Jeder ist ein Licht Gottes
Gemeinden in Sandersdorf und Ballenstedt feiern ihr Kirchweihjubiläum
Wenn die Jugendband "ICHTYS" (griechisch "Fisch") zum Familiengottesdienst in Sandersdorf spielt, spüren vor allem die älteren Gemeindemitglieder, dass sich die Zeiten geändert haben. "Früher", erinnerte Pfarrer Matthias Weise , "war die Musik natürlich anders, und auch die Menschen." Doch damals wie heute sei die Gemeinde "Heimat" gewesen oder geworden.
Eine neue Heimat zu finden, dieses Ziel hatten die Gemeindegründer von St. Marien in Sandersdorf wie jene von St. Elisabeth in Ballenstedt. Ende des 19. Jahrhunderts war es die landwirtschaftliche Saisonarbeit, später auch die chemische und Metallindustrie und der Kohlebergbau, die viele aus den östlichen Gebieten stammende Katholiken nach Mitteldeutschland zog. Die Gründung von Gemeinden und der Bau von Kirchen war da nur eine Frage der Zeit.
Den Gotteshäusern beider Gemeinden sind die Jahrzehnte aber kaum anzusehen. Beide erstrahlen nach ihrer Renovierung in frischem Weiß. Trotzdem wissen besonders die älteren Gemeindemitglieder um die Veränderungen im Laufe der Jahre: "Wir hatten früher hier ein großes Christusbild", beschreibt die Ballenstedterin Erna Prahl die Wand hinter dem Altar. "Das ist jetzt weg, und auch der Altar."
Dafür entstanden jüngst ein neues Holzkreuz, ein neuer Altar, Ambo und Gestühl sowie ein Taufstein aus rotem Porphyr, zu deren Weihe Bischof Gerhard Feige an diesem Samstag eingeladen ist. Trotz der Veränderungen fühlen sich Erna Prahl und ihr Mann Aloysius, die wie viele Gemeindemitglieder aus Ostpreußen oder Oberschlesien kamen, in der St. Elisabeth-Gemeinde wohl. Und daran habe auch der im Juli vollzogene Gemeindeverbund mit Harzgerode und Gernrode nichts geändert. "Für uns Senioren ist das Angebot hier sehr gut", so Erna Prahl.
Auch in der Gemeinde Sandersdorf und im Gemeindeverbund mit Bitterfeld, Holzweißig und Gräfenhainichen ist viel los: Kirchenchor, Jugendgruppe, Senioren-, Bastel-, Gesprächs- und Caritaskreis oder auch die Mutter-Kind-Runde, die zum Kirchweihjubiläum 100 Papierkerzen bastelte. "Sie sind die lebendigen Lichter Gottes", erklärte Pfarrer Weise und meinte damit jeden Einzelnen. "Sie sind die lebendigen Bausteine, aus denen Christus seine Kirche baut." Und die Jugendband aus Holzweißig spielte das gleichnamige Lied, so dass jeder es spüren konnte: "Gott baut ein Haus, das lebt!"
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 20.11.2006