Ökumene muss Herzensanliegen sein
Dessau: Christen aus 13 Kirchen versammelten sich zu Begegnungstag
Traurigkeit, Ratlosigkeit, heiliger Zorn und Ungeduld im Blick auf die noch immer nicht vorhandene eucharistische Gemeinschaft, aber auch Erstaunen darüber, was schon alles geschieht und was gemeinsam möglich ist, prägten den ökumenischen Begegnungstag am 27. Januar in Dessau. Die Zusammenkunft sollte so etwas wie eine Etappe auf dem Weg zur Dritten Ökumenischen Versammlung sein, die vom 4. bis 9. September im rumänischen Sibiu (Hermannstadt) stattfindet, betonte der Geschäftsführer der ACK Sachsen- Anhalt, Hans-Joachim Marchio.
Auf die zentrale Bedeutung der Bereitschaft zur "Erneuerung der Herzen" und zu Buße und Umkehr wies die Referentin des Tages und Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, Barbara Rudolph (Frankfurt/Main), hin.
Eine Sammlung von Verbindlichkeiten
Sie stellte den Teilnehmern die 2001 in Straßburg unterzeichnete Charta Oecumenica vor. Das Neue dieser Erklärung gegenüber früheren Dokumenten wie etwa dem Lima-Papier (1982) sei die darin enthaltene "Sammlung von Selbstverpflichtungen". Weil auf der "Kopf-Ebene" schon so vieles diskutiert wurde, betone die Charta (im Kapitel II) "die Erneuerung der Herzen", so Frau Rudolph. Die Charta Oecumenica, die beim ökumenischen Kirchentag in Berlin 2003 ausdrücklich für Deutschland in Kraft gesetzt wurde, sei ein Dokument "ökumenischer Verbindlichkeiten, die die Kirchen in Europa gemeinsam eingehen". Denn zum Glauben an "die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche", wie es in Kapitel I der Charta heißt, gehöre das Mühen um die Einheit wesensmäßig dazu, so die Pastorin.
Wert lege das Papier zudem darauf, die geistlichen Gaben der verschiedenen christlichen Traditionen zu erkennen, voneinander zu lernen und die eigene Tradition gegebenenfalls kritisch zu hinterfragen. Dies geschehe etwa, wenn sich die orthodoxen Kirchen in Deutschland im Blick auf ihre Jugendarbeit Orientierung bei den westlichen Kirchen holten oder wenn vor einigen Jahren Papst Johannes Paul II. die Kirchen aufgefordert habe, zu überdenken, wie das Papstamt der Einheit aller dienen könne.
Aufforderung, regionale ACK zu gründen
Frau Rudolph ermutigte dazu, Orts-ACK’s zu gründen, weil Strukturen helfen könnten, unabhängig von Personen auch auf Dauer die Einheit anzustreben. Zudem regte sie an, auf Gemeindeoder regionaler Ebene eine Charta Oecumenica zu formulieren, wie dies etwa in Nienburg geschehen ist. Hans-Joachim Marchio mahnte die Gemeindeverbünde im Bistum, Ökumene-Beauftragte zu bestellen. Schließlich lebe die Ökumene vor allem vom Engagement Ehrenamtlicher.
Die Teilnehmer beschlossen den Begegnungstag mit der Feier eines ökumenischen Gottesdienstes in der St.-Georgen-Kirche.
Informationen
Wortlaut der Charta Oecumenica: Rubrik Dokumente unter www.bistumspresse.de und www.oekumene-ack.de
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 01.02.2007