Mit Respekt vor den Alten
Bad Schmiedeberg: Gemeinde feierte 50-jähriges Kirchweihjubiläum

"Wie war es möglich, in sechs Monaten ein altes Fabrikgebäude abzureißen, die Ziegelsteine vom alten Mörtel zu befreien und daraus eine neue, für die damalige Zeit sehr moderne Kirche zu bauen? Und dies in Zeiten, wo es kaum Material gab, geschweige denn komfortable Baugeräte?" Dieses respektvolle Staunen stand über der Feier des 50. Weihetages der Pfarrkirche Maria Regina Pacis (Friedenskönigin) in Bad Schmiedeberg am 8. Dezember.
Ortspfarrer Friedrich Pittner ging darauf im Festgottesdienst ein und erinnerte an den Satz Hermann Hesses, "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben." Dankbar gedachte die Gemeinde in der Eucharistiefeier und der anschließenden Zeit der Begegnung der Anfänge, besonders auch an Kurat Claus Herold. Der damalige Neupriester habe mit seiner offenen, der Welt zugewandten Art die Gemeinde, die vor allem aus Heimatvertriebenen bestand, zum Blühen gebracht und ihr geholfen, sich ein Gotteshaus zu bauen, so Gemeindemitglied Josef Köstler in seinem Diavortrag.
Vor Herold hatten sich schon Pfarrer Ferdinand Weber und Vikar Johannes Bonin um die entstandene Gemeinde gesorgt. Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte es nur wenige katholische Christen in der Region gegeben. Anfang der 50er Jahre lebten 800 in Bad Schmiedeberg und weitere 800 im Umfeld. Der Bau einer Kirche wurde nötig, berichtete Dr. Köstler. Nach schwierigen Verhandlungen wurde der Umbau eines alten Fabrikgebäudes zu einer Kirche genehmigt. Das Gelände hatte Kurat Herold gekauft.
"Eine der Hauptschwierigkeiten war es, Bauholz zu beschaffen", so Köstler. Durch Verhandlungen mit einem russischen Offizier gelang dies schließlich. Später habe man gehört, dass der Offizier standrechtlich erschossen wurde. Am 8. Dezember 1956 konnte die Kirche schließlich konsekriert werden. Ein halbes Jahr später stand dann der Turm mit fünf in Apolda gegossenen Glocken und es konnte Glockenweihe gefeiert werden.
Heute leben viele Senioren in der Gemeinde. Sie waren am 9. Dezember zu einem Jubiläumsnachmittag beisammen. Jüngere Gemeindemitglieder gibt es nur noch wenige. "Wir hoffen, dass sich durch den Pfarrverbund mit Wittenberg neue Perspektiven für uns erschließen", so Kirchenvorstandsmitglied Gerd Rühle. Als die Kirche 1956 binnen kurzer Zeit gebaut wurde, war es schließlich auch die Solidarität von Menschen aus Nachbargemeinden bis nach Wittenberg hin und darüber hinaus, die dies in so kurzer Zeit in Schmiedeberg möglich machte.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 20.12.2006