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Bistum Magdeburg

Übersiedlung nie bereut

Pfarrer Dieter Wehofen gehört zu den Seelsorgern, die bewusst in die DDR gingen

Pfarrer Dieter Wehofen aus Gommern. Gommern - In den letzen Wochen sind langjährige Seelsorger des Bistums in den Ruhestand gegangen. Einer von ihnen ist Dieter Wehofen, der seit 1990 Pfarrer in Gommern war. Er gehört zu den Priestern, die in den fünfziger Jahren aus der Bundesrepublik in die DDR gekommen waren.

"Du gehst mal in die DDR." Diese Idee hatte sich der jugendliche Dieter Wehofen Anfang der fünfziger Jahre in den Kopf gesetzt, ohne aber eine genauere Vorstellung davon zu haben, was das bedeutet. "Wir wussten damals alle nur ganz wenig über den Osten", bekennt der jetzt 70-Jährige und sieht Parallelen zum Wissen der heutigen Altbundesbürger über die neuen Bundesländer. Jedenfalls sei das Vorhaben für seine Eltern damals zunächst vollkommen unverständlich gewesen. Trotzdem ging Wehofen mit 19 Jahren in die DDR.

"Ich war von Hugo Aufderbeck ins Norbertinum nach Magdeburg eingeladen worden", erzählt der Wehofen über seine Bekanntschaft zum damaligen Leiter des Magdeburger Seelsorgeamtes und späteren Erfurter Bischof. Dadurch sei der gelernte Chemielaborant 1955 in die Elbestadt zum theologischen Vorstudium gekommen, das vier Jahre dauerte.

Anschließend zog Wehofen für neun Semester zum Theologiestudium nach Erfurt und erlebte in dieser Zeit die folgenschwere Abriegelung der DDR-Grenze. "Es waren gerade Semesterferien, als die Mauer gebaut wurde, und ich war zu dem Zeitpunkt mit meinem Interzonenpass im Westen", erinnert sich der gebürtige Essener an den August 1961. Trotz dieser Entwicklung wollte er wieder zurück nach Erfurt. "Und ich bin nach dem Mauerbau wieder problemlos eingereist". Allerdings war das für die nächsten 15 Jahre die letzte Reise in die Heimat.

Zur Beerdigung seiner Mutter in den 60er Jahren durfte er nicht ausreisen, erst zur Beerdigung seines Vaters 1976. "Doch auch das war bis fünf Minuten vor der Abfahrt noch nicht sicher", denkt Wehofen an die Schikanen wegen dieser Reise zurück. Trotzdem, so sagt der Gemeindepfarrer heute mit ruhiger Stimme, habe er seine Entscheidung, in die DDR zu gehen, nie bereut oder bedauert.

Seine Gemeindestationen von Tangermünde (1965–68) über Gröbers (1968–72) und Mansfeld (1972–79) bis Greppin (1979–90) und schließlich Gommern (1990– 2006) hat er ausgesprochen positiv in Erinnerung: Überall habe es Menschen gegeben, die sich in besonderem Maße für die Gemeinden einsetzten. Dies erhofft er sich auch für die Zukunft von seiner bisherigen Gemeinde Gommern mit ihren 800 Mitgliedern, die nun zum Gemeindeverbund Burg-Gommern-Loburg gehören, dessen Leiter Pfarrer Dietrich Hartmann ist.

"Ich wünsche mir, dass der Gemeindeverbund zusammenwächst", sagt der weiterhin in Gommern wohnende Wehofen, der auch im Ruhestand noch Seelsorger sein will.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 31 des 56. Jahrgangs (im Jahr 2006).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 03.08.2006

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