Gemeinde am Stahlstandort
Vor 50 Jahren wurde in Gröditz die Pfarrkirche Maria, Königin des Friedens, geweiht
Standhaftigkeit gehört in der Gröditzer Pfarrei Maria, Königin des Friedens, zu den wichtigsten Tugenden, und kaum jemand verkörpert sie mehr als Pfarrer Josef Sobecko. Auch wenn die Zahl der Gottesdienstbesucher ähnlich wie die Zahl der Gröditzer Stahlwerker immer kleiner wird und es mit Ausnahme des Pfarrgemeinderates hier schon lange keine Gruppen und Kreise mehr gibt, ist er seiner rechts der Elbe gelegenen Gemeinde seit 28 Jahren treu.
Schon vor dreizehn Jahren hätte er in den Ruhestand gehen können. Da er jedoch weiß, dass der Bischof keinen Nachfolger mehr nach Gröditz schicken kann, harrt er hier unverzagt aus. Mit 78 Jahren ist er der zweitälteste noch amtierende Pfarrer des Bistums und hält nach wie vor fast jeden Tag Gottesdienst. Einmal im Jahr sammelt die Gemeindereferentin Christine George aus der Nachbargemeinde Großenhain die kleine Kinderschar zur Religiösen Kinderwoche. Wenn Pfarrer Sobecko über seine kleine Gemeinde spricht, merkt man, wie sehr ihm – vom Kind bis zum Greis – jeder Einzelne ans Herz gewachsen ist. Besonders über den Zusammenhalt der Gröditzer Katholiken freut er sich, über manche Schwäche schaut er dagegen liebevoll hinweg. "Es bringt nichts, irgendjemanden zu etwas zu drängen", sagt er. Er hält mehr davon, Dinge "wachsen und reifen" zu lassen.
Dass sich Geduld lohnt, sieht er nicht zuletzt durch den jungen Gröditzer bestätigt, der demnächst zum Priester geweiht wird. Der Pfarrer hatte bereits zehn Jahre lang den Eindruck gehabt, dass der junge Mann eine entsprechende Berufung haben könnte, er wartete aber, bis er von selbst damit "herausrückte".
Der Dresdner Bischof Joachim Reinelt, der den Jubiläumsgottesdienst mit den Gröditzer Katholiken feierte, dankte ihnen für ihre Beharrlichkeit, ermutigte sie aber zugleich, sich stärker für ihre Mitbürger zu öffnen. Die eucharistische Feier, zu der sie sich regelmäßig versammele, sei nicht nur für sie selbst bedeutsam, sondern für die ganze Bevölkerung. Wer den Gottesdienst mitfeiere, sei für die Welt aktiv, indem er sein alltägliches Leben und Wirken vor Gott bringe. Auch als kleine Gruppe sollten sich die Christen ihrer Sendung bewusst sein und wachsam auf all das achten, was Gott in den Menschen um sie herum wirke.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 20.11.2006