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Bistum Erfurt

Höhen und Tiefen

Zehn Jahre Palliativstation am Katholischen Krankenhaus Erfurt

Erfurt - Die Palliativstation für Krebskranke, seit 2003 im neuen Katholischen Krankenhaus "St. Johann Nepomuk" in Erfurt, besteht seit zehn Jahren. Eine Feierstunde in der Erfurter Brunnenkirche würdigte das Jubiläum mit Vorträgen und einem Empfang.

Richtige Feierstimmung wollte unter den zahlreichen Gästen trotz des Jubiläums nicht aufkommen. Vielmehr war der Abend in der Erfurter Brunnenkirche von zwei Vorträgen zu den Themen "Schmerztherapie" und "Tod im Leben" geprägt, die von Hornisten des Weimarer Musikgymnasiums Belvedere mit entsprechend ruhiger Musik umrahmt wurden. Anschließend gab es einen Empfang im nahe gelegenen Martinshaus.

Dass "das Jubiläum keine rauschende Festveranstaltung sein soll", darauf hatte schon Hans- Joachim Bronisch in seiner kurzen Eröffnungsrede hingewiesen. Der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin / Gastroenterologie wünschte sich eher einen "nachdenklich stimmenden Abend".

Zur Situation auf der Palliativstation, die zur Inneren Medizin gehört und für zumeist unheilbar Kranke auf ihrem letzten Lebensabschnitt eingerichtet ist, sagte Bronisch: "Wir erleben Höhen und Tiefen in geballter Form. Da ist es wichtig, nicht selbst zu resignieren." Die Höhen auf einer Station, deren Hauptanliegen die Linderung vorhandener körperlicher und seelischer Beschwerden sind, seien natürlich seltener, so der Chefarzt. "Mir scheint aber, dass den Gläubigen in dieser Lebensphase die religiösen Formen Halt geben."

Mit diesem Thema beschäftigte sich unter anderem auch der Vortrag von Josef Römelt unter dem Titel "Schmerztherapie zwischen Patientenautonomie und ärztlichem Gewissen". Der Professor der Universität Erfurt sagte dazu: "Die Vertrautheit entlastet in Krisen." Deshalb sei der Glaube wichtig, "um das Leben aufgehoben zu wissen". Wichtig seien aber auch andere Menschen, Angehörige, denn das Gespräch mit ihnen ist eine Möglichkeit, mit den eigenen Schmerzen umzugehen.

"Die Menschen sollen über ihre Erfahrungen sprechen, damit der Schmerz eine Gestalt gewinnt", meinte Römelt. "Nur jeder Einzelne kann sagen, wie viel Schmerz er ertragen will und kann, was er erleiden will und was nicht. Der Arzt will und muss den Patienten dabei schützen, aber gleichzeitig auch zu große Erwartungen von der Schmerztherapie dämpfen", sagte Römelt.

Über religiöse Formen, die Gläubigen in finsterer Zeit Halt geben, referierte in der Feierstunde auch Frank Hiddemann von der Evangelischen Akademie Thüringen. Er nannte dafür das Beispiel Nachtgebet. Darüber hinaus müsse ein Christ eine generelle Haltung zum Tod einüben, sodass er gleichzeitig auch ein Bewusstsein für die Bewahrung entwickle, so Hiddemann. Denn so, wie sein Vortrag mit "Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen" (Psalm 90, 12) überschrieben war, bedeute es auch "Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir lebendig werden".

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 46 des 56. Jahrgangs (im Jahr 2006).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 20.11.2006

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