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Bistum Görlitz

Dankbarer Blick zurück

Görlitzer Altbischof Huhn wird 85

Altbischof Bernhard Huhn Görlitz - Über 20 Jahre leitete er die Geschicke des heutigen Bistums Görlitz. Am 4. August wird Altbischof Bernhard Huhn 85 Jahre alt.

Wenn er zurückblickt, dann fällt ihm vor allem ein Wort ein: Dankbarkeit. Dankbar für die vielen Jahre, denen er der Kirche dienen durfte, dankbar für die Führung Gottes, dankbar für die Menschen, die ihm auf seinem Weg begleitet haben. "Ich will keine Loblieder", sagt er bescheiden, denn "es muss noch ein bisschen für den Himmel übrig bleiben."

Ein Teil seines Lebens hängt an der Wohnzimmerwand – Bilder, die ihn an die wichtigsten Stationen erinnern. Das Kloster und die Kirche von Neuzelle, ein Ostsee-Panorama, das seine Schwester gemalt hat, ein alter Stadtplan von Görlitz, der Dom von Breslau, die Schneekoppe und eine Karte Schlesiens. "Neuzelle ist meine geistige Heimat", erzählt Bernhard Huhn. Hier hat er seine letzten Monate als Seminarist verbracht und die Priesterweihe empfangen. Hier hat er Menschen getroffen, die ihn geprägt haben: Regens Paul Ramatschi oder Spiritual Erich Puzik, den späteren Görlitzer Dompropst. "Rund 700 Priester sind aus diesem Seminar hervorgegangen", sagt Huhn.

Das Bild von der Ostsee und der Schneekoppe erinnern ihn an unvergessliche Ferienerlebnisse mit seinen priesterlichen Freunden, Pfarrer Alfred Franke und dem Erfurter Philosophieprofessor Konrad Feiereis, die ihm immer mit einem mitbrüderlichen Rat zur Seite standen und auch schon mal einen "kritischen Blick" auf seine bischöfliche Amtsführung geworfen haben. "Die Schneekoppe habe ich schon als junger Mensch bestiegen, später nicht nur mit Mitbrüdern, sondern auch mit Verwandten und Gruppen aus den Gemeinden", berichtet der leidenschaftliche Bergwanderer.

Wie viele seiner Generation ist Bischof Huhn geprägt durch Krieg und Vertreibung aus der schlesischen Heimat. "1940/41 hatte ich noch das Glück, im Breslauer Priesterseminar studieren zu dürfen, ehe ich eingezogen wurde". Heute schmückt ein Bild von der Breslauer Dominsel im winterlichen Ambiente seine Erinnerungswand, ein Stück weiter eine Karte Schlesiens.

Bernhard Huhn hat die Trennung von seiner Heimat immer als schmerzlich empfunden. Die Versöhnung mit den polnischen Nachbarn gehörte dennoch zu seinen Lebensinhalten. Mit Freude und Erleichterung denkt er heute noch an die Geste der polnischen Bischöfe, die "über die Konzilsbänke hinweg" den Deutschen Versöhnung angeboten haben: "Wir gewähren Vergebung und bitten um Vergebung", heißt es in dem Brief des polnischen Episkopats 1965. Für den am 11. Dezember 1971 zum Bischof geweihten Bernhard Huhn war dies Programm. Seit seiner Amtszeit 1972 als Apostolischer Administrator nahm er an den Fronleichnamsfeiern im polnischen Zgorzelec teil, war nach der Wende Mitinitiator der grenzüberschreitenden Fronleichnamsfeste. Bischof Huhn traf sich mit polnischen Mitbrüdern, pflegte den Kontakt zu den Nachbarn, verfolgte die Entwicklung in Polen. Für diesen Versöhnungsdienst erhielt er 1996 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Görlitz, in der er seit 53 Jahren lebt.

"Es war beileibe nicht immer einfach", erinnert sich Bischof Bernhard Huhn, dessen Amtszeit vor allem "Zeit der Bedrängnis" für die Christen war. "Der DDR ist es aber nie gelungen, einen Keil zwischen die Bischöfe zu treiben. In der Berliner Bischofskonferenz haben wir uns sehr geholfen."

An seinem 85. Geburtstag will es Bischof Huhn ruhig angehen. Danken will er besonders auch seiner langjährigen Haushälterin Rosa Postler, die die bischöfliche Tür "immer offen gehalten hat." Und dieser Dank gilt allen, ob "genannt oder ungenannt", denen er begegnet ist und die an diesem Tag in Gedanken bei ihm sind.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 31 des 56. Jahrgangs (im Jahr 2006).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 03.08.2006

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