Heilung und Heil
Zum 75. Jubiläum denkt das St.-Elisabeth-Krankenhaus über seinen Auftrag nach
Unbeabsichtigt erinnerten die Blumen auch an die Namensgeberin des Krankenhauses, die für ihre Barmherzigkeit heiliggesprochene Thüringer Landgräfin, deren Statue der Künstler Markus Gläser im Hof der Einrichtung enthüllte. "Dieses Haus hat einen besonderen Platz in unserem Herzen", sagte Schwester Marianne Bremer, Provinzvikarin der Schwestern von der heiligen Elisabeth, die hier bis 1974 wirkten.
Das Krankenhaus kann seit der Gründung 1931 auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken bis hin zum heutigen, von der Kostendebatte geprägten Gesundheitssystem. Es sei wichtig, bei der Behandlung nicht nur über Kosten zu sprechen, sagte Geschäftsführer Dieter Blaßkiewitz. Patienten schätzten das Krankenhaus auch wegen der – vom Bistum finanzierten – Seelsorge.
Der christliche Sendungsauftrag des katholischen Krankenhauses stand im Mittelpunkt der Grußworte und der Jubiläums- Festakademie. Dietrich Grönemeyer, Professor für Radiologie und Mikrotherapie an der Privatuniversität Witten-Herdecke, plädierte für eine am Menschen ausgerichtete Medizin. "Die beste Diagnostik nützt nichts, wenn ich dem Patienten nicht zuhöre." Prävention, Eigenverantwortung und alternative Heilmethoden müssten im deutschen Gesundheitssystem gestärkt werden. Wie wichtig menschliche Zuwendung für die Gesundheit sei, zeigt laut Grönemeyer der Boom im Wellness-Bereich, für den genausoviel Geld ausgegeben werde wie für medizinische Versorgung. Menschen schätzten, dass man sich dort Zeit für sie nehme, sie berühre und sanftere Verfahren einsetze."
"Die Kirche will Hochleistungsmedizin, das zeigt die Ausstattung dieses Hauses", bekräftigte Prälat Hellmut Puschmann, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes. Bereits zu DDR-Zeiten hatte sich das Krankenhaus fachlich einen Namen gemacht, nicht zuletzt durch die mit westdeutscher Hilfe finanzierte Ausstattung. Heute zählt es zu den Zentren für Brusterkrankungen in Sachsen. Heilung und Heil, in diesen beiden Komponenten sah Puschmann die Leitlinien für das katholische Krankenhaus. In der Geschichte hätten Ordensschwestern und andere Mitarbeiter immer wieder bezeugt, dass "es in ihrem Leben eine Wertigkeit gibt, die nicht primär auf die eigene Sicherung angelegt ist, sondern dass ihnen das Wohl des Patienten über alles geht", so Puschmann. Die Sorge um Arme sei heute der wichtigste Auftrag kirchlicher Krankenhäuser, auch wenn ökonomische Zwänge gerade dieses Engagement schwierig machten. Der erste Schritt sei, Patienten "als Menschen wahrzunehmen, nicht als Kostenfaktor."
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 01.12.2006