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Bistum Görlitz

Im Dienst am Menschen

Auch an Weihnachten sorgen die Mitarbeiter der Görlitzer Caritas-Sozialstation für ihre Mitmenschen

Manchmal bleiben für die Patienten nur ein paar Minuten. Margitta Heinzelmann versucht, sich Zeit zu nehmen und die Arbeit in Ruhe zu erledigen. Fotos: Andreas Schuppert Görlitz - Während in den Weihnachtsstuben am Heiligen Abend die Lichter brennen und die Familien zusammen sind, gibt es Menschen, die sich für andere auf den Weg machen. Zum Beispiel, um Alte und Kranke zu betreuen.

Für Margitta Heinzelmann ist das Leben ein Schnellzug. Jedenfalls dann, wenn sie als Pfl egehelferin für die Caritas-Sozialstation St. Hedwig in Görlitz unterwegs ist. Auch am Weihnachtsabend und an den Feiertagen wird sie von Haus zu Haus ziehen, um bei den alten Menschen nach dem Rechten zu sehen. Eine Arbeit, die ihr nicht nur Spaß macht, sondern in der sie ihre Lebenserfüllung gefunden zu haben scheint. "Ich mache jeden Tag eine neue Entdeckung und lerne viel von meinen Patienten", sagt sie. Sich am Heiligen Abend ins Auto zu schwingen und die Senioren zu besuchen, macht ihr deshalb nichts aus. "Wir haben es schließlich mit Menschen zu tun, die auch im Alter Bedürfnisse haben", meint Margitta Heinzelmann.

Konkurrenz belebt das Geschäft

Dabei ist die Arbeit in einer Sozialstation heute alles andere als ein Zuckerschlecken. Auch hier belebt die Konkurrenz das Geschäft. Es wird minutiös geplant. Die Zeiten müssen genau eingehalten werden, für jeden Patienten stehen Margitta Heinzelmann nur ein paar Minuten zur Verfügung. Rein ins Auto, Parkplatz suchen. Das kann schlauchen, vor allem, wenn man in Zeitverzug gerät. Frau Heinzelmann versucht Ruhe zu bewahren, was ihr inzwischen ganz gut gelingt, wie sie sagt. "Ich empfi nde es nicht als Stress. Es gibt natürlich auch Leute, mit denen man nicht so gut auskommt, und jeder Tag ist auch nicht wie der andere. Aber ich bemühe mich, für alle ein offenes Ohr zu haben", sagt die evangelische Christin, die seit 1999 in der Görlitzer Caritas- Sozialstation beschäftigt ist.

Dennoch: Viel Zeit hat sie nicht. Ivanna-Dora Münch wartet schon an der Tür. "Was wollen Sie essen", fragt die Betreuerin. Manchmal muss sie laut sprechen, während sie ihre Patientin genau beobachtet. "Mit der Zeit entwickelt man ein Gefühl dafür, wie es den Menschen geht." Auch die Pfl eger müssten sich zurücknehmen und dem Patienten die Eigenständigkeit lassen, solange sie es wünschen. Schnell noch die Pflegedokumentation geschrieben, dann geht es schon wieder weiter.

Auch beim Ehepaar Berta und Otto Kuhnke wird Margitta Heinzelmann schon erwartet. Inzwischen wird auch die Frau von der Caritas-Sozialstation betreut. Die 87-Jährigen haben sechs Kinder, 20 Enkel und 20 Urenkel. "Mein Mann hat früher in der Druckerei gearbeitet und hat alles Mögliche gemacht", erzählt die Ehefrau, während ihr Gatte gefüttert wird. Berta Kuhnke ist froh, dass täglich die Schwestern und Betreuer von der Sozialstation kommen. "Wir werden wirklich gut versorgt." Margitta Heinzelmann verabschiedet sich vorerst von dem Ehepaar, denn an diesem Abend wird sie noch einmal wiederkommen. "Manche Patienten gehen wir zweimal besuchen."

Die 96-jährige Grete Pfitzner ist schon ganz hungrig, als Frau Heinzelmann kommt: Und sie sagt das auch. Zum Essen wird sie aus dem Bett gehoben. Die Arbeit in der Sozialstation ist körperlich anstrengend. Margitta Heinzelmann: "Dafür werden wir geschult, erlernen bestimmte Techniken, um uns die Arbeit zu erleichtern." Grete Pfitzner isst mit dem größten Appetit. "Ich bin jetzt für vier Tage nicht da", sagt die Betreuerin. "Von mir aus nicht", antwortet die Patientin. "Ich habe Sie so gerne hier, weil Sie immer so unfreundlich sind."

Der Computer ist erbarmungslos

Margitta Heinzelmann versteht diesen Humor und ist froh, wenn sie noch ein paar Minuten Zeit hat, um mit ihren Betreuten zu sprechen. Vielmehr kann sie sich aber nicht nehmen, denn das so genannte "Palm-Gerät", das sie mit sich führt, zeichnet die Zeiten genau auf, eine Art Mini-Computer, der den Ablauf der "Touren" registriert. "Der Computer ist erbarmungslos", meint Margitta Heinzelmann. Im Winter macht den Schwestern und Pfl egern, die zum überwiegenden Teil mit dem Auto unterwegs sind, auch das schlechte Wetter zu schaffen. Der Schnellzug des Lebens wird am Weihnachtsfest für Margitta Heinzelmann dann vielleicht ein bisschen langsamer fahren.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 51 des 56. Jahrgangs (im Jahr 2006).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 01.01.2007

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