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Bistum Magdeburg

Ein Ort des Lernens

Neuer pädagogischer Leiter will Magdeburger Roncalli-Haus stärker profilieren

Dr. Martin Klaus ist neuer Leiter des Roncalli-Hauses in Magdeburg. Magdeburg - Gut 100 Tage leitet Martin Klaus inzwischen das Magdeburger Roncalli- Haus und führt damit das langjährige Engagement seiner Vorgängerin Rosel Förster fort. Der Tag des Herrn sprach mit dem neuen pädagogischen Leiter des Bildungshauses. Herr Dr. Klaus, Sie sind inzwischen ein gutes Vierteljahr Leiter des zentralen Bildungshauses des Bistums. Welche Erfahrungen haben Sie bisher gesammelt?
    Ich bin im Oktober mitten in den laufenden Betrieb eingestiegen. Da galt es schnell die anfallenden Aufgaben zu bewältigen, also Kurse zu leiten, Abrechungen zu machen, das neue Jahresprogramm zu erstellen. Mir fällt aber etwa auch die Spülmaschine ein, die kaputt ging und ersetzt werden musste. All das haben wir bewältigt. Dankbar bin ich unseren Mitarbeitenden, die mich sehr wohlwollend aufgenommen haben.
Sie sprechen das neue Jahresprogramm an. Was werden Sie inhaltlich, aber auch hinsichtlich der grundsätzlichen Linie des Hauses fortführen? Welche neuen Akzente wollen Sie setzen?
    Mit der Leitung habe ich es übernommen, das Haus weiter zu profilieren. Der Betrieb läuft, und diesen gilt es fortzuführen. Im Laufe von zwei oder drei Jahren möchte ich dem Roncalli-Haus aber ein eindeutigeres pädagogisches Profil geben, so dass die Menschen im Land mit uns konkrete Bildungsziele verbinden.
    Unser Haus ist anerkannte Heimvolkshochschule. An die damit einhergehende staatliche Unterstützung ist der Auftrag geknüpft, ein offenes Programm für diese Stadt und unser Bundesland Sachsen-Anhalt anzubieten. Genau hier will ich ansetzen. Daneben ist und bleibt im Haus die Fachakademie für Haupt- und Nebenamtliche in der Gemeindepastoral beheimatet. Außerdem kommt die Hauptabteilung Pastoral des Bistums mit Gruppen zu uns, etwa, wenn es um die Familien- oder Frauenseelsorge geht. Und als Nebengeschäft gehört auch ein Stück Gastronomie und Übernachtungsbetrieb dazu. Die Vernetzung dieser Aufgaben gilt es weiterzuentwickeln. Darüber hinaus habe ich gemeinsam mit den anderen Bildungsträgern im Bistum die Auftrag, Angebote zu vernetzen und vergleichbare Aktivitäten zu bündeln.
Dieser Tage ist das Jahresprogramm 2007 des Roncalli-Hauses im Druck und im Internet erschienen. Was ist neu unter den Angeboten?
    Neu aufgenommen haben wir eine Grundqualifizierung für Kursleiter in der Erwachsenenbildung, die wir in Kooperation mit dem Landesverband der Volkshochschulen und der Ottovon- Guericke-Universität Magdeburg anbieten. Wir wollen damit Menschen ansprechen, die in der allgemeinen, in der betrieblichen oder politischen Erwachsenenbildung tätig sind, die über sicheres Fachwissen verfügen, aber für eine Lehrtätigkeit noch eine pädagogische Grundqualifikation brauchen. Ebenfalls neu ist ein Angebot für Beraterinnen und Berater und Supervisorinnen und -visoren. Gesellschaftliche Veränderungsprozesse in Organisationen und Arbeitsteams führen zu unterschiedlichen Formen des Widerstands, die der Angst- und Aggressionsbewältigung dienen. Das Seminar wird sich mit den verschiedenen Bewältigungsstrategien auseinandersetzen und Handlungsmöglichkeiten für Supervisoren und Berater reflektieren und aufzeigen. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Regionalgruppe der Deutschen Gesellschaft für Supervision statt.
Sie wurden in Oschersleben geboren, haben dann aber seit 1958 drei Jahrzehnte in der alten Bundesrepublik gelebt...
    Stimmt. Ich bin mit meinen fünf Geschwistern in der Nähe von Paderborn aufgewachsen, habe Pädagogik studiert, in Erziehungswissenschaft promoviert und die Ausbildung zum Diplom-Supervisor absolviert. Nach Jahren der Arbeit im Raum Frankfurt (Main) und im Meinberg-Institut in Paderborn wurde ich 1993 Leiter des Zentralreferates Personal und Bildung beim Diözesan-Caritasverband hier in Magdeburg und habe nun die Leitung des Roncalli- Hauses übernommen.
Was verstehen Sie als Erwachsenenbildner und Erziehungswissenschaftler in einer Einrichtung wie dem Roncalli- Haus unter Bildungsarbeit?
    Vor allem dies, Menschen Räume zu öffnen, damit sie sich bilden können. Unser Haus soll ein Ort des Lernens und der Reflexion im Hinblick auf Lebensqualität und Wertorientierung und zugleich eine ökumenisch offene Stätte der Begegnung sein. Gerade weil unsere Arbeit vom christlichen Menschenbild geprägt ist, sind auch Andersdenkende willkommen. Ein Beispiel: Nichtchristliche Kita-Leiterinnen etwa kommen ins Roncalli-Haus, weil sie sich bilden möchten. Indem sie dem Haus und seinen Mitarbeitern begegnen, kommen sie zugleich mit dem Christsein in Berührung.
Sie haben lange im Paderborn gearbeitet. Was ist in unseren Breiten anders?
    Hier geht es oftmals undogmatischer zu. Menschen trauen sich, einfache Fragen zu Kirche und Glauben zu stellen. Das ist gut so. Andererseits ist die Unkenntnis über das Christsein manchmal auch erschreckend groß. Wenn wir etwa Mitarbeitende aus Altenhilfeeinrichtungen schulen und diese keine Ahnung vom christlichen Leben haben, so kann dies für die Begleitung alter, christlich aufgewachsener Menschen eine große Hürde darstellen.
    Mir fällt auch ein anderer Umgang mit Autorität auf. Weniger ausgepägt scheint mir die Fähigkeit, mit Autoritäten Dinge auszuhandeln oder Gesagtes offen in Frage zu stellen, ohne dabei die Autorität ganz abzuschreiben.
Fragen: Eckhard Pohl
Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 4 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 25.01.2007

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