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Bistum Magdeburg

Pfarrer auf der Schulbank

Vorbereitung auf die Leitung eines Gemeindeverbundes im Bistum Magdeburg

Logo Magdeburg - Etwa 50 Seelsorger im Bistum Magdeburg, die sich auf die Leitung eines Gemeindeverbundes vorbereiten, absolvieren derzeit eine zweijährige Fortbildung. Dabei stehen besonders die Fähigkeiten der Leitung, Begleitung und Organisation der Gemeindeverbünde im Mittelpunkt.

Es ist überall sehr heiß an diesem Sommertag, auch in den Räumen des Magdeburger Roncalli-Hauses. In allen vier Ecken des Tagungsraumes 213 stehen Ventilatoren. Doch nur ein Durchzug bei geöffneten Fenstern und Türen bringt kurzfristig etwas Erfrischung. Im Raum 213 sitzen in großer Runde 24 Pfarrer zusammen. Es geht um seelsorgliche Schwerpunkte gemeindlicher Arbeit und wie dabei an die konkrete Lebenssituation von Menschen angeknüpft werden kann.

Die versammelten Priester bereiten sich im Rahmen von fünf Ausbildungsmodulen auf die Leitung eines Gemeindeverbundes vor. Durchgeführt wird die Ausbildung von dem Mainzer Theologen, Psychologen und Organisationsberater Valentin Dessoy. Dessoy hat schon die Delegierten des Pastoralen Zukunftsgespräches im Bistum Magdeburg bei der Erarbeitung ihrer Beschlüsse begleitet.

In kleinen Gruppen zu je vier Personen sollen die Seelsorger heute Schwerpunkte der Pastoral zusammentragen, wie sie im Bistum erkannt wurden und in den Gemeinden anstehen. Und sie sollen darüber nachdenken, in welcher Weise (mit welchen "Kernqualitäten" seelsorglicher Arbeit) diese umgesetzt werden müssen. Anschließend werden die Erkenntnisse im Plenum besprochen.

Projektorientiert in der Seelsorge arbeiten

"Ich sehe bei der Bildung der Gemeindeverbünde durchaus Chancen, neue Schwerpunkte in der Seelsorge zu setzen", sagt Pfarrer Heinz Werner aus Torgau. "Die Ausbildung hier gibt mir Methoden an die Hand, zielorientierter heranzugehen. Wenn das Ziel heißt: Wir wollen missionarische Kirche sein, so gilt es im Team mit den Mitarbeitern und Menschen in den Gemeinden zu fragen: Wie kommen wir dahin? Und ein entsprechendes Projekt zu entwerfen und umzusetzen, was helfen kann, Menschen zu erreichen, die wir bisher vielleicht nicht im Blick hatten."

Sein Kollege Ulrich Kania, bisher verantwortlicher Seelsorger für Oebisfelde, Klötze und Beetzendorf in der Altmark, stimmt ihm zu: "Alles zu belassen wie bisher geht nicht. Für viele von uns ist die in der Ausbildung vermittelte Terminologie zwar ungewohnt und neu, aber sie eröffnet eine neue Sicht", so Kania weiter. Bisher hätten sie als Pfarrer ganz selbstverständlich zum Beispiel die Vorbereitung von Firmlingen geplant und durchgeführt. Im Rahmen der Gemeindeverbünde gelte es künftig großräumiger zu denken.

Die in der Ausbildung vermittelte Methodik etwa der Planung eines Projektes wie der Firmung soll den Seelsorgern dabei helfen. Sie sollen genau in den Blick nehmen: Wie heißt das Ziel, wer sind die Adressaten und Teilgruppen, mit welchen Kräften, Mitteln und in welchem Zeitraum ist dieses Projekt zu verwirklichen?

