Der Glaube soll anstecken
Unter dem Motto "Begeistert für Gott“ stand die Bistumswallfahrt nach Neuzelle
"Irgendwas ist diesmal anders", flüstert vorsichtig eine ältere Frau, die einen der besseren Plätze in der völlig überfüllten Wallfahrtskirche gefunden hat. "Ach ja, wir haben keinen Bischof mehr." Deshalb begrüßt Diözesanadministrator Hubertus Zomack die rund 1500 Gläubigen, die sich aus allen Gemeinden des Bistums nach Neuzelle aufgemacht haben. Und natürlich den "jungen Altbischof" Rudolf Müller, der es sich "trotz des Ruhestandes" nicht nehmen ließ, bei der traditionellen Wallfahrt dabei zu sein.
"Begeistert für Gott" lautete das Motto des Tages, das wieder mit einem bunten Programm angefüllt war. Angesicht der negativen Nachrichten über Krieg, Terror und Gewalt "fällt es uns heute oft schwer, begeistert zu sein", sagte Altbischof Müller in seiner Wallfahrtspredigt. Auch den christlichen Gemeinden scheine es heute oft an Begeisterung zu fehlen. Da gebe es Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten. Doch damit hätten schon die Gemeinden im Neuen Testament zu tun gehabt. Wichtig sei es auf das gemeinsame Ziel zu blicken und zu erkennen, dass die Verheißung Jesu allen Menschen gelte. "Nur wer von Jesus und seiner Botschaft begeistert ist, kann auch andere begeistern."
Um Begeisterung ging es auch in der Wallfahrtsstunde am Nachmittag. Die Ministranten erinnerten an die Freude der jungen Leute bei der internationalen Ministrantenwallfahrt nach Rom vor vier Wochen. Und ein Topp-Ereignis in Deutschland löste besondere Begeisterung aus: Die Fußball- Weltmeisterschaft. Dass auch der Glaube "so anstecken" kann, wünschte Seelsorgeamtsleiter, Dr. Alfred Hoffmann, der mit seinem Team die Wallfahrt vorbereitete, den Pilgern in Neuzelle.
Vereine und Verbände präsentierten sich wieder rund um den Neuzeller Stiftsplatz. Unter dem Motto "Begeisterung fängt klein an", gab es für die Kinder Angebote auf der Scheibe. Um die Zukunft der Familienpolitik ging es am Stand der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB), wo der frühere Landtagspräsident von Brandenburg, Martin Habermann (CDU), und die Cottbuser SPDLandetagsabgeordnete Martina Münch diskutierten. Beide Politiker sprachen sich für eine stärkere materielle und ideelle Unterstützung der Familien aus. Ziel müsse es zudem sein, Bedingungen für intakte Familien zu schaffen. Für Begeisterung sorgte wiederum der afrikanische Chor "St. Kisito", der mit flotten Rhythmen die Wallfahrer in Stimmung brachte. Von ihren Erfahrungen in einem internationalen Kindergarten mit katholischem Profil berichtete die Berliner Erzieherin Kerstin Kwapisz, deren Kindergarten Mädchen und Jungen aus 15 Nationen besuchen. Von einer "multikulturellen Einrichtung" will Frau Kwapisz allerdings nicht sprechen. Bei solch einer Vielfalt sei es wichtig, dass das Team, welches sich auch aus Vertretern mehrerer Länder zusammensetzt, Grundsätze findet, die von allen geteilt werden können. Dies habe sich in einem Leitbild niedergeschlagen, das sich die Kindereinrichtung erarbeitet hat.
Begeisterung für Gott und für den Nächsten, war somit bei dieser Wallfahrt zu spüren. In der Abschlussandacht wurde der Gemeindeassistent Gregor Freitag in den Dienst als Gemeindereferent gesendet. In diesem Dienst, so Diözesanadministrator Zomack, komme es darauf an, dass man nicht "die eigenen Ideen" verkünde, sondern den Jesus, wie er in der Heiligen Schrift überliefert ist. Die Wallfahrtskollekte in diesem Jahr ist für den Bau des Kindergartens in Neuzelle bestimmt.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Samstag, 09.09.2006