Nah am Menschen
Die Caritas in Görlitz feierte 85-jähriges Bestehen der Verbandsarbeit
Hartz IV und Ausbildungsmangel, Fremdenfeindlichkeit und Zukunftsängste: Sozialarbeit hat Konjunktur. Die Mitarbeiter der Caritas in Görlitz, die am 19. November mit vielen Gästen das 85- jährige Bestehen der Verbandsarbeit feierten, verstehen dies als einen besonderen kirchlichen Auftrag und als einen Dienst am Menschen, der die unveräußerliche Würde eines jeden akzeptiert. Die Caritas bietet in der Bischofsstadt heute nicht nur die verschiedensten sozialen Dienste wie Schuldnerberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung oder allgemeine soziale Beratung an, sondern ist auch Träger einer Sozialstation, eines Altenheimes sowie der Einjährigen Berufsfachschule für Pflege und Gesundheit.
Für Kreisstellenleiterin Ursula Wilkowski wichtige Bausteine des sozialen Engagements. Die wirtschaftliche Situation verschärfe sich, nicht zuletzt durch die Hartz- IV-Gesetze, die so manchen in die Armut getrieben habe. Gravierend sei die Entwicklung vor allem in der Schuldnerberatung. "Wir versuchen zu helfen, die finanzielle Situation in den Griff zu bekommen bis hin zur Haushaltsplanung." Entscheidend sei jedoch, dass sich die Menschen angenommen fühlen und Vertrauen finden und dass jeder auch in der größten Not seine Würde behält.
Die Arbeit der Caritas beschränke sich heute jedoch nicht nur auf die praktische Hilfe, betonte Diözesanadministrator Hubertus Zomack, der zugleich Erster Vorsitzender des Verbandes im Bistums Görlitz ist, in seiner Festpredigt. Wichtig sei es, für diejenigen die Stimme zu erheben, die in der Gesellschaft keine Lobby mehr haben. Orientierung biete dabei die heilige Elisabeth von Thüringen, die sich "über Standesschranken hinweg" für die Notleidenden ihrer Zeit eingesetzt habe. Nach dem Gottesdienst luden die Caritas- Mitarbeiter zu einem Empfang in das Klemens-Neumann-Heim ein, wo sich die Einrichtungen präsentierten.
Dass sich auch in Zukunft junge Menschen für einen sozialen Beruf entscheiden, ist das Ziel der Einjährigen Berufsfachschule für Pflege und Gesundheit. "Bei uns haben Schulabsolventen die Gelegenheit, sich ein Jahr lang in einem sozialen Beruf zu orientieren und Erfahrungen zu sammeln", erläutert Schulleiterin Rita Lehmann. Die Jugendlichen könnten sich in den Berufsfeldern Alten- und Krankenpflege, Kinderbetreuung und Ergotherapie erproben.
Eine wichtige Säule sei jedoch das Zusammenleben im Wohnheim, "bei dem die Mädchen und Jungen soziale Kompetenzen einüben". Eine gründliche Berufsvorbereitung im sozialen Bereich hält Rita Lehmann schon deswegen für notwendig, weil man während der Ausbildung durchaus spüren kann, dass man dafür nicht geeignet ist. Für die Qualität der Berufsfachschule spricht, dass die meisten Absolventen in der Sozialarbeit bleiben. In diesem Schuljahr nehmen 19 Mädchen und Jungen aus Görlitz und Umgebung an der Ausbildung teil.
Informationen
Einjährige Berufsfachschule für Pflege und Gesundheit
Tel. (0 35 81) - 40 10 36
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 27.11.2006