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Bistum Görlitz

Geblieben ist die Erinnerung

Sedlitzer Katholiken gedachten des Abrisses ihrer Kirche vor 20 Jahren

Diakon Johannes Freitag aus Heiligenstadt und Regina Bittner waren der Kirche in Sedlitz sehr verbunden. Sedlitz (as) - Zu einem denkwürdigen Ereignis trafen sich die Katholiken von Sedlitz, Senftenberg und den Nachbarorten am 19. August. Vor 20 Jahren fiel die Kirche Maria Himmelfahrt der Braunkohle zum Opfer.

Regina Bittner erinnert sich noch genau, als die Bagger des Tagebaues näher rückten. "Die Nachbarn waren schon ausgezogen, die Scheiben der Häuser eingeschlagen. Nachts kamen Plünderer, um sich Steine und anderes Baumaterial zu sichern."

Ein gespenstisches Szenario, das die Cousine des ehemaligen Pfarrers Paul Gärtner und seine langjährige Haushälterin miterlebte. Bald musste auch sie den Ortsteil Anna-Mathilde verlassen und in den anderen Teil von Sedlitz ziehen, der vom Kohleabbau verschont blieb. Dort steht heute noch die kleine evangelische Kirche, in der die Sedlitzer Katholiken viele Jahre mit ihren Gottesdiensten zu Gast waren und am 19. August der Devastierung ihrer eigenen Kirche gedachten.

Sedlitz ist nur eine von hunderten Ortschaften, die vom Tagebau in der früheren DDR betroffen waren. In der Gegend um Senftenberg und Großräschen gab es Mitte der 1980er Jahren die größte Umsiedlungsaktion – über 4000 Menschen mussten Haus und Hof verlassen und der Kohle Platz machen. Die Bagger machten dabei auch vor den Kirchen nicht Halt.

Zuweilen bringt die Geschichte seltsame Parallelen hervor, denn viel lieber erinnert sich Regina Bittner an die Weihe der Kirche Maria Himmelfahrt, die genau 55 Jahre her ist. Schon damals gab es ein "gutes ökumenisches Miteinander" zwischen katholischen und evangelischen Christen im Ort, bestätigt sie. "Ohne die Mithilfe der evangelischen Gemeinde beim Bau der Kirche wäre es sehr viel schwieriger geworden." Rund 700 Katholiken, zum großen Teil Flüchtlingsfamilien aus den Ostgebieten, habe es damals in Sedlitz gegeben.

Zu ihnen gehörte auch Diakon Johannes Freitag aus dem Bistum Erfurt, der sich eigens von Heiligenstadt in die Niederlausitz zum Gedenktag aufgemacht hat. "Hier habe ich sozusagen ,Schwimmen gelernt‘, diese Gemeinde hat mein späteres Leben geprägt. Pfarrer Gärtner war für mich wie ein Vater". Trotzdem muss er bei einigen, die ihn ansprechen, erst überlegen. "Es ist eben doch schon eine Weile her."

Ein besonderes Verhältnis zu Sedlitz hat auch Altbischof Rudolf Müller, der am Gedenktag den feierlichen Gottesdienst hielt. Pfarrer Paul Gärtner war sein Jugendkaplan in seinem Heimatort Schmottseiffen. "Er hat mich als Ministrant und als Firmling begleitet und sogar an die Orgel geführt", erinnert sich der Bischof. Gern sei er in Sedlitz zu Gast gewesen. Was bleibe, ist die Erinnerung und das Fest Maria Himmelfahrt, das die Gottesdienstgemeinde an diesem Samstag nachfeiert. In einer Prozession ziehen die Katholiken anschließend zum Friedhof, um ihres Pfarrers und aller Verstorbenen der Gemeinde zu gedenken. Noch in diesem Jahr soll eine Gedenktafel für die Kirche im früheren Ortsteil Anna-Mathilde angebracht werden, für die auch die Kollekte des Gottesdienstes bestimmt war.

Regina Bittner erhielt für ihr jahrelanges ehrenamtliches Engagement aus der Hand von Bischof Rudolf Müller eine päpstliche Plakette von Benedikt XVI. überreicht. Gefeiert wurde im Garten des "Bürgerhauses". Die Blaskapelle aus Großräschen spielte auf. Zum Dank für die gelungene Organisation des Festes stimmte Bischof Müller einen Kanon für Joachim Niedziella und sein Vorbereitungsteam an.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 34 des 56. Jahrgangs (im Jahr 2006).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 24.08.2006

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