Stärkung auf dem Weg
Schwester Martina Theiner ist Krankenhausseelsorgerin in Görlitz
In einem kräftigen Blau strahlt das Kreuz im Görlitzer Klinikum den Besucher an. Über den einladenden Gottesdienstraum freut sich Schwester Martina Theiner von der Gemeinschaft der Caritas Socialis besonders. Seit drei Jahren geht sie im Krankenhaus ein und aus, um bei den Menschen zu sein, ihnen zuzuhören und Mut zu machen. Die kleine Kapelle im ersten Stock des Klinikums ist eine Oase der Stille, die von den Patienten gut genutzt wird, berichtet die Krankenhausseelsorgerin.
Dabei war der Beginn ihrer Tätigkeit in Görlitz alles andere als leicht. Geboren in der Schweiz, aufgewachsen in Südtirol, war sie lange für die Gemeinschaft als Altenpflegerin in Österreich tätig. "Ich wusste nicht, was mich in der Diaspora erwartet", gesteht sie. Darüber, dass sie zuerst die Krankenschwestern fragen musste, ob die Patienten Seelsorge wünschen, war sie besonders erstaunt. "Aber ich habe Menschen getroffen, ob Verwaltungsangestellte, Krankenschwestern oder Ärzte, die mir die Türen geöffnet und mich unterstützt haben." Kraft und Ausgleich findet die Ordenfrau in der Natur, in der Musik, aber vor allem in der kleinen Gemeinschaft von zwei Schwestern, die in der Görlitzer Elisabethstraße lebt, wo die Ordengründerin Hildegard Burjan geboren ist.
Heute ist Schwester Martina aus dem Görlitzer Krankenhaus nicht mehr wegzudenken. Täglich außer Mittwoch ist sie anwesend und bietet den kranken Menschen an, mit ihr zu sprechen. Mit ihren evangelischen Kollegen teilt sie sich ein Büro, das auch als Sprechzimmer dient. Die Zusammenarbeit zwischen den Seelsorgern funktioniert gut.
Dass Schwester Martina in Görlitz sehr segensreich wirkt, bestätigt Eva Klink aus der Görlitzer Domgemeinde St. Jakobus, die von der Ordensfrau regelmäßig besucht wird. "Ich habe Schwester Martina vor zweieinhalb Jahren kennengelernt, als ich schwer krank wurde", erinnert sie sich. "Damals war ich überrascht, das es in einem staatlichen Krankenhaus eine Krankenhausseelsorgerin gibt." Das war Frau Klink aus DDR-Zeiten nicht gewöhnt. "Schwester Martina hat mir einfach zugehört. Bis heute weiß ich nicht, wie sie es geschafft hat, dass ich soviel von mir erzählen konnte, denn ich habe das Herz nicht auf der Zunge". Besonders wertvoll findet sie diesen Dienst für Nichtchristen. "Wir haben es in der Krankheit besser, denn wir wissen, wo wir Stärkung erfahren können. Für Menschen, die nicht glauben, ist dies sehr viel schwieriger."
Das gehört zu den besonderen Erfahrungen, die Schwester Martina in der Diaspora gemacht hat: In der Krankheit fragen die Menschen nach Gott, nach ihrem Lebenssinn, und bitten sie, für sie zu beten. "Gott geht mit uns oft kleine Schritte." Schwester Martina weiß um die Sorgen der Mitmenschen. Manch einer schreibt seinen Dank oder seine Angst in ein kleines "Gästebuch", das in der Kapelle ausliegt. Auch wenn sie die Krankheiten nicht ungeschehen machen kann, hilft sie doch, dass der Weg ein wenig leichter wird.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 24.08.2006