Arbeit im Team immer wichtiger

"Viele von uns stehen mitten in der Phase, mit den Gemeinden einen Gemeindeverbund zu gründen und zu errichten", sagt Kania. "Da ist das, was wir hier lernen, schon eine Hilfe, selbst wenn jeder dennoch seine persönlichen und die Probleme seiner konkreten Gemeinden mitbringt und auch wieder mitnimmt. Hier wird jedenfalls deutlich: Viele von uns haben ähnliche Probleme. In Zukunft wird es noch wichtiger, unsere seelsorglichen Aufgaben im Team anzugehen und zu bewältigen. Deshalb müssen wir unsere Teamfähigkeit trainieren", so Pfarrer Kania.

"Es ist Aufgabe der Gemeindeverbundsleiter, im Auftrag und in Zusammenarbeit mit dem Bischof die Kirche vor Ort durch die anstehenden Veränderungen zu führen", sagt Bernhard Scholz, der als Leiter der Abteilung Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Hauptabteilung Personal des Bischöflichen Ordinariats die Qualifikation der Seelsorger leitet. Dabei gelte es, "die Arbeit und das Leben in den Gemeinden im Sinne des Pastoralen Zukunftsgesprächs kooperativ und missionarisch auszurichten und so die Zukunft der Kirche im Bistum Magdeburg nachhaltig zu sichern."

Stärkung des inneren Führungskreises

Deshalb sei diese Weiterbildung unerlässlich und für denjenigen, der künftig einen Gemeindeverbund leiten soll, verpflichtend. Neben dem individuellen Lernen ziele die Fortbildung aber auch darauf ab, die Rolle des Presbyteriums als innerem Führungskreis der Ortskirche zu stärken, sagt Scholz. "Zugleich geht es darum, Ansatzpunkte für ein gemeinsames Verständnis und eine verbindliche Praxis von Führen und Leiten, eine neue Führungskultur zu finden und dabei eine im Bistum verankerte und getragene "Theologie der Leitung" zu entwickeln, in der die Bedeutung des Hirtenamtes im Kontext unserer Zeit ihren Niederschlag findet."

Für die künftigen Kooperatoren in den Gemeindeverbünden sowie für Diakone und Gemeindereferentinnen und -referenten, die gegebenenfalls auch spezielle Beauftragungen erhalten werden, sei ein Qualifizierungskonzept in Vorbereitung, so Scholz.



Hintergrund - Zum Inhalt der Fortbildung

Alle Seelsorger, die sich im Bistum Magdeburg auf die Leitung eines Gemeindeverbundes vorbereiten, sind zu der Fortbildung verpflichtet. Sie findet in zwei geschlossenen Gruppen statt. Zu der Qualifikation gehören fünf Module von jeweils drei Tagen. Die Ausbildung erstreckt sich über etwa zwei Jahre. Während der Fortbildung führt jeder Teilnehmer ein Praxisprojekt durch, das auf die Ausgestaltung des ihm anvertrauten Gemeindeverbundes in Kooperation mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern und den Gremien der Mitverantwortung fokussiert ist. Schwerpunkte sind Themen wie

  • 1. Führen und Leiten. Ein besonderer Akzent liegt dabei darauf, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motiviert, geführt und begleitet werden können.
  • 2. Der Gemeindeverbundsleiter muss Orientierung geben. Deshalb werden Regeln für Kommunikation und Teamarbeit bewusst gemacht. Es wird dazu angeleitet, Zielperspektiven entwickeln zu können. Besonders in diesen Bereich gehören auch spirituelle Impulse, die Quelle für jede Orientierung sind.
  • 3. Die Arbeit in einem Gemeindeverbund ist mit Weggestaltung zu vergleichen. Die Fähigkeiten, Prozesse und Strukturen analysieren und planen zu können sowie solche einsetzen, aufbauen und überprüfen zu können, werden entwickelt.
  • 4. Um wirtschaftlich handeln zu können, müssen auch Regeln für markt-, kunden- und ressourcenorientiertes Denken und Handeln erlernt werden.
  • 5. Schließlich gilt es, einen effektiven Umgang mit Stress, Krisen und Konflikten zu erlernen und entsprechende Ergebnisse und Erkenntnisse in weiteres Handeln einzubeziehen.
  • Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 32 des 56. Jahrgangs (im Jahr 2006).
    Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 11.08.2006

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