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Bistum Dresden-Meißen

Jugendliche sollen sich einmischen

Bischöfe diskutieren mit Gymnasiasten über weltweite Ernährungsprobleme

Meißen - Der Dresdner Bischof Joachim Reinelt hat Jugendliche dazu ermuntert, ihre Kritik an gesellschaftlichen Missständen häufiger direkt und selbstständig zu äußern.

Sie sollten nicht nur kirchliche Autoritäten damit betrauen, sondern gegen die Vernichtung von Lebensmitteln beispielsweise selbst mit einem "saftigen Brief" protestieren. "Mitreden ist heute in der Demokratie möglich", sagte er bei einer Podiumsdiskussion mit Meißner Gymnasiasten in der Evangelischen Akademie Meißen. Die Diskussion, an der sich auch Sachsens evangelischer Landesbischof Jochen Bohl beteiligte, war Teil eines Studientages zum Beginn der Sächsischen Entwicklungspolitischen Bildungstage (SEBIT). Sie dauern bis 22. November und bieten rund 160 Veranstaltungen in Schulen, Stadtbibliotheken oder Kulturcafés.

Im Mittelpunkt standen mögliche Antworten der Kirchen auf die Probleme der Ernährung unter den heutigen Bedingungen der Globalisierung. Die Schüler der Klassenstufe zwölf fragten zum Beispiel, warum man Brot, das hier weggeworfen wird, nicht den Hungernden in den Entwicklungsländern gebe, warum in Sachsen zehntausende Liter Milch entsorgt werden oder ob man den Armen nicht besser Kredite statt Hilfslieferungen gewähre. Bischof Reinelt betonte, mit der Hilfe für Entwicklungsländer müsse man den Menschen dort ermöglichen, "selbst wieder auf die Beine zu kommen". In diesem Zusammenhang würdigte er die überdurchschnittliche Spendenbereitschaft der katholischen Christen in Sachsen. Obgleich sie nur rund 147 000 seien, was einem Anteil von etwa vier Prozent an der Bevölkerung des Freistaates bedeute, hätten sie in den zurückliegenden fünf Jahren etwa sieben Millionen Euro für Entwicklungsinitiativen gespendet. Im internationalen Vergleich sei kein Land so hilfsbereit wie Deutschland. "Das ist etwas, worauf wir stolz sein können", fügte er hinzu. Auf den Philippinen, erzählte er, unterstütze die katholische Kirche Initiativen, die Bauern aus der Abhängigkeit von Saatgut der Großkonzerne helfen. In Brasilien kämpften Bischöfe gegen die Abholzung des Regenwaldes und riskierten ihr Leben. An ungerechten Strukturen jedoch seien letztlich alle beteiligt, meinte der Bischof. Veränderung setze eine neue Grundeinstellung voraus: "Wir müssen die Menschen in den Entwicklungsländern wie Christen betrachten: als Brüder und Schwestern."

Bischof Bohl appellierte an die Jugendlichen: "Wir kommen nur weiter, wenn auch ihr euch damit beschäftigt. Es ist ein dickes Brett, das da zu bohren ist. Da braucht man einen langen Atem." Hierzulande sei das Hauptproblem bei den Lebensmitteln die großtechnische Landwirtschaft, die sie immer billiger zu produzieren versuche. Darauf könne jedoch jeder mit seinem Kaufverhalten Einfluss nehmen. "Man sollte beim Lebensmittel- Kaufen nicht nur danach schauen, ob sie billig sind. Denn bei den billigsten ist die Herstellungsweise oft unmoralisch."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 45 des 56. Jahrgangs (im Jahr 2006).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 09.11.2006

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