Nordhausen in altem Glanz
Zweiter Bauabschnitt am Dom Zum Heiligen Kreuz wurde abgeschlossen
"Der Dom ist im Bewusstsein der Stadt neu angekommen", freut sich Pfarrer Richard Hentrich. Jahrhundertelang war dies anders, die Katholiken führten in Nordhausen ein Leben an der Stadtmauer, die dem Dom nach Westen hin Grenzen setzt. Mit Abschluss der Sanierung im Außenbereich ist Nordhausen stolz, den Dom zu haben. Und ein aktueller Reiseführer über Thüringen – erschienen im Goldstadt-Verlag – stellt heraus, dass der Dom das bedeutendste Bauwerk der Stadt ist.
Grundlegend für Jahrzehnte gesichert
Pfarrer Richard Hentrich und die katholischen Christen in und um Nordhausen sind froh, nach der Gemeinde-Erneuerung mit den Franziskanern im vergangenen Jahr nun auch die bauliche Erneuerung ihrer Kirche fast zum Abschluss gebracht zu haben. Die Nutzung des Domes ist somit für die Gemeinde in den nächsten Jahrzehnten gesichert. Aber auch alle anderen Bürger und die Besucher Nordhausens sind im Dom Zum Heiligen Kreuz weiter gern gesehene Gäste. Bewusst wird das Gotteshaus im Rahmen des Seelsorgeprojektes "Offene Kirche" für alle Interessenten täglich geöffnet. Einen ersten Vorgeschmack des künftig Möglichen bildete die Illumination, die den Dom am 3. Dezember in ein buntes Farbenmeer tauchte. Im Vorfeld fand in der Kirche ein Adventskonzert mit dem Michaelsteiner Kammerchor statt. Zur Illumination selbst gab es Orgelmusik und vom Turm erklangen die Bläser. Auch das ist neu in Nordhausen, waren die Türme doch bisher nur schwer begehbar.
Die Sanierung der Türme war ein Schwerpunkt der zurückliegenden Arbeiten, berichtet Pfarrer Hentrich. Glücklicherweise waren die romanischen Doppelarkaden fast vollständig erhalten. Vor zirka 200 Jahren – in einer Zeit, in der die Gemeinde klein und sehr arm war – mussten elf der insgesamt achtzehn romanischen Kostbarkeiten vermauert werden, um die Stabilität der Türme zu erhalten. Jetzt geben sie dem Bau ein Stück Geschichte und ein wesentliches Stück Schönheit zurück.
Der Dom zum Heiligen Kreuz hat eine über 1000-jährige Geschichte. Im Jahr 961 gründete Königin Mathilde auf dem Boden der Burganlage (seit 910 nachweisbar), die zu ihrem Witwensitz gehörte, ein Frauenstift. Um das Jahr 1000 erhält das Stift eine Kreuzpartikel durch Schenkung, möglicherweise durch Otto III. – ein Urenkel Mathildes – oder von Markgräfin Hidda, die von einer Wallfahrt nach Jerusalem ein Stückchen des Kreuzesholzes mitgebracht haben soll. Markgräfin Hidda wurde übrigens nach ihrem Tod im Dom begraben. 1220 wird das Frauenstift durch Kaiser Friedrich II. in ein Domherrenstift umgewandelt, was zu regen Bauarbeiten am Dom führte. Älteste Teile des Gotteshauses sind die Krypta und die beiden Turmkapellen, die um das Jahr 1130 errichtet wurden.
Spendenfreudigkeit und Dombauverein halfen mit
Der frühgotische Chorraum wurde 1267 eingeweiht. In ihm befinden sich sechs Stifterfiguren von 1270, die König Heinrich I., Königin Mathilde, Kaiser Otto I. und Kaiserin Adelheid sowie Kaiser Otto II. und Kaiserin Theophanu darstellen. Das Chorgestühl aus Eiche stammt aus der Zeit um 1380. Die Reformation überstand der Dom und blieb katholisch, da er die geistliche Heimat des reichsunmittelbaren Stiftes war. Nach dessen Auflösung im Jahr 1810 wurde der Dom Pfarrkirche für die katholischen Christen Nordhausens und der Umgebung.
Neben den Türmen – die heute von einem speziellen Außenputz geschützt werden – wurde die Choraußenseite und der Werkstein im Unterbereich des Domes saniert. Zudem wurden die Dächer neu mit Kupfer belegt und ein Glockenstuhl aus Holz ersetzt seinen Vorgänger aus Stahl. Das Material Holz nimmt die Schwingungen der Glocken besser auf.
Insgesamt wurden in den zurückliegenden Monaten in Nordhausen rund 900 000 Euro verbaut. Wobei Pfarrer Hentrich dankbar ist für die Spendenbereitschaft der Gemeinde, der Firmen und öffentlichen Institutionen. Sie machen es der Gemeinde leichter, den Eigenanteil zu erbringen. Unterstützt wurden Pfarrer Richard Hentrich und der Kirchenvorstand als Bauherren vom Nordhäuser Dombauverein und einer eigens gegründeten Baukommission, in der sich Gemeindemitglieder mit ihren Fähigkeit einbrachten.
Im einem noch nötigen dritten Bauabschnitt werden im Jahr 2007 die Mauer des Domhofes erneuert und Trockenlege-Arbeiten auf der Nordseite des Domes durchgeführt.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 20.12.2006