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Aus der Region

Engagement trägt Früchte

Die Kirchen auf der Landesgartenschau Wernigerode

Täglich kommen durchschnittlich 362 Besucher der Landesgartenschau in Wernigerode auch in den Pavillon der Kirchen. Foto: Uwe Kraus Wernigerode - Zwei Drittel der Öffnungszeit der Landesgartenschau in Wernigerode am Harz sind vorbei. Die mit einem Kirchenpavillon und einem Garten des Glaubens beteiligten sieben christlichen Gemeinden der Stadt sehen ihr Engagement bereits jetzt als vollen Erfolg.

"Kirche muss dahin gehen, wo die Menschen sind. Und hier treffen sich sehr viele Mitmenschen", umreißt der Geschäftsführer des ökumenischen Arbeitskreises der Kirchen auf der Landesgartenschau 2006 in Wernigerode, Matthias Müller, die Arbeit der Kirchengemeinden der Stadt. "Wir wollen beweglich sein und aktiv den Weg in die Gesellschaft gehen", so der evangelische Seelsorger. Damit demonstrierten die Kirchen nach außen, dass sie sich der Fragen, die das moderne Leben an die Kirche stellt, annehmen und bestrebt sind, mit den Menschen in Gebet und Gespräch neue Wege im Glauben zu finden.

Die Kirchen haben ihr Zelt, einen Pavillon, auf einem Hügel aufgeschlagen, der zum Verweilen einlädt. Das Zelt sei mehr als ein Symbol, sagt Müller. "Es verkörpert Leben und die Nähe zu Gott." Das Innehalten in der Hektik des Alltages sei den Gästen wichtig. Von den fast 400 000 bisherigen Besuchern der Gartenschau suchten allein 22 500 gezielt die Angebote der Kirchen auf. Ganze Gemeindegruppen reisten in Bussen in die Stadt am Harz. "Dass täglich durchschnittlich 362 Besucher unsere Angebote annehmen und zu manchen Mittagsandachten fast 200 Gäste in den Pavillon und den Garten des Glaubens kommen, hätten wir alle nicht für möglich gehalten. Mancher Kleinglauben wurde Lügen gestraft," so Müller.

Auch für Pfarrer Reinhard Hentschel von der katholischen Gemeinde St. Marien haben sich die Hoffnungen mehr als erfüllt. Er lobt die Gemeinsamkeit, in der auf der Gartenschau eingeladen wird, um hier das Leben tiefer zu begreifen. Der Garten sei in der Bibel Bild des Schöpfungsfriedens. Aktionen im Pavillon der Kirchen oder im Garten des Glaubens lebten davon, dass viele Menschen aus Gruppen und Kreisen einbezogen werden.

Die christlichen Kirchen haben in den ersten zwei Ddritteln der 177 Tage dauernden Schau mit dem "Garten des Glaubens" und ihrem "Pavillon der Kirchen" ein Symbol gesetzt. Dass die von Vertretern der sieben Wernigeröder Gemeinden gepflanzten biblischen Bäume Walnuss, Winterlinde, Platane, Akazie, Esche, Apfelbaum und Maulbeere auf einer alten Deponie erkennbar gut gedeihen, ist nur ein äußeres Zeichen.

Pavillon der Kirchen von Besuchern gut angenommen

Die Zusammenarbeit von evangelischen, katholischen und freikirchlichen Gemeinden trägt heute Früchte. "Die Ökumene auf der Landesgartenschau erforderte immer wieder unser gemeinsames Ringen. Dabei fanden wir zu Lösungen, an die wir vor einem Jahr im Traum nicht geglaubt hatten", freut sich der Geschäftsführer des ökumenischen Arbeitskreises. So werde der Kreis auch nach den Gartenschautagen weiter bestehen, die Gründung einer regionalen Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen rücke in den Rahmen des Möglichen. Eine neue Qualität der Beziehung zwischen den Gemeinden sei entstanden. "Damit setzen wir auch innerkirchlich deutlich Zeichen, indem an der Basis Verständigung und Dialog geprobt wird. Und dass es dabei Ecken und Kanten gibt, ist doch nur verständlich." Müller ist sich sicher: "Die Kirche profitiert von unseren Erfahrungen hier auf der Landesgartenschau."

Ohne die vielen Ehrenamtlichen wäre das Projekt Landesgartenschau nicht in dieser beeindruckenden Fülle und Qualität möglich. Darüber sind sich Wernigerodes Oberbürgermeister Ludwig Hoffmann und die Vertreter der Kirchengemeinden einig. Der Pavillon der Kirchen bot Mönchen und Diakonissen ebenso ein Podium wie der Brüder-Unität Herrnhut und der christlichen Jugendarbeit. Ob das allabendliche 20-minütige Lesen der Bibel oder die täglichen Andachten, ob Lesungen, Theater oder Musik, sie haben die Beteiligten in ihrer Bindung zu Gott vorangebracht. Und es gibt Augenblicke, die unvergessen bleiben, weil sie zum Symbol der Botschaft wurden: Wenn ein deutscher Gast aus Manhattan mit Tränen in den Augen davon spricht, im Pavillon der Kirchen erstmals seit vier Jahrzehnten wieder mit der Gemeinde laut das Vaterunser gebetet zu haben. Oder wenn ein Braunschweiger einem Seelsorger seine Lebensgeschichte erzählt. "Dann ist es uns gelungen, Kirche zum Ort des Betens und des Redens zu machen, Raum zu bieten, um den Alltagsstress zu vergessen und sich in der Hinwendung zu Gott Kraft zu holen," meint Pfarrer Matthias Müller. Der Garten des Glaubens bietet die ruhigen Momente: Momente der Besinnung, der Einkehr und zum Kraft schöpfen.

Gelegenheit zu Ruhe, Besinnung und Einkehr

Die Beteiligten sind sich bereits jetzt sicher, sie werden – so Gott will – eine reiche Ernte einfahren, auch wenn die Obstblüte spät begann, zwischenzeitlich der Regen auf der riesigen Gartenfläche mit ihrer Teichlandschaft fehlte und der August-Regen einige Besucher abschreckte. Das Erntedankfest wird am 23. September mit einem Gottesdienst gefeiert. Zudem werden sich vor Ort am 1. Oktober die katholische Gemeinde Elbingerode und zwei Tage darauf die katholische Erwachsenenbildung des Bistums Magdeburg vorstellen. Zudem wird es eine ganztägige Veranstaltung zum Franziskusweg in den Dolomiten geben.

Der Kirchenpavillon, in Gestalt eines Zeltes am Wege, nichts Bleibendes, aber ein Ort zum Innehalten, ist ein Erfolgsmodell, auch für die Kirchen selbst. Sie haben sich bei der Vorbereitung und Durchführung des Projektes besser kennen- und verstehen gelernt.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 36 des 56. Jahrgangs (im Jahr 2006).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Samstag, 09.09.2006

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