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Aus der Region

Wenn Juden Weihnachten feiern

Das jüdisches Fest Chanukka fällt in die christliche Advents- und Weihnachtszeit

Kunst und Kitsch zum Fest: Der Chanukka-Markt in Berlin bietet eine große Auswahl. Foto: Matthias Holluba Wenn die Christen in diesem Jahr Weihnachten feiern, haben die Juden gerade eines ihrer Feste beendet: Chanukka, das Lichterfest.

Berlin hat viele Weihnachtsmärkte: einen umweltbewussten und einen mit Riesenrad, einen nordeuropäischen und einen künstlerischen, einen mittelalterlichen und einen bäuerlichen. Ein Markt ist etwas ganz Besonderes: Im Garten des Jüdischen Museums wird zum zweiten Mal zum Chanukka-Markt eingeladen. Dort findet der Besucher allerhand Kunst und Krempel und - wie es sich für einen solchen Markt gehört - auch Kulinarisches rund um das christliche Weihnachten und das jüdische Chanukka, die beide etwa um dieselbe Zeit gefeiert werden (siehe Stichwort). Entstanden ist die Idee zu diesem Markt im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit der Ausstellung "Weihnukka", die Verbindendes und Unterschiede beider Feste zum Thema hatte.

"Weihnukka" ist dabei ein spöttischer Begriff. Mit ihm kritisierten konservative Juden jene Glaubensbrüder, die - weil sie entweder mit Christen in einer Familie oder in einer christlich dominierten Umwelt lebten - Elemente von Weihnachten in ihr Chanukkafest einfließen ließen. Diese Tendenz war vor allem im Deutschland des Kaiserreiches und der Weimarer Republik verbreitet. Die Juden wollten so ihre Zugehörigkeit zur deutschen Kultur zeigen: Man stellte einen Tannenbaum in die Wohnung und feierte Weihnachten als Familienfest, ohne religiösen Hintergrund. Heute ist das vor allem in den USA verbreitet. In manchen Städten hat sich inzwischen ein Chanukkakult als Alternative zum Weihnachtsrummel entwickelt.

Vom Inhalt des Festes her haben Chanukka und Weihnachten keine Gemeinsamkeiten. Dennoch gibt es Ähnlichkeiten in der Festkultur. So wie zu Weihnachten der beleuchtete Tannenbaum gehört, ist es bei Chanukka der spezielle achtarmige Leuchter, die Chanukkia, an dem an jedem Abend des Festes ein Licht entzündet wird, bis alle acht Kerzen brennen. Dazu werden Segenssprüche gebetet und die Hymne "Zuflucht, Fels meiner Rettung gesungen". Erinnert wird damit an das Ölwunder bei der Wiedereinweihung des Jerusalemer Tempels: Im Tempel fand sich damals - so erzählt die Legende - nur eine Flasche mit geweihtem Öl für einen Tag, die dann aber acht Tage gereicht hat.

Weitere Ähnlichkeiten gibt es in kulinarischer Hinsicht: An die Stelle des Stollens treten bei Chanukka Latkas (Kartoffelpuffer) und Sufganiot (Spritzgebäck). Und schließlich gibt es zu Chanukka auch Geschenke für Kinder. Besonders beliebt ist dabei der Dreidel, ein Kreisel mit hebräischen Buchstaben. Mit ihm spielt man um Schoko-Geld oder Gummibärchen. Der Buchstabe, der beim Dreideldrehen oben liegt, zeigt an, was zu tun ist.



Informationen

Der Chanukka-Markt im Jüdischen Museum Berlin ist noch bis 31. Dezember täglich (außer Heiligabend) von 12 bis 18 Uhr geöffnet.



Stichwort - Das jüdische Fest Chanukka

Chanukka ist ein jüdisches Fest, das im Winter gefeiert wird. Es erinnert an ein Ereignis im zweiten Jahrhundert vor unserer christlichen Zeitrechnung: Im Jahr 164 (nach jüdischer Zählung im Jahr 3597) wurde die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem gefeiert. Dem war der Makkabäeraufstand der Juden Palästinas gegen hellenisierte Juden und makedonische Syrer vorausgegangen. Der im jüdischen Tempel errichtete heidnische Altar wurde von den Makkabäern beseitigt. Der jüdische Tempeldienst wurde wieder eingeführt. Chanukka gehört zu den weniger wichtigen Festen des Judentums, hat aber für Juden, die in christlich dominierten Regionen leben, wegen seiner Nähe zum Weihnachtsfest eine besondere Bedeutung. Das Fest beginnt am 25. Kislew und dauert acht Tage. Durch die Differenz zwischen dem jüdischen Mondkalender und unserem Sonnenkalender bewegt sich das Fest, fällt aber in die christliche Advents- und Weihnachtszeit. In diesem Jahr begann es am 15. Dezember und endet am 23. Dezember. (tdh)

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 51 des 56. Jahrgangs (im Jahr 2006).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 01.01.2007

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