Raum der Freiheit
Jubiläumsjahr "1000 Jahre Kloster Göllingen" beendet
Pfarrer Günther Albrecht aus Sondershausen gestaltete zusammen mit der evangelischen Pastorin Steffi Wiegleb aus Bendeleben den ökumenischen Gottesdienst zum Abschluss des Jubiläumsjahres "1000 Jahre Kloster Göllingen". In seiner Predigt wies er darauf hin, dass die katholischen Gemeinden das Jubiläum bewusst in den Mittelpunkt der Pastoral stellten. Göllingen und sein Klosterturm wurden damit zu einem Treffpunkt und zu einem Ort zahlreicher Aktivitäten. So gab es unter anderem den Eröffnungsgottesdienst mit Weihbischof em. Hans-Reinhard Koch, drei Benediktinische Tage und monatliche Vespern. Jetzt, so der Sondershäuser Pfarrer, müsse innegehalten und gemeinsam überlegt werden, wie es mit dem Klosterturm und seiner gewachsenen Bedeutung für die Christen der Region weitergehen kann.
Überlegt werde beispielsweise die Einrichtung eines so genannten Sommerklosters, bei dem Benediktiner aus der Abtei Münsterschwarzach eine Zeit lang in Göllingen leben, beten und arbeiten. Zudem könnten sie für die Menschen in Thüringen gute Ansprechpartner sein. Zuversichtlich zeigte sich auch Landrat Peter Hengstermann. In seinen Worten zur Eröffnung dankte er besonders Günther F. Chmielus, dem Vorsitzenden der Gesellschaft der Freunde der Klosterruine St. Wigbert in Göllingen. Der Landrat sagte: "Klösterliches Leben erreicht und beeindruckt uns noch heute." Und mit der Sorge um den Klosterturm sei schließlich die Chance verbunden, neu zu den Wurzeln der Region und des geistigen Lebens zu finden.
Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus erinnerte in seinen Worten an die wechselvolle Geschichte des Landstrichs. "Viel Elend und viel Leid sind über diese Region hinweggezogen", betonte der Ministerpräsident. Neben aller Hochkultur müsse gesehen werden, dass das Böse existiert, dass sich die Menschen dem Bösen immer wieder stellen müssen. Althaus macht aber Mut: Es komme darauf an, Räume für die Menschen zu schaffen in denen Freiheit möglich ist. Göllingen sei ein solcher Ort, an dem Menschen Ruhe und Besinnung finden, ein Ort, an dem sie auf ihr Leben schauen können.
Im Mittelpunkt des Tages stand auch die Person des heiligen Gunther von Käfernburg / Schwarzburg, der heute als heiliger Gunther von Thüringen verehrt wird. In seiner Festansprache hob Monsignore Karlheinz Frühmorgen aus Würzburg, der zusammen mit einer Gruppe der Ackermann-Gemeinde nach Göllingen gekommen war, die Person Gunthers hervor. Gunther, auch Günther genannt, genoss in seiner Jugend die Fülle der Macht, das Rittersein. Doch spürte er immer eine gewisse Leere, die ihn schließlich über die Reichsabtei Hersfeld, die Gründung des Klosters St. Wigbert, nach Niederaltaich führte, wo Gunther Benediktiner wurde. Schließlich zog er sich im Alter in den Böhmerwald zurück, um als Einsiedler fern der Welt zu leben, was ihm allerdings nicht gelang. Gunther wurde zum Ratgeber der Leute, zum Vermittler zwischen Böhmen und Bayern und konnte manchen Zwist schlichten. Diese Brückenbauerfunktion, so Monsignore Frühmorgen, habe Gunther im geistlichen Sinne bis heute. Seine flächendeckende Popularität verbinde inzwischen Regionen Thüringens mit Tschechien und mit Bayern und umgekehrt.
Wegeisend in die Zukunft war sicherlich das Wort, das Pastorin Steffi Wiegleb zum Abschluss des Gottesdienstes allen Teilnehmern mitgab. Es war der aktuelle Wochenspruch der evangelischen Kirche und er lautet: "Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat (1. Johannes 5,4c)."
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 12.10.2006