gemeinschaft erlebt. Diese Erfahrung möchte er auf keinen Fall für sich behalten.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 31 des 56. Jahrgangs (im Jahr 2006).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 03.08.2006

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