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Schwierigste Bedingungen

Ein Buch zur Geschichte des Leipziger St. Benno-Verlages

Ein Kapitel der Kirchengeschichte in der DDR – die Geschichte des St. Benno-Verlages – zeichnet ein kürzlich erschienenes Buch nach.

"1941 war in Deutschland katholische Presse und Verlagsarbeit durch die Nationalsozialisten endgültig verboten worden." Historische Tiefenschärfe gewinnt die Studie von Elisabeth Preuß zum Weg des St. Benno-Verlags, indem die studierte Theologin jene Rahmenbedingungen skizziert, unter denen nach 1945 in Mitteldeutschland das Wagnis begann, eine eigenständige katholische Verlagsarbeit aufzubauen. Mit einem Wort: Die Ausgangsbedingungen waren miserabel, als man nach Ende des Weltkriegs daran ging, das Projekt in der Sowjetischen Besatzungszone in Angriff zu nehmen.

Dies wird auch daran sichtbar, dass es Kardinal Konrad Preysing – den Sonderstatus Berlins ausnutzend – schon im November 1945 gelang, von den Amerikanern eine Lizenz für den Morus-Verlag zu erhalten. Wie die Autorin im ersten von fünf Kapiteln schildert, wurde die Leipziger Gründung eine schwere Geburt. Die Zeit der Wehen mit politischen Spannungen und massiven Rückschlägen fand erst 1951 mit der "Lizenzierung" des St. Benno-Verlags ein glückliches Ende.

Den nachfolgenden Kindertagen des Leipziger Verlagshauses schenkt Elisabeth Preuß im zweiten, umfassendsten Teil besondere Beachtung. Hier wird deutlich, wie unter schwierigsten Bedingungen darum gerungen wurde, die im Titel angesprochene "Kanzel"-Funktion mit Leben zu erfüllen. Der dritte Abschnitt beschreibt Auf- und Umbrüche, die auch den katholischen Verlag der DDR nach dem Zweiten Vatikanum erfassten. Das vierte Kapitel kommt der Gegenwart nahe und erzählt von Zeiten einer ost-westlichen Übergangsgesellschaft, in denen der Verlag nach 1989 in seine tiefste Krise gerät. Das abschließende Kapitel ist mit "Totgesagte leben länger" überschrieben und zeigt, wie sich "Benno" unter neuen gesellschaftspolitischen Bedingungen aus eigener Kraft konsolidieren konnte.

Preuß’ Arbeit erschließt der zeitgeschichtlichen Forschung ein hochrangiges Thema: den publizistischen Balanceakt der katholischen Kirche in der DDR zwischen Anpassung und Widerstand. Welche Grenzen die kirchliche Seite nicht überschreiten dürfte, wird exemplarisch im Anhang deutlich. Dort ist dokumentiert, wie Kirche und Staat um ein Manuskript des Bautzener Bischofs Otto Spülbeck mit dem Titel "Zur Begegnung von Naturwissenschaft und Theologie" ringen. Weil die Machthaber absolute ideologische Kontrolle beanspruchen, wird das Projekt zurückgewiesen: "Aufgrund unserer Verfassung und der sozialistischen Gesetzlichkeit ist es dagegen nicht Aufgabe der Kirche – auch nicht einzelner ihrer Persönlichkeiten – zu Fragen der Entwicklung der Naturwissenschaften Erklärungen abzugeben".

Wie hier nur anzudeuten, verdient die aus einer Diplomarbeit an der Erfurter Katholisch-Theologischen Fakultät hervorgegangene Untersuchung die besondere Aufmerksamkeit aller, die sich wissenschaftlich mit dem Spannungsfeld von Religion und ostdeutscher Gesellschaft auseinandersetzen, bietet interessierten Lesern aber auch eine spannende Lektüre.



Informationen

Elisabeth Preuß: Die Kanzel in der DDR. Die ungewöhnliche Geschichte des St. Benno-Verlags; St. Benno-Verlag Leipzig 2006; ISBN 10-3-7462-1888-8; 12,50€

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 37 des 56. Jahrgangs (im Jahr 2006).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 15.09.2006

